Adalbert Probst

Geboren wurde er am 27. Juli 1900 im ostbayrischen Regensburg als Sohn eines Armeezahlmeisters und wuchs in Ingolstadt auf. Er machte eine kaufmännische Lehre und kämpfte in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs in der bayrischen Armee.

Die ersten, politisch explosiven Nachkriegsjahre erlebte er in München, Eggenfeld und Ingolstadt, schloss sich einem Freikorps an und nationalistischen, republikfeindlichen Aktivisten. 1922 musste er sich für einige Jahre nach Österreich absetzen. Doch in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre vollzog sich bei Adalbert Probst offenbar eine Wandlung, er fand zu einer tiefen Religiosität, wandte sich von seinen reaktionären Anschauungen ab und hin zu einem engagierten politischen Katholizismus.

1929 folgte er dem Ruf von Prälat Ludwig Wolker, dem „General“ und Organisator der katholischen Jugendbewegung, nach Düsseldorf und wurde darin zu einer der angesehensten Führungspersönlichkeiten, zunächst im Katholischen Jungmännerverband (KJMVD) und als Redakteur der katholischen Zeitschriften Die Wacht und Deutsche Jugendkraft. Im Zuge einer teilweisen Umorientierung der Jugendarbeit wurde Probst 1932 Beauftragter für den sogenannten „Geländesport“ und im Dezember 1933 Reichsführer des katholischen Sportverbandes Deutsche Jugendkraft (DJK), dem in jenem Jahr 243.294 Mitglieder angehörten.

Probst gehörte zu jener durch den Ersten Weltkrieg aus ihrer bürgerlichen Bahn und Berufsbildung herausgeschleuderten Generation der Zwanzig- bis Dreißigjährigen, deren Lebensinhalt durch die mittelalterliche Reichsidee, soldatische Tugenden und überbetonte nationale Ehrbegriffe geformt worden war. Nach dem Weltkrieg war er in eines der nationalen Freikorps eingetreten, hatte sich dann aber distanziert, als ihm die Entwicklung der nationalen Bewegung zum Nationalsozialismus mit seiner weltanschaulichen Haltung als Katholik nicht mehr vereinbar schien. Wenn auch Hinweise, wonach Probst in diesen Jahren aus der Kirche ausgetreten sein und in der SA den Posten eines Standartenführers bekleidet haben soll, letztlich ohne weitere Bestätigung blieben, kann doch seine Zugehörigkeit zum "rechtskatholischen Spektrum" als unbestritten gelten.

Als bei dem sogenannten Röhm-Putsch vom 30. Juni bis 2. Juli 1934 nicht nur die SA-Führung, , sondern auch zahlreiche Regimegegner und andere missliebige Personen, sogar der ehemalige Reichskanzler Kurt von Schleicher und engagierte Katholiken von Hitlers Anhängern umgebracht wurden, geriet ihnen auch Adalbert Probst in die Hände. Er befand sich in diesen Tagen gerade zum Besuch bei Ludwig Wolker, wurde dort verhaftet und vorgeblich „auf der Flucht erschossen“.

Zu den Gründen gibt es unterschiedliche Vermutungen. Naheliegend ist, dass in ihm und seinem großen DJK eine intolerable Konkurrenz zur HJ mit ihrem totalitären Anspruch, alle deutschen Jugendlichen zu erfassen, gesehen wurde. Probstens Mutter dagegen glaubte, dass er einfach zu viel wusste über führende NS-Funktionäre. Schließlich war er möglicherweise an Planungen konservativer Regimegegner für einen Staatsstreich gegen die NS-Diktatur beteiligt, wobei er als Verbindungsglied zwischen der Reichswehr und den St. Sebastian-Schützenbruderschaften hätte fungieren können.

Alfred Probst starb mit 34 Jahren und hinterließ seine Frau und einen achtjährigen Sohn. Seitens der katholischen Amtskirche blieb damals jeglicher Protest gegen diesen Mord an einem ihrer profiliertesten Jugendführer aus.