Pflegeanstalt Johannistal

Die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Johannistal war 1906 in Süchteln bei Viersen am Niederrhein mit 800 Betten eröffnet worden. Doch schon drei Jahre später war ein Erweiterungsbau erforderlich. Mitte der 1930er Jahre stieg die Zahl der Patienten auf 1.350 und wuchs einschließlich angegliederter Heime in der Umgebung und der Teilanstalt Waldniel-Hostert auf 2.500.

Die Menschen dort blieben auch nicht von der nationalsozialistischen Euthanasie-Politik verschont. Im Jahr 1941 begannen die Verlegungen in die Zwischenanstalten Andernach und Langenfeld und Patientenmorde durch Gas in Hadamar, wurden aber wegen Protesten von Seiten der Kirche, allen voran Bischof von Galen, unterbrochen. In Waldniel wurde im Jahr darauf eine sogenannte Kinderfachabteilung eingerichtet, in der mindestens 30 Kinder mit dem Schlafmittel Luminal getötet werden. 1943 wurden viele nach Ostdeutschland in die Anstalten Großschweidnitz oder Meseritz-Obrawalde gebracht und dort mit Medikamenten ermordet. Insgesamt fanden so schätzungsweise 1.500 Patienten aus Johannistal den Tod, ganz zu schweigen von den vielen, die man schlicht verhungern ließ. Bei Kriegsende jedenfalls lebten nur noch 630 Patienten in dieser Anstalt.