Dieses Lagertagebuch in Form von Aufsätzen verschiedener Schüler wurde (bereits damals lediglich in Kopie) dem NS-Dokumentationszentrum im Jahr 1999 ebenso von Fritz Jülich überlassen wie die anschließend präsentierten Fotos. Es behandelt die Verschickung der Euskirchener Westschule nach Heringsdorf vom 18. Mai bis zum 12. September 1941. Fritz Jülich, geboren im April 1928, erinnert mit Blick auf diese Verschickung das Folgendes:
"Unsere Verschickungsaktion erfolgte vom 18. Mai bis 12. September 1941. Mit einem Sonderzug (genau am Muttertag) wurde unsere Gruppe nach der Insel Usedom, nach Bad Heringsdorf verlegt. Unser Domizil war eine kleine Pension, Villa Conrad.
Die Verschickung war m.E. freiwillig. Ein Druck war nicht ausgeübt worden. Denn aus dem Kreis Euskirchen waren nur 26 Jungen und vier Kinder aus Köln dabei.
An den Lageralltag kann ich mich noch genau erinnern. In der kleinen Villa Conrad waren wir m.E. in einer Oase gegenüber den zahlreichen großen Lagern. Wir waren in verschiedenen Zimmern untergebracht, und es herrschte eine gewisse Disziplin, die von unserem Lagerleiter Herr Eupen und vom Lagermannschaftsführer Willy von Ey (Köln) überwacht wurde. Morgens erfolgte der Fahnenappell (in Uniform) und dann gab es ein gutes Frühstück.
Dann war Unterricht durch Herrn Eupen angesagt im großen Aufenthaltsraum. Mittags wurde entweder draußen oder drinnen sehr gut gegessen. Dabei war auch Küchendienst angeordnet. Vor allem wurden wir sagenhaft und reichlich verpflegt. Anschließend ging es zum Strand, wo wir sozusagen „freien Lauf“ in der Gruppe hatten. Nachmittags gab es Wanderungen - aber auch Geländespiele - mit ziemlicher Härte. Von Ey ließ immer schwächere gegen größere Jungen kämpfen. Wer nicht genug kämpfte, kriegte Prügel von ihm. Er war ein größenwahnsinniger Sadist.
Wir konnten ohne weiteres Briefkontakt zu den Eltern und Verwandten haben. M.E. wurde die Post nicht zensiert. Jedenfalls sind alle meine Briefe zu Hause angekommen, und ich habe auch Post bekommen.
Das Verhältnis zwischen dem Lagerleiter - Lehrer Eupen - und dem Lagermannschaftsführer war m.E. gut. Herr Eupen hatte seine Frau dabei und hatte wohl einen „FERIENEINSATZ“. Ich durfte ihn als Ältester im Unterricht vertreten. Mit von Ey hatte er wohl keine Probleme, der war kaum 17 Jahre und achtete von Eupen wohl.
Am 12. September 1941 erfolgte unsere Rückreise mit unserem Lehrer Eupen. Im Sonderzug war das mit von Ey kein Problem.
Für uns Landratten war der Aufenthalt an der Ostsee ein unvergeßliches Erlebnis. Viele aber hatten Heimweh. Aber unsere Familie Conrad mit den Frauen sorgte für häusliche Atmosphäre. Beeindruckend waren die Manöver der Kriegsmarine, ein Zielschiff, Flakübungen und unsere Schiffsausflüge nach Stettin und Swinemünde, Steilküste und viele andere Dinge. Mich hat die Kinderlandverschickung „geprägt“, das Gemeinschaftserlebnis war dominant.
Wir waren ja in der Kinderlandverschickung vor dem „Bombenkrieg“ in Sicherheit gebracht worden. Nach der Heimkehr erlebten wir dann ja die Luftangriffe in der Eifel, - Euskirchen war ständig Ziel - und wir vermißten die Ruhe. Schließlich wurde ich am 1.7.1944 im Rahmen einer vormilitärischen Ausbildung zur Flak eingezogen.
Ich war von Juli 1944 bis Anfang März 1945 im Raum Jülich eingesetzt und besuchte auch einen Unterführerlehrgang. Das war für mich also eine militärische Fortsetzung der Kinderlandverschickung.
Prägend war also diese Situation und bewog mich am 31.3.1948 in die Polizei einzutreten."
Vom Rhein zur Ostsee.
„Eine Bahnfahrt, die ist lustig, eine Bahnfahrt, die ist schön" - So kam ich am 16.Mai nach Hause getanzt. Meine Mutter sah von einer Näharbeit, für mich natürlich, auf und fragte kopfschüttelnd: „Was ist denn los?" „Am Sonntag um 17 Uhr geht‘s los!" Am nächsten Tage trippelte ich ganz bekümmert zur Schule und verabschiedete mich von meinem Lehrer und der Klasse. Am Sonntag, es war der 18. Mai, ging es dann mit meiner „Quetschmaschine" auf dem Rücken und dem Ranzen in der Hand zum Bahnhof. Ein Freund fuhr mir meinen schäbigen prallen Koffer
zur Bahn. Als der Zug abfuhr, flossen die Tränen eimerweise, und ich winkte, bis der Bahnhof außer Sicht war. Im Zuge begann schon gleich ein großes Wettessen, aber schließlich dachten wir an die lange Fahrt und wurden etwas vorsichtiger. In Köln hatten wir 2 Std. Aufenthalt, denn unser Sonderzug fuhr erst 20.26 ab. War das ein Drängen, Hasten und Keuchen! Jeder wollte einen guten Platz erwischen, und ein Wagen war zu wenig. Endlich saßen wir im Zuge und der Pfiff „Muß i denn zum Städele hinaus" aus der Bahnhofshalle. In flotter Fahrt sausten wir an Dörfern, Städten,
Wiesen und Wäldern vorbei. Frohe Menschen winkten uns zu, und wir machten ein großes Hallo. Mein „Quetschböggel" wurde unter großem Freudengeheul aus seinem Gefängnis befreit, und dann wurde musiziert und gesungen, nicht schön aber laut. In Wuppertal war alles an den Fenstern, um die Schwebebahn zu sehen. Nach durchfahrener Nacht brachte unser Zug uns durch Wälder, an den Havelseen vorbei in das Überschwemmungsgebiet der Elbe. Irgendeiner hatte das Gerücht aufgebracht, daß wir bald da wären, aber da hatten wir uns sehr getäuscht, denn es ging immer noch weiter in den Tag hinein. Die Hitze
drückte, und der Durst quälte. Am Abend erreichten wir endlich das Haff (es war der Prünestrom), und am liebsten wären wir alle ins Wasser gesprungen. Nicht lange dauerte es mehr, da lief unser Zug mit der johlenden und pfeifenden Menge Kinder in den Bahnhof Heringsdorf ein. Wieder meine „Quetschmachine" auf dem Buckel, den schweren Koffer und „meng Keß" in den Händen schleppte ich mich zum Sammelplatz, wo unser Lagerleiter uns in Empfang nahm. Und dann gings in unser neues Quartier. Unsere Pflegeeltern hatten uns schon Wasser und Seife bereitgestellt. Nach dem Essen fielen wir wie
nasse Säcke in die Betten und träumten einem neuen Tag entgegen.
Fritz Jülich
Dieser bekannte Badeort an der Ostküste Usedoms hat seinen Namen
von den Fischen, die hier gefangen werden. Noch vor 100 Jahren war es ein kleines, unbedeutendes Fischerdorf. Außer Heringen werden hier allerdings auch noch Aale, Flundern, Bleie, Plötze, Kabeljaue und Schellfische gefangen. Heringsdorf hat 2000 Einwohner und beherbergt im Sommer etwa 20 000 Gäste. Das hat seinen Grund in der überaus günstigen klimatischen Lage des Ortes. Heringsdorf hat breite Straßen und ein schönes Kurhaus. Die Häuser sind zum großen Teil veraltet und stammen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Es hat auch eine besonders reizvolle Umgebung mit großen Wäldern und vielen
Seen. Seine Nachbarorte sind das weniger schöne Ahlbeck und das jüngere, und in seinen Bauten bedeutend bessere Bansin.
Unser Lager
Das Haus in dem wir untergebracht sind, liegt in der Kulmstraße 4,
Ecke Klenzestraße. Es ist zwar klein, gehört aber zu den ältesten Häusern Heringsdorfs und ist von einem sauberen und schmucken Vorgarten umgeben. Im Untergeschoß haben wir hinter einer schönen Veranda unseren Tagesraum. Alle übrigen Räume des Hauses, es sind noch 8, dienen als Schlafzimmer. Unsere Wirtin, Frau Conrad, pflegt uns wie eine 2. Mutter. Das Essen, das sie uns kocht, schmeckt wie zu Hause und manchmal auch noch besser. Da braucht man sich nicht zu wundern, daß keiner Heimweh hat. Das Lager besteht aus 30 Jungen, einem Lagerleiter und dem
Mannschaftsführer. Der Lagerleiter, Herr Lehrer Eupen aus Kuchenheim, ist für das gesamte Lager verantwortlich und erteilt vormittags den Unterricht. Der Mannschaftsführer leitet den H.J.Dienst. Das Leben im Lager richtet sich nach einem bestimmten Dienstplan.
Eine Tagesordnung
7:00 Wecken, Schuhe putzen, Waschen, Anziehen, Bettenbauen,
7.50 Stubenabnahme,
8.00 Flaggenhissung,
8.05 Frühstück,
8.30 Gesundheitsappell,
8.45 Unterricht,
12.15 Mittagessen,
13.00 Mittagsruhe,
14.15 Aufgaben,
15.00 Putz- und Flickstunde,
16.00 Kaffee,
16.15 Strandaufenthalt,
18.30 Abendessen,
19.00 Politische Zeitungsschau,
19.25 Flaggeneinholung,
20.15 Stubenabnahme,
20.30 Bettruhe.
Beim Küchendienst
Das ist ein begehrter Dienst für uns: man schält recht langsam und versäumt ganz unbemerkt den Unterricht. Und was für ein Unsinn wird dabei gemacht! Morgens, wenn das Bäuchlein nach dem Frühstück gut gefüllt ist, fragen
wir zwei „Küchenbullen", ob wir zum Küchendienst gehen können. „Ja, los" antwortet der Lagerleiter „heute ist viel zu tun!" Dann sausen wir in die Küche um Messer zu holen, aber Frau Konrad poltert los: „Draußen bleiben, könnt wohl nicht die Schuhe abputzen, meine frisch geputzte Küche ist schon wieder schmutzig. Hier geb‘ ich euch Messer". Betreten verdrücken wir uns aus dem Küchenbereich Frau Konrads, holen uns Kartoffeln, eine Wanne voll Wasser und geben uns eifrig an die Arbeit. Dabei werden Witze gerissen und Geschichten von zu Hause erzählt, wobei der Eine noch mehr flunkert wie der Andere.
Natürlich beteuert jeder nur die „reinste" Wahrheit gesagt zu haben. Aber bei diesem Erzählen geht die Arbeit munter fort. Wir haben noch Möhren zu putzen und Erbsen zu entschoten und dann kann am nächsten Mittag ein feines Gericht auf dem Tische stehen: Kartoffeln, Erbsen und Möhrchen und Schweinebraten.
Fritz Jülich
Am Strande
Die schönsten Stunden des Tages verleben wir am Strande. Wenn nach dem Mittagessen das Signal zum Antreten über den Hof gellt, flitzen wir in unsere Reihe, weil wir wissen, daß es an die See geht. Einige Jungen bringen die Schaufeln nach. Wenn wir dann die Düne überschreiten und den Blick auf die See frei haben, geht es unter uns: „Sieh mal da, was für ein Kasten von Schiff!" So schwatzend, erreichen wir dann schließlich unsern Lagerplatz. Nachdem die Schaufeln verteilt sind und der Umriß unserer Burg bekannt ist, beginnen wir „im Schweiße unseres Angesichtes" zu schufften,
bis der Burgwall 1 ½ m hoch ist. Dann können wir uns, durch die neuen Wälle geschützt, in die Sonne legen und uns tüchtig bräunen lassen. Aber auch das wird man leid, und wir quälen unseren Lagerleiter so lange, bis er mit uns ins Wasser geht. Ist das eine Freude! Johlend stürzen wir uns in die Fluten. Schwimmen, das heißt mit dem Bauch über den Sand rutschen, kann jeder. Eine angeschwemmte Holzkiste ist für uns ein willkommenes Spielzeug. Bald geht es im Laufschritt zur Strandburg zurück, wo unsere Essenträger mit Knäckebrot und Kaffee angelangt sind.
Nach dieser kleinen Stärkung fangen wir an im Sande herum zu tollen: tiefe Löcher wurden gebaut, Gräben aufgeworfen, Sandschlachten geschlagen, bis schließlich die Zeit zum Abendessen kam.
W. Klein
An der Steilküste Usedoms.
Am 2. Pfingstage hieß es „Heute machen wir einen Ausmarsch nach dem Langeberg." Nachmittags marschierten wir ab und trafen unterwegs die Mädchen aus dem Kreise Euskirchen. Sie gingen mit uns. Bald kamen wir durch das schöne und gepflegt aussehende Bansin. Hinter dem Ort kamen wir in einen schönen Mischwald. Je tiefer wir eindrangen um so enger standen die Bäume, und um so höher ging es den Berg hinauf. Schließlich bogen wir nach Osten ab und waren erstaunt, als wir plötzlich das Meer sahen. Wir waren
an der Steilküste. 20 bis 25 Meter unten war das Meer, und ein Pfad führte uns am Rande der Küste entlang. Wir gingen nun bis an die Gaststätte „Langeberg" weiter. Von dort hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf das Meer. In der Nähe der Gaststätte machten wir Rast. Von da aus ging‘s wieder Richtung Heimat. Und da der Pfad nun steil hinab führte, hieß es: „Füße hochheben, damit wir nicht über die Wurzeln fallen." Den letzten Teil der Wanderung gingen wir am Strand entlang.
Peter Dümbgen
Eine Dampferbesichtigung.
Am 3. Juni lasen wir auf dem Dienstplan: 12 ½ Uhr Marsch nach Swinemünde, Dampferbesichtigung. Wir konnten die Zeit kaum erwarten, bis zum Antreten gepfiffen wurde. Schließlich ging‘s
los, durch Ahlbeck, an Küstenbefestigungen vorbei nach Swinemünde, wo wir in der Ferne schon ein Schiff in den Hafen einfahren sehen konnten. Es war die Brake und wir beeilten uns, damit wir nah sehen konnten, wie das Schiff festmachte. Herr Conrad, der uns zu dieser Besichtigung eingeladen hatte, erwartete uns an der Anlegestelle. Nachdem die Passagiere das Schiff verlassen hatten, durften wir es endlich besteigen. Ein Offizier führte uns zunächst zum Bug des Schiffes, wo wir die Ankerketten, [unleserlich] und das andere Gerät, das zum Festmachen des Schiffes
notwendig ist, sehen konnten. Dann kletterten wir mittschiffs in das Steuerhaus und auf die Kommandobrücke. Da erklärte uns der Offizier all die feinen Apparate, die notwendig sind ein so großes Schiff mit 4500 B.R.T. sicher durch die Meere zu steuern: den Maschinentelegraph, den Kompaß, das Steuerrad, den Funkpeiler, das Echolot, Barometer, das Chronometer, den Sextant und schließlich die großen Seekarten. Von hier wanderten wir an Unterkunftsräumen, Speisesälen, Kabinen vorbei und durften auch einen Blick in den Maschinenraum tun. Das Schiff, in England als Bananen-Dampfer gebaut, steht jetzt während
des Krieges im Seedienst Ostpreußen und fährt die Strecke Swinemünde, Danzig, Memel. Zu Beginn des Krieges war das Schiff auf einer Reise nach West-Indien und hat auf dem Rückwege die englische Blockade durchbrochen.
Nach Stettin
Am 29.6. versprach uns unser Lagerleiter auf dem Lagerfest
eine Fahrt nach Stettin. Soviel wir ihn auch fragten, wann wir führen, er sagte uns nichts. Erst am Abend des 10. Juli sagte er uns: „Morgen werden wir nach Stettin fahren!" Einige Kinder machten Freudensprünge. Da wir morgens um 4.00 Uhr aufstehen sollten, gingen wir abends schon um 8.00 Uhr ins Bett. Morgens hieß es dann: „Raus aus dem Bett!" Wir sahen uns gegenseitig an, ob dies denn schon möglich sei. Aber dann machten wir uns schnell fertig und tranken mit aller Gemütlichkeit Kaffee. Nun schnell zum Bahnhof! Aber die Uhr unseres Lehrers ging „nach", und so
hätten wir bald den Zug verpaßt. Doch es ging noch alles leidlich gut, und in voller Fahrt sausten wir nach Swinemünde. Dort angelangt, marschierten wir zum Hafen. Die Stunde Zeit, die uns noch bis zur Abfahrt unseres Dampfers blieb, benutzten wir zu einer eingehenden Hafenbesichtigung. Um 7.00 Uhr endlich fuhr uns unser Dampfer aus dem Hafen heraus. Unsere Fahrt ging durch die Swine und durch das Haff. Während uns die „Berlin" durch die Odermündung brachte, konnten wir die Sperrballone über Pölitz über dem Hydrinswerk sehen. Nun kamen wir an der Vulkanwerft vorbei,
wo zwei U-Boote und ein Flugzeugträger im Bau lagen. Jetzt legte das Schiff an und wir wanderten die Hakenterrasse hinauf, von der man einen guten Ausblick auf die Odermündung und den Hafen hat. In einem Museum sahen wir all die Schiffe, die von der Vulkanwerft gebaut waren, als Modell. Nun machten wir einen Rundgang durch Stettin. Der Monzelbrunnen stellt Stettin dar. Das Berliner Tor, das Königstor und das Schloß ließen uns erkennen, daß Stettin eine jüngere Stadt ist, es ist erst unter den Preußen groß geworden. Mittlerweile hatten wir aber einen mächtigen
Durst bekommen. Unser Lehrer versprach, uns auf dem Schiff etwas zu trinken zu geben. In der Kajüte des Dampfers wurde zuerst das Mittagsmahl eingenommen und nach langem Warten kam endlich für jeden eine Flasche Limonade. Diese tranken wir mit großer Hast. Inzwischen hatte unser Schiff die Heimreise schon angetreten und brachte uns in 3-stündiger Fahrt wieder nach Swinemünde. Von da ging es mit dem Zuge nach Heringsdorf. Jetzt waren wir von morgens 5 Uhr bis abends 7 Uhr unterwegs gewesen. Alle sagten: „Das war ein schöner Tag."
H. Ehses
Unser Lagerfest
Wir hatten uns vorgenommen, den Namenstag aller Kinder an einem Tage zu feiern. Weil unser Lehrer und noch viele Jungen Paul hießen, wurde das Fest am 29. Juni gefeiert. Es wurde ein regelrechtes Lagerfest, an dem auch die ganze Familie Conrad teilnahm. Mein Freund und ich wurden morgens früher
geweckt und machten lautlos die Dinge fertig. Dann bemalten wir uns das Gesicht und zogen uns alte Kleider an. Alles lachte über uns, und als der Lehrer herein kam, übergaben wir ihm die Geschenke. Bei dem schönen Wetter wollten wir das Fest draußen feiern. Wir trugen deshalb nach dem Kaffee die Tische und Stühle auf den Hof. Die Namenstagskinder durften sich an einen besonderen Tisch setzen. Mittags gab es ein Festessen: Kartoffel mit Rouladen und Eis. Für den Nachmittagskaffee hatten Conrads tüchtig gebacken und jedes Kind hatte wenigsten sieben Stücke Kuchen. Nun wurde eine Verlosung veranstaltet und alle wollten das
Glück versuchen. Man konnte mancherlei gewinnen: Muscheln, Alben, Briefpapier, sogar Strümpfe und eine Turnhose konnte man gewinnen. Abends gab es Butterbrote und Most. Wir meinten, wir bekämen eine Magenerweiterung. Zum guten Schluß wurde musiziert und gesungen. Und dann ging‘s ins Bett.
Josef Weiser
Namensverzeichnis
Euskirchen:
Biermann, W., Entenpfuhl 14
Esser, H., Klosterstr. 34
Jülich, F., Eupenerstr. 9
Lohn, J., Ad. Hitlerstr. 70
Pichler, H., Herm.Göringstr.17a
Renn, P., Winkelpfad 25
Schorn, H., Disternichertorwall 39
Weiser, J., Memelstraße 8
Münstereifel:
Baum, B., Unnaustraße 15
Baum, G., Unnaustraße 15
Hamacher, H., Turmstraße 4
Metzen, J., Teichstr.19
Ober-Liblar:
Dümbgen, P., Bahnhofstr. 35
Ehses, H., Schlunkweg 4
Michaelski, F., Donatusstr.13
Prevoo, K., Donatusstr. 2
Roitzheim:
Karls, H., Hauptstr.4
Kneisel, P., Hauptstraße 52
Schnitz, P., Kirchstraße 36
Dürscheven:
Klein, H.W., Hindenburgstr. 35c
Tüttenberg, M., Ad. Hitlerstr. 36c
Fürmenich:
Joisten, B., Satzweier Weg 94
Klein, W., Hauptstr.116a
Billig:
Schmitz, W., Hauptstr. 30
Wißkirchen:
Pick, J., Gartenstr.
Köln – Kalk:
Breidenbach, H., Kroppacher Str. 5
Kuhnigk, G., Rolshover Str.106
Putz, J., Kroppacher Str. 2
Wipperfürth, S., Rolshoverstr. 63
Zimmermann, E., Rolshover Str. 127
Lagermannschaftsführer:
W.v.Eig, Köln-Kalk, Martin Köllenstr. 14
Helmut Böse, Essen-Ruhr,Gustloffstr. 35
Walter Giertz, Buckhagen ü.Kappeln Schlesw.-Holst.
Lagerleiter
Paul Eupen, Kuchenheim Bez.Köln – Schule
Wenn der Führer Böse heißt
Selten er die Art beweist.
Doch gerne hier vor mancher Nacht
Die Betten er zuschanden macht.
Der andre mit dem bös' Gesicht,
der schätzt das "Maul" der Kölner nicht.
Der Haß kommt ihm von dieser Art,
mit Zornesworten er nicht spart.
In dem Zimmer 1 haust Puck
Doch nicht zu segensreichen Gluck
Er schwatzt verboten selbst im Schlaf
Drum trifft ihn häufig eine Straf!
Und erst in der Nummer vier
Wohnt des ganzen Lagers Zier
Wipperfürth, die Edelsau
Und Esser ist nur Eselschlau.
Oben wohnt der Mümmelmann,
der beim Schmaus nur mümmeln kann,
und der freche Weiser lacht,
hat sicher einen Witz gemacht.
In dem großen Zimmer acht
Es am Abend häufig kracht.
Es schweigt der Mund, es fällt kein Wort
Doch alle reden munter fort.
Tüttenberg, die Rutschebahn,
hat ein Stinktier wohl als Ahn.
Doch der lange Bruno Baum
Verachtet seinen Meister kaum.
Doch erst in der Stube neun
Könnt ihr euch des Anblicks freu'n
Fett und dumm und äußerst rund
Tut das Herrchen Schorn sich kund.
Im Schwatzen führet alle an
Das lust'ge Äffchen "Kleinbanan".
In Stube elf schweigt Dümbgen nie,
da haust das "Schwein" der Kompanie
Nun ist das kurze Liedlein aus.
Humor, den hörtet ihr heraus.
Wer nicht mit einem Wort bedacht
Der hat doch wenigstens gelacht.
KLV-Lager "Villa Conrad", Heringsdorf: Sandburg "Conradsheim", verziert mit eingearbeitetem Hakenkreuz und KLV-Zeichen
KLV-Lager "Villa Conrad", Heringsdorf: Gruppenbild bei einem Ausflug zur "Hakenterrasse" in Stettin, im Hintergrund rechts ein deutscher Flugzeugträger