Hans Heinze

Hans Heinze wurde am 18. Oktober 1895 als dreizehntes von vierzehn Kindern in Elsterberg im Vogtland geboren und studierte in Leipzig Medizin. Nach der Promotion 1923 und seiner Assistenzarztzeit baute er dort als Oberarzt die kinder- und jugendpsychiatrische Klinik auf. Sein besonderes Interesse galt den damals unter Wissenschaftlern rege diskutierten Fragen der Eugenik und der endogenen Psychosen bei Kindern.

In Berlin wurde Heinze Leiter der kinderpsychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik (und ab 1934 parallel von der Landesheilanstalt Potsdam), wurde 1939 außerdem Dozent für Neurologie und Psychiatrie und 1943 außerplanmäßiger Professor. Im November 1938 übernahm er die Leitung der Landesanstalt Görden, die er als Kuratoriumsmitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Hirnforschung zu einer wichtigen Schaltstelle zwischen Hirnforschung und Patientenmord im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Politik machte.

Im folgenden Jahr wurde er in den „Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb-und anlagebedingten schweren Leiden“ berufen, einer Tarnorganisation im Amt II der „Kanzlei des Führers“, hinter der sich die Zentrale zur Vorbereitung und Organisation der Kinder-Euthanasie verbarg. Heinze gehörte dort neben Werner Catel und Ernst Wentzler zu dem dreiköpfigen Gutachterausschuss, der, ohne die Kinder je gesehen zu haben, nur aufgrund der Angaben von Amtsärzten in Meldebögen durch die Markierung mit einem einfachen roten Kreuz über die Einweisung in eine sogenannte Kinderfachabteilung, von denen er die erste in Görden selber eingerichtet hatte, und damit über Leben oder den höchstwahrscheinlichen Tod entschied.

Zeitweise war er auch als Gutachter für die Aktion T4 gegen Erwachsene tätig und leitete ab Januar 1942 in Görden eine Forschungsabteilung, die u.a. die Gehirne der Euthanasie-Opfer untersuchte.

Nach der deutschen Kapitulation lieb Heinze zunächst in der Anstalt Görden, bis er am 15.10.1945 verhaftet wurde. Nach sieben Jahren in sowjetischen Lagern und Zuchthäusern ging er 1952 nach Westdeutschland und erhielt 1954 die Leitung der Jugendpsychiatrischen Klinik in Wunstorf, wo er am 4. Februar 1983 verstarb, ohne dass in Westdeutschland je ein Ermittlungsverfahren gegen ihn durchgeführt worden wäre.