Appeasementpolitik

Der Begriff Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) bezeichnet eine Politik der Zugeständnisse, der Zurückhaltung, der Beschwichtigung und des Entgegenkommens gegenüber Aggressionen zur Vermeidung von Konflikten.

Im engeren Sinne steht der Begriff Appeasementpolitik für die heute negativ bewertete Politik des britischen Premierministers Neville Chamberlain und einer Gruppe britischer Politiker, die 1938 im Münchner Abkommen die Eingliederung des Sudetenlandes, später die Annexion Tschechiens, verbunden mit der Einrichtung des Protektorats Böhmen und Mähren, auf dem Gebiet der damaligen Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich toleriert hatten, um einen Krieg in Europa abzuwenden. Chamberlains Amtsvorgänger MacDonald hatte schon auf der Konferenz von Lausanne 1932 die Franzosen gedrängt, den deutschen Forderungen nach einer Revision des Versailler Vertrags nachzugeben, und gilt daher als „Vater" der Appeasement-Politik.

Bereits unmittelbar nach der Machtergreifung entzog sich Adolf Hitler den Beschränkungen die Deutschland durch den Versailler Vertrag auferlegt waren, durch Einleitung der Aufrüstung, Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland und Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Großbritannien zeigte teilweise Verständnis für diese Schritte und war zu Zugeständnissen an Hitler bereit. Das Land befand sich damals in einer schweren Wirtschaftskrise weshalb ihm ein Krieg als unmöglich erschien.

Großbritannien protestierte auch nicht gegen den Anschluss Österreichs, weil es diesen wegen der mangelnden Gegenwehr als interne Angelegenheit des Deutschen Reiches und Österreichs betrachtete. Erst als Hitler die Sudetenkrise herbeiführte und damit drohte, das Sudetenland zu besetzen, schien der Krieg unvermeidlich. Da Großbritannien jedoch immer noch nicht kriegsbereit war schloss es gemeinsam mit Frankreich auf einer internationalen Konferenz in München Ende September 1938 mit Hitler das Münchner Abkommen ab. Dieses erlaubte dem Deutschen Reich die Annexion der sudetendeutschen Gebiete. Großbritannien berief sich dabei vor allem auf das Selbstbestimmungsrechts der Völker, welches den Sudetendeutschen und Österreichern die Möglichkeit geben sollte, dem Deutschen Reich beizutreten wenn sie es selbst wünschten.

„Peace for our time", Chamberlain glaubte, als er aus München zurück kam, den Frieden gesichert zu haben. Aus heutiger Sicht wurde damit der Krieg jedoch nicht verhindert, sondern lediglich um einige Monate aufgeschoben. Nachdem Hitler am 15. März 1939 ohne Rücksprache mit den Garantiemächten des Münchener Abkommens das Protektorat Böhmen und Mähren errichtete, gaben Großbritannien und Frankreich Garantieerklärungen für Rumänien und Polen ab. Nach dem deutschen Angriff am 1. September 1939 auf Polen erklärten die beiden Westmächte aufgrund dieser Garantien Deutschland den Krieg.