Jugendfilmstunde

Sowohl Adolf Hitler als auch Joseph Goebbels - beide große Filmliebhaber - sahen im Kino ein überaus geeignetes Mittel zur Erziehung der deutschen Bevölkerung zum "Neuen Menschen". Das galt natürlich in erster Linie für Kinder und Jugendliche: Beeindruckbar, begeisterungsfähig, politisch noch nicht festgelegt und vom Alter her prädestiniert für jede Art von Gruppenbildungen wurden sie systematisch mit verbilligten Eintrittspreisen, Jugendfilmstunden und Jugendfestvorstellungen in die Kinos gelockt.

Seit 1934 wurden die verschiedenen Veranstaltungsformen als "Jugendfilmstunden", die allen unter 18-Jährigen offen standen, institutionalisiert. In diesen Veranstaltungsreihen wurden, so der "Westdeutsche Beobachter", die - im Propagandaministerium ausgesuchten - "besten Filme des Jahres" angeboten, die den Jugendlichen zur "Belehrung, der Unterhaltung und Erbauung" dienen sollten. Da es jedoch nur wenig ausgesprochene Jugendfilme gab, wurde das Programm durch Wochenschauen, Dokumentar- sowie oft antisemitische Filme ergänzt.

Kurz nach Kriegsbeginn wurden die Kinobesitzer ab November 1939 verpflichtet, mindestens einen Sonntagvormittag pro Monat für Jugendfilmstunden zur Verfügung zu stellen. "Die jugendlichen Zuschauer", so eine Schilderung, "kamen in Scharen. Sobald sie Platz genommen hatten, wurden Lieder gespielt, wie sie in der Hitlerjugend gesungen wurden. Der Hauptfilm wurde von einem Sprecher eingeführt, der auf dessen Bedeutung für den aktuellen politischen Bezug hinwies. Daneben wurde empfohlen, wichtige Filme im Familienkreis zu diskutieren."

Aber auch die Schule wurde in die Organisation von Jugendfilmstunden eingebunden. Es kommt zur Durchführung "staatspolitischer Schulfilmveranstaltungen", in deren Rahmen - zumal während des Krieges - von der Gaufilmstelle propagandistisch gefärbte Filme wie etwa "Sieg im Westen" in den großen Kinos klassen- oder gar schulweise aufgeführt werden. Die Filminhalte wurden dann später im Schulunterricht weiter diskutiert und vertieft.