Flucht und Vertreibung - Das Beispiel Jüchen

Die Idee, sich dem Thema „Flucht und Vertreibung“ am lokalen Beispiel anzunehmen, entstand in Jüchen selbst. Im Jahr 2015 entschloss man sich dort, zu diesem Zweck, mit Dr. Martin Rüther einen Historiker zu engagieren, der sich mit der lokalen Ausprägung dieses wichtigen Aspekts der Zeitgeschichte am Niederrhein bereits einige Jahre zuvor bei der Aufarbeitung der Geschichte der benachbarten Stadt Korschenbroich auseinandergesetzt hatte.

Schnell wurde Einigkeit darüber erzielt, dass das Projekt auf eine breite Grundlage zu stellen war, weil nur so die Chance besteht, es allgemeinverständlich und unter Berücksichtigung aller wichtigen Perspektiven darzustellen. Das bedeutete aber auch, dass für die Jahre 1944/45 sowohl die allgemeine Lage im Osten als auch jene im Westen zu skizzieren war, weil nur vor diesem Hintergrund das Schicksal jener Menschen verständlich werden konnte, die damals von Flucht und Vertreibung betroffen waren. Aber auch die damaligen Lebensumstände der Bewohner der „Aufnahmeregionen“, also der Menschen im Westen Deutschlands, galt es gebührend zu berücksichtigen.

Das alles dient hier nicht zuletzt als Grundlage dafür, dass die Nachgeborenen überhaupt in die Lage versetzt werden, die im Projektrahmen ebenfalls erarbeiteten Lebensgeschichten von Zeitzeugen zumindest ansatzweise verstehen und nachvollziehen zu können. Und es sind gerade deren Erinnerungen, die im Zentrum des gesamten Vorhabens stehen.

Es bleibt zu hoffen, dass sowohl das so entstandenen Buch als auch die begleitende Website insbesondere jüngere Menschen zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ anregt. Das erscheint gerade heute, wo dieses Thema (leider) wieder die Medien und die öffentliche Diskussion beherrscht, besonders wichtig. Niemand flieht freiwillig und verlässt aus freien Stücken seine angestammte Heimat. Und jene, die es - aus welchen Gründen auch immer – dann doch tun (müssen), sollte geholfen werden. Eine ganz wesentliche Unterstützung ist dabei nicht zuletzt der Versuch, die schwierige Lage der Betroffenen überhaupt erst einmal verstehen zu wollen.

Wenn diese Website dazu etwas beitragen kann, wäre schon viel erreicht. Wenn sie darüber hinaus bewirken könnte, dass das Thema – insbesondere auch im schulischen Rahmen – Beachtung findet, wären die ins Auge gefassten Ziele mehr als erreicht.