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KLV-Lagertagebuch Günter Berger (Ahlbeck, 1941)

Dieses Lagertagebuch wurde dem NS-Dokumentationszentrum im Jahr 1999 von Günter Berger überlassen, wo es unter der Signatur E 860 archiviert ist.

Der im Dezember 1927 geborene Schüler der Kölner „Aufbauschule für Jungen“ in der Burgunderstraße war im Sommer 1941 nach Ahlbeck auf Usedom verschickt, wo er mit seiner Klasse im „KLV-Lager 666 Zentralhotel“ unterkam.

Aus der gleichen Verschickung liegen hier noch die Lagertagebücher von Rolf Acker und Eberhard Rischke vor.

Zu seiner Verschickung teilte er 1999 mit: „An einer Verschickungsaktion nach Ahlbeck (Usedom) nahm ich vom 1. Mai - September 1941 teil. Über eine Verschickung unter Zwang / Druck ist mir nichts bekannt. Die Teilnahme erfolgte freiwillig und mit Zustimmung der Eltern. Postkontrollen - von uns nach Hause oder umgekehrt - gab es nicht.

Wir hatten Lehrer Dr. Acker als Lagerleiter. Die Rückfahrt erfolgte als Zugreise in Begleitung des Lagerleiters.

Aus Köln ist für mich erinnernswert: Nach dem großen Angriff am 29.06./30.06.1943, bei dem auch unsere Schule zerstört wurde, bin ich morgens zur Schule gefahren und dann zu Fuß über die Boiche (?) nach Hause gegangen. Es war die Hölle. Ein Hauseingang war zusammengestürzt. Aus dem Trümmerberg ragte nur eine Hand hervor. Dieses Bild begleitet mich durch das Leben.“

"Die Jugend ist der Bauherr des Dritten Reiches"
"Der deutsche Junge der Zukunft muß rank und schlank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl."
Adolf Hitler.

 

Tage-Buch

für den Aufenthalt im

OSTSEEBAD Ahlbeck!

KLV.-Lager 666
Z e n t r a l h o t e l
Ahlbeck – Seebad
Dünenstraße 9

 

Zur Erinnerung an Ostseebad "Ahlbeck"

Abfahrt von Köln:

Am Montag, den 19.5.41, um 20.26 Uhr fuhr ein Sonderzug der erweiterten Kinderlandverschickung unter brausendem Jubel aus dem Deutzer Bahnhof aus. Tausende Kölner Jungen und Mädel fahren mit leuchtenden Augen nach Ahlbeck an der Ostsee.

 

Die Fahrt:

Die Bahnfahrt war für jeden Kölner ein großes Erlebnis. Große Städte, Dörfer, Ackerland und Felder wechselten ununterbrochen ab. Die Pommerische Seenplatte erregte besonderes Interesse. Die Nacht war auch sehr schön. Es wurde gelesen oder gesungen.

Ankunft in Ahlbeck.

Am Dienstag, den 20.5.41 um 19.30 Uhr lief der Sonderzug endlich nach langer Fahrt in den Bahnhof von Ahlbeck ein.

Wir wurden von unserem Lagerleiter Dr. Acker feierlichst begrüßt und nach unserem Lager geführt. Nach kurzem Marsch erreichten wir den Bestimmungsort. Von dort erblickten wir zum ersten Male das weite Meer. Nach eifrigem Betrachtungen wurden uns durch Dr. Acker die Stuben zugeteilt.

„Unser Lager“

Zentralhotel

Das Zentralhotel:

Ist ein stattlicher Bau. Es enthält 20 Zimmer. 16 derselben wurde durch uns 38 Jungen gelegt. Dr. Acker faßte in Zimmer 1 Quartier.

Ich wurde mit noch 3 anderen Kameraden in Zimmer 10 quartiert. Es ist das schönste Zimmer.

Die Besitzerin des Zentralhotel.

Dem Günter gewidmet von Ursula ...

Der Lagerleiter

Dr. Acker

Das Meer

D i e n s t p l a n .
(22.5.41 bis 24.5.41)

7.00 Uhr Wecken
7.10 Uhr Frühsport
7.40 Uhr Waschen, Anziehen und Bettenbau.
8.00 Uhr Kaffee
8.30 Uhr Spielen am Strande od. Unterricht
9.00 Uhr II. Frühstück
10.00 Uhr Unterricht
10.30 Uhr Worte des Lagerleiters.
11.00 Uhr Ordnungsdienst
12.00 Uhr Freizeit
12.30 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Ausmarsch od. Bettruhe
15.00 Uhr Kaffee
15.30 Uhr Singstunde
16.00 Uhr Lagerspiel am Strande
17.30 Uhr Polit. Tagesschau.
19.00 Uhr Abendessen
19.45 Uhr Presseschau
20.00 Uhr Abhören der Nachrichten
20.30 Uhr Bettruhe.

Tagebuch

Mittwoch, den 21.5.1941

Wir Jungen lernen das Hotel bei Tageslicht gründlich kennen und werden in alle Geheimnisse eingeweiht. Wir packen unsere Koffer aus und verstauen unsere "Klamotten" in dem Schrank. Am Abend ist Besichtigung durch den L.m.f., ob alles soldatenmäßig auf Kante liegt.

Donnerstag, den 22.5.1941

Wir machen eine kleine Strandwanderung zum nächstgelegenen Badeort "Heringsdorf". Wir ergötzen und erfreuen uns an dem Wellenspiel des Meeres.

Freitag, den 23.5.1941

Trotzdem es noch nicht warm ist, gehen wir zum Strande und vertreiben uns durch Nachlaufen, Ballspiel und Buddeln die Zeit.

Samstag, den 24.5.1941

Ein Geländespiel im Walde steigt. Das Spiel war für alle interessant und lehrreich.

Sonntag, den 25.5.1941

Morgenwanderung nach Heringsdorf und Kirchgang. Da die pommersche Gegend evangelisch ist, hat man als katholisches Gotteshaus nur eine kleine Kapelle. Sonntagnachmittags kamen Gisbert, Karlheinz und ich nach Stube 11. Jetzt sind wir drei Freunde glücklich beisammen. Stube 11 ist ein kleines, gemütliches Zimmer und liegt auf der Seeseite.

Wir sind überglücklich. Abends, als wir in die Falle stiegen, waren wir mehr als zufrieden.

Montag, den 26.5.1941

Wir haben im Tagesraum zu unserem Entsetzen "Schule". Am Nachmittag machen wir die Aufgaben und sind später am Strand.

Dienstag, den 27.5.1941

Wir lernen die Umgegend durch Streifereien kennen. Spiel am Strand.

Mittwoch, den 28.5.1941

Die Schule, das Martyrium an der Ostsee, fällt leider nicht aus. Danach gehen wir zum Strand.

Donnerstag, den 29.5.1941

Nichts Besonderes.

Freitag, den 30.5.1941

Nichts Nennenswertes.

Samstag, den 31.5.1941

Ordnungsdienst auf dem beliebten Plätzchen.

 

Sonntag, den 1.6.1941

Wir haben sehr schönes Wetter. Anschließend an den Kirchgang marschieren wir zur Thingstätte. Dort fand eine Kundgebung des Kreisleiters statt. Eine Bansiner Singschar sang uns ein schönes Lied vor, von dem wir leider nichts verstehen konnten.

Montag, den 2.6.1941

Die Schule fiel aus. Wir gingen morgens zum Strand. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zum Wolgastsee. Der Weg war weit und wir wurden sehr müde. Besonders die Sonne machte uns viel zu schaffen. Sonst war die kleine Reise sehr schön. Gisbert mußte leider zu Hause bleiben, weil Herr Dr. Acker ihn damit bestrafen wollte für einen geringfügigen Anlaß.

Dienstag, den 3.6.1941

Wir nahmen in der Badeanstalt ein Warmbad. Ferner mußten wir Strümpfe waschen?!?!

Mittwoch, den 4.6.1941

Wir veranstalteten einen lustigen Nachmittag. Das ganze Lager wirkte mit.

Donnerstag, den 5.6.1941

Da die Sonne scheint, sind wir den ganzen Nachmittag über am Strande.

Freitag, den 6.6.1941

Nichts Besonderes.

Samstag, den 7.6.1941

"Ordnungsdienst".

Sonntag, den 8.6.1941

Am Morgen "Kirchgang nach Heringsdorf". Am Nachmittag "Marsch nach Swinemündung".

Montag, den 9.6.1941

Nichts Besonderes. Wir ziehen nach Stube 9.

Dienstag, den 10.6.1941

Handballspiel gegen Haus "Elfriede": 6:2. Dr. Acker holt seine Frau ins Lager.

Vom 10.-24.6. geschieht nichts Besonderes.

Mittwoch, den 24.6.1941 [richtig: 25.6.1941]

Wir machen eine Dampferfahrt nach Stettin.

Stube 9

Günter Berger

Eine Dampferfahrt nach Stettin.

Langsam dämmerte der Morgen. Leichte und dünne Nebelstreifen verhüllten alles in ein ungewisses etwas. Es war ruhig und still im Zentralhotel, im K-L-V-Lager. In der Ferne rauschte das weite unendliche Meer. Plötzlich wurde die morgendliche Stille jäh unterbrochen. Ein Pfiff tönte durch das Haus und eine Stimme brüllte "Aufstehen". Im Nu waren wir 40 verschlafenen Jungen aus den Betten und in die Kleider geschlüpft. Dann ging es schnell runter in den Tagesraum zum Kaffeeempfang. 5 doppelte, leckere Stullen waren schnell verpackt und ebensoschnell waren 4 Teller Milchsuppe verputzt. Wenige Minuten darauf befanden wir uns singend auf dem Weg nach Swinemünde.

Bald hatten wir den Hafen von Swinemünde erreicht. Im Gänsemarsch ging es auf den bereitliegenden Dampfer "Berlin". Nach kurzer Zeit begann der Rumpf des Schiffes leicht zu zittern. Die Schrauben drehten sich immer schneller. Das Wasser spritzte hoch auf. Die Fahrt nahm ihren Lauf.

Langsam drehte das Schiff und fuhr durch den Hafen. Es war ein schönes Bild für uns. Frachter, Schleppkähne und Tanker ließen wir hinter uns zurück. Der Himmel blau und wolkenlos. Strahlend stieg am Horizont die Sonne auf. Sogar das Führerschiff "Aviso Grille" (?) kam in unser Blickfeld. Es war ein stolzer Segler. Langsam durchfuhren wir bald darauf die Kaiserfahrt. Mit Staunen betrachteten wir einen leichten, getarnten Kreuzer. Wir waren in diesem Moment alle stolz auf unsere Kriegsmarine.

 

Nachdem wir die Swine durchfahren hatten, gelangten wir in das Haff. Die Ufer von Usedom und Wollin entschwanden bald unseren Augen. Nun war weit und breit Meer. Ein schöner Anblick. Nun wurde es langsam heiß. Die Berlin stampfte schwer durch die Wogen. Ab und zu begegnete uns auch ein Passagierschiff. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir das Ende des Haffs und fuhren in die Odermündung ein. Die Ufer zogen jetzt wieder links und rechts an uns vorbei. Bald tauchten in der Ferne die Fabrikanlagen von Stettin auf, welche mit einer dicht angelegten Ballonsperre geschützt waren.

Plötzlich sahen wir in der Ferne einen Mastenwald. "Stettin". Unser Ziel war erreicht. Der Dampfer drehte und fuhr langsam in den Hafen ein. Ein herrliches, stolzes Bild. Schiff reihte sich an Schiff. Handelsdamp-

fer, Seeschiffe, Frachter, halbfertige und fertige U-Boote, Motorboote, Docks, Werfte, Lagerräume und zuletzt sogar einen großen halbfertiger Flugzeugträger bekamen wir zu sehen. Ein Stolz der deutschen Kriegsmarine.

Gleich darauf legten wir an. Alles stieg aus. Wir besichtigten bis zur Abfahrt des Dampfers, in 3 Stunden, Stettin. Wir bekamen viel zu sehen. Alle Sehenswürdigkeiten der Stadt wurden besichtigt. Es ging durch große, breite Straßen und kleine winklige Gäßchen. Eine schmucke, reichverzierte Kirche wurde genau durchforscht. Ein Schloß mit einer sinnreichen Uhr wurde nicht vergessen. Nach 3 stündiger Besichtigung erreichten wir wieder müde unser Schiff. Die Heimfahrt ging gut vonstatten. Um 6 Uhr waren wir wieder in Ahlbeck. Die schöne Fahrt, auf welche wir uns so sehr gefreut, war beendet.

Die „Lagermannschaft“

„Am Strande“

„Schulunterricht am Strande“

 

Tischsprüche

Ob Tische und Stühle sich biegen, wir werden den Fraß schon runterkriegen.

Es ißt der Mensch, es frißt das Pferd, doch heute ist es umgekehrt.

Wir haben Hunger, wir haben Durst, und was wir Essen ist uns wurst.

Dem, der sich immer redlich müht, dem wünsch' ich guten Appetit, Wer aber träge ist und faul, dem wünsch' ich einen Frosch ins Maul.

Frisches Wasser, trocknes Brot, macht Augen klar und Wangen rot.

Beim Essen darfst du nicht sprechen, sonst mußt du dafür blechen.

Das beste Wappenschild der Welt, das ist der Pflug im Ackerfeld.

Wer sich mit Max Schmeling will messen, der muß bei uns zu Mittag essen.

Alle Leute sollen leben, die uns was zu Essen geben, Alle Leute sollen sterben, die uns unseren Fraß verderben.

Donnerstag, den 25.6.1941

Strandspiele. Sonst der übliche Dienstplan.

Donnerstag, den 26.6.1941

Die Sonne scheint jeden Tag heiß vom Himmel und da wir immer am Strand sind, werden wir langsam braun.

Freitag, den 27.6.1941

Sport am Morgen. Handballspiel der ersten Mannschaft gegen die zweite. Am Nachmittag startete ein Spiel gegen Haus "Jungbrunn".

Samstag, den 28.6.1941

Der "beliebte" Ordnungsdienst steigt! Wir gehen in der See schwimmen! + 30 ° im Schatten.

Sonntag, den 29.6.1941

Am Morgen Kirchgang. Sonst den ganzen Tag über schlechtes Wetter.

Die ersten Gästen finden sich ein.

Montag, den 30.6.1941

Gisbert hat Geburtstag. Er verlief ziemlich trocken. Sonst nichts Außergewöhnliches.

Dienstag, den 1.7.1941

Karl-Heinz hat Geburtstag. Auch bei ihm kann von keinem Fest die Rede sein. Gisbert und Walter kommen zu ihrem größten "Entsetzen" nach Haus "Elfriede" auf Stube 27 b.

Mittwoch, den 2.7.1941

Ankunft von Lehrer Heidmann u. 13 Mann aus Köln. Karlheinz und ich kommen auf Stube 8.

Donnerstag, den 3.7.1941

Schönes Wetter. 2 x baden.

Freitag, den 4.7.1941

Nichts Besonderes.

Samstag, den 5.7.1941

Besteigung des Leuchtturms. Gisbert u. Walter von "Elfriede" zurückgekehrt. Wieder auf Stube 9. 2 Pkt. v. Abels in der Woche.

Sonntag, den 6.7.1941

Kirchgang, Marsch zum Bismarckturm. Am Abend: Rudi Müller (Ader) Scheibe.

Küchenzettel:

Kaffee: 3 Schnitten (1 Honig, 1 Butter, 1 Marmelade)
2. Frühst.: 1 Käseschnitte
Mittag: Kartoffeln, Tunke, Möhren u. Kalbfleisch.
Kaffee: 3 Stück Kuchen.
Abendessen: 3 Schnitten (1 Leber-, 1 Zungenwurst und 1 Käseschnitte)

Der Bismarckturm

„Unserem Bismarck

 

Montag, den 7.7.1941

2 x baden. Große Hitze. Kino: "Ohm Krüger".

Dienstag, den 8.7.1941

2 x baden. Schönes Wetter.

Mittwoch, den 9.7.1941

Bettwechsel auf der Stube - Gisbert u. ich -. 1 Tafel Schokolade. Warmbad - wiegen= 40 kg -, 3 x baden.

Donnerstag, den 10.7.1941

2 x baden.

Freitag, den 11.7.1941

Nichts Besonderes.

Samstag, den 12.7.1941

2 x baden. 2 Pkte (Abels u. Hause).

Sonntag, den 13.7.1941

Kirchgang, Zugfahrt nach Zinnowitz (30 km) 3/4 Stunde Bahnfahrt, dort gebadet. (Zeug von Lehrer Heidmann geschleppt.)

Fahrt: Heringsdorf, Bansin, Ückeritz, Külpingsee, Koserau, Zempin – „Zinnowitz“

Bad auf der Fahrt nach „Zinnowitz“

Gruppenaufnahme in „Zinnowitz“

 

„Hinein.“

Sonnenaufgang

 

Montag, den 14.7.1941

Schlechtes Wetter. Lehrer Heidmann fährt nach Köln zurück.

Dienstag, den 15.7.1941

Schönes Wetter. 1 x baden.

Küchenzettel:

Kaffee: 2 Marmeladenschnitten, Milchsuppe.
2. Frühst.: 1 Käseschnitte.
Mittag: Kalbsragout weiß mit Kartoffeln, Rhabarbersaft.
Kaffee: 1 Marmeladenschnitte.
Abendessen: Brotsuppe, 1 Eibutterbrot.

Mittwoch, den 16.7.1941

Puppenspiel im "Ostseeheim", 1 x baden.

Donnerstag, den 17.7.1941

Schlechtes Wetter. D.J.L. Aufsatz: "Der Lebenslauf des Führers".

Freitag, den 18.7.1941

Schlechtes Wetter, keine Schule, Waldbeeren pflücken, 2 Pkte v. Abels, 1 Brief nach Abels. (9 Zitronen, Zucker, Pralinen).

Samstag, den 19.7.1941

Das Wetter ist wieder umgeschlagen, prima Wellengang, Waldbeeren pflücken, - 1 Eimer voll -, 2 Monate in Ahlbeck.

Sonntag, den 20.7.1941

Starker Regen. Darum fällt leider der Kirchgang nach Heringsdorf aus.

Grundriß der Stube 9

 

Unsere Stube 9

1) Helmut Bock (Stubenälterster)
2) Karlheinz Brügge
3)     „       Gerber
4) Günter Berger

„Unsere Köchin“

Erika Hochgräbe

 

Montag, den 21.7.1941

Strandleben, 1 x baden, Brief nach Hause.

Dienstag, den 22.7.1941

Regen, Ankunft von Dr. Züfle im Lager. Onkel Adolf wohnt in dem Hotel "Auf der Düne". Nach Hause geschrieben.

Mittwoch, den 23.7.1941

Schönes Wetter, Schule, Obstpkt. von Abels, Brief von Oma durch Onkel Adolf. Brief an Abels.

Donnerstag, den 24.7.1941

Schlechtes Wetter, Urlaub - mit Onkel Adolf am Strande, Strandkorb - 4 x baden.

„Unsere Handballmannschaft“

Unser Tagesraum

Robert Koch Denkmal

 

Freitag, den 25.7.1941

Schlechtes Wetter, Urlaub - mit Onkel Adolf am Strande, Strandkorb - 4 x baden.

Samstag, den 26.7.1941

3 Eimer Waldbeeren gepflückt. Keine Wetterbesserung.

Montag, den 27.7.1941 [richtig: 28.7.]

Schönes Wetter. 1 x baden.

Dienstag, den 28.7.1941

Einführung des neuen L.M.F. Vorbereitung auf das D.J.L. am Strande. (politisch) - 2 x baden.

Mittwoch, den 29.7.1941

Unterricht= D.J.L. (Fahrt u. Lager) Abfahrt von Willi Clemens und Rudi Müller - Post -.

Donnerstag, den 30.7.1941

Schriftliche Prüfung (Fahrt und Lager) - Post, Abels Pkt. (10 RM).

Freitag, den 1.8.12941

Schlechtes Wetter. Heimabend. Stube 9: Goethe, "Vater, bist du krank" usw., Post.

Nochmals unser Lager,

Das Central-Hotel

Der „Herr“ des Hauses.

 

Samstag, den 2.8.1941

Schönes Wetter. Eine erfreuliche Nachricht ereilt uns: "Wahrscheinlich 1. Sept. nach Hause". Natürlich großer Jubel bei der ganzen Volksschar. - Johannisbeeren pflücken.

Sonntag, den 3.8.1941

Kirchgang, Streit auf der Straße, Strandleben, 1 x baden, Morgenfeier.

Küchenzettel:

Kaffee: 2 Butterschnitten, 2 Knäckebrot - Kakao.
2. Frühst.: 1 Butterschnitte, Buttermilch, 1 Gurke.
Mittag: Fleischsuppe, Kartoffeln, Tunke, Schweinefleisch, bayerisches Kraut, 1 Stück Melone.
Kaffee: 2 Stück Kuchen (Streusel + Waldbeeren).
Abendessen: 3 Schnitten, 1 Leber-, 1 Fleischwurst + 1 Käse.

Unsere Küchenfeen.

Unsere Führerschaft

„Ein beliebter Sport“

 

Bernstein sammeln!

Im Gleichschritt

 

Montag, den 4.8.1941

Schule - 1 x baden - Krach auf der Bude - (Ohrfeige von Dr. Acker) - Strafdienst wegen Schreier usw.

Dienstag, den 5.8.1941

D.J.L. Prüfung (theoretisch). Am Morgen ein Handballspiel gewonnen. - Post -

Mittwoch, den 6.8.1941

Schule (Aufg.: Die Personenbeschreibung der schönen Loni) - D.J.L. Zielwerfen: 4 Treffer.

Donnerstag, den 7.8.1941

Waldbeeren pflücken. 6 Tassen. Fußball gegen "Elfriede": 6-2. - Post -

Freitag, den 8.8.1941

Gisbert u. Walter nach Stube 7. Gerber und Bock auf Stube 9. (Der Krach auf Bude 7 war zu groß geworden - Schlafjacke von Gisbert am Fenster raus) - Strümpfe gewaschen, Geländespiel wegen Regen ausgefallen.

Samstag, den 9.8.1941

Bei Onkel Adolf geräucherten Steinbutt gegessen. - Heimabend - Strafdienst wegen Krach im Tagesraum - Neue Bettwäsche - Strandleben.

Sontag, den 10.8.1941

Kirchgang (kommuniziert) - Freizeit in Heringsdorf (Seebrücke) - Geschenk für Gerda-Maria - 1 x baden - Am Strande Vorführung "Jude" - Aschauer u. Müller.

Montag, den 11.8.1941

Geschenke kaufen (Abels u. Barbara), Geländespiel als Verteidiger (Blau) verloren. 150 Mann Verlust - 50 Gefangene. - Post -

Die Juden.

„Swinemünde“

„Gang durch die Stadt“

 

Dienstag, den 12.8.1941

Nach "Strandrose" wegen Geschwür (geschn.). 1 x baden, nachmittags im Bett - 40 Rpf für Waldbeeren pflücken, Gewitter - DJ. Leistungsbuch bekommen.

Mittwoch, den 13.8.1941

Abfahrt von Onkel Adolf - Regen - Paßbild gemacht - Post -

Donnerstag, den 14.8.1941

Schule - anschließlich wieder nach "Strandrose", stürmisches Wetter, Ausmarsch nach Swinemünde.

Freitag, den 15.8.1941

Nachricht: Wahrscheinlich nach Moselland od. Kurhessen oder Nassau - Hessen - Mit Dr. Acker am Nachmittag in die Stadt (Schmiede - Gärtner), Pkt. (Album) - Die Lagermannschaft im Walde Waldbeerblätter sammeln. - Post -

Samstag, den 16.8.1941

Geburtstag von Frau Schiefelbein - schönes Wetter - Urkunde u. Blumen - Heilstube= Geschw. geheilt.

Das „braune Heer“.

Blick von Stube 9

 

Sonntag, den 17.8.1941

Paßbilder erhalten - Eschbach besucht - Regen - Kirchgang - Film: Spähtrupp: "Hallgarten". DJ. Leistungsbuch abgegeben.

Montag, den 18.8.1941

Geländespiel - Karlheinz u. ich bleiben im Lager - Herz für Barbara gekauft - Strandleben - 1 x baden.

Dienstag, den 19.8.19941

Erinnerungsbuch angefangen (Reinschrift). Am Nachmittag der beliebte Ordnungsdienst - wiederum bleiben Karlheinz u. ich im Lager. - Post -

Das Lazarettschiff „Stuttgart“ im Hafen von Swinemünde

Die „Seeräuber“ von Ahlbeck

 

Dr. Acker

Privat

Am Strande

Mittwoch, den 20.8.1941

Schule (Rechnen, Geschichte, Deutsch) - schlechtes Wetter - Post -

Donnerstag, den 21.8.1941

Mit Walter Dietz - Heribertchen verwahren - am Mittag 40 Bilder gemacht - Ausmarsch in Richtung Swinemünde - Erklärung nach Hause geschickt.

Freitag, den 22.8.1941

Handballspiel - Schule - Stedtnitz Biologie - Obstpaket von Abels - Marsch nach Bansin - zurück über Heringsdorf - am Abend: Kurkonzert.

Der Lagermusikus!

Samstag, den 23.8.1941

Strümpfe waschen - Schule (Mathematik - Der Alte vom Berge) - Heimabend (Till) - Marinekonzert - Nacht: nasser Strumpf - geheimnisvolles Ticken - wahrscheinlich Wecker.

Ein Stelldichein!

Sonntag, den 24.8.1941

Kirchgang nach Heringsdorf - anschließend Heringsdorfer Brücke und Kasino - von 4-7 Uhr Ausgang - Mit Gisbert, Helmut u. Karlheinz in das Heringsdorfer Kino: "Auf Wiedersehen, Franziska!". Zu spät nach Hause gekommen - Ausgangsverbot - am Abend: Skat.

Montag, den 25.8.1941

Preiselbeeren suchen und Skatspiel am Strande - Am Mittag zur Kurverwaltung - Strand - 1 x baden -

"Wollin".

Warnow und Rehberg nach Wollin. Gang durch die Stadt. Mittagspause. Spiel auf dem Rähnen. Dann zum Bahnhof. Mit dem Zug nach Warnow. Von dort zu Fuß nach Misdroy. Strand und Seebrücke der Stadt. Prima Wellengang. Buch für Leo gekauft. Dann mit dem Zug zurück. (Eisenbahnfähre) Ahlbeck.

Donnerstag, den 28.8.1941

Schule (Biologie u. Geometrie), gutes Wetter. Abends und nachts: Wache, 2. Stock gegen 1. Stock. Dr. Acker mit Frau abwesend, nachher "Schlaf".

Freitag, 29.8.1941

Preiselbeeren suchen, Post, 1 mal baden, schönes Wetter. Am Nachmittag in die Stadt.

Bemerkungen

Strafen: Küchendienst, Treppen kehren, im schlimmsten Falle: Einzelhaft, Klosett reinigen, Strafarbeit (Schule), Tagesraum aufräumen.

Ausgang: Bei einer Besorgung benötigt man einen "Ausgangsschein":

KLV.-Lager 666
Zentralhotel
Ahlbeck-Seebad
Dünenstraße 9

A U S W E I S

Der Jgm. Günter BERGER hat die Erlaubnis, eine Besorgung in Ahlbeck auszuführen.
Tag: 28.8.
Zeit: 16 - 17 1/2 Uhr

Ahlbeck, den 27.8.1941
Dr. Acker
Lagerleiter

Schwimmen: Schwimmen darf nur unter der Leitung des Lagerleiters geschehen.

Küchendienst: Küchendienst müssen immer 4 Mann machen.

Mahlzeit: Vor jeder Mahlzeit wird ein Tischspruch gesagt.

 

„Der Strand“

Rückreise

KLV-Lager 666
AHLBECK/Seebad
Central-Hotel
Dünenstr. 9

Lagerlied zum Abschiedsabend am 18.9.41
(Melodie: "Studio auf einer Reis")

1.) Aufbauzüge heißen wir, (Juchheidi, Juchheida.)
Schuften manchmal wie ein Tier:
Englisch, Deutsch und Mathematik,
Biologie, Chemie, Physik.

2.) Doch der Krieg welch ein Malör,
Störte auch die Schule sehr,
Und des Nachts im Keller drin
Ging der Schlaf für alle hin.

3.) Plötzlich war die Freude groß,
denn es ging zur Ostsee los,
Und mit heiterem frohen Sinn
Fuhren wir nach Ahlbeck hin.

4.) Im Zentralhotel all hier,
Kamen wir dann ins Quartier.
Und die Sache war ganz toll,
14 Zimmer wurden voll.

5.) Auf Zimmer 2 mit schönem Blick,
Lagen Brügger, Kreutz und Schick.
Lüders auch der Küchentropf,
Trug das Frühstück auf dem Kopf.

6.) Die Zwillinge auf Zimmer 3,
Und der Zingsheim mit dabei.
Dem Reuschenbach, dem Scheurer, Schreier
War das Essen lieb und teuer.

7.) Auf Zimmer 6 mit einem Bett,
Ruhte stets der Hans ganz nett.
Er spielte gern von früh bis spät
Zu Hause und in der Schule Skat.

8.) Kerschgens lag auf Zimmer 7,
Essen, Trinken tat er lieben.
Und der Brovot, ihm verwandt,
Ruhte an derselben Wand.

9.) Post und Fußball waren eins
Für den blonden Broich Heinz.
Rolf, der kleinste F.v.D.
Schlief auf einem Kanapee.

10.) Gerber, Berger, Brügge, Bock
Lagen auf dem zweiten Stock.
Haben sich ganz gut vertragen,
Und ich kann nichts Schlechtes sagen.

11.) Nebenan auf Stube 10,
Konnte man 4 Schlanke sehn.
Heinzke, Granzow, Julius,
Und der lange Frings zum Schluß.

12.) Hinten, ziemlich weit zurück,
Lagen Hans und Köhn und Lück.
Ihre Freude war nur klein,
Kam der Lagerleiter 'rein.

13.) Lintz und Pfeil und Müller II
Schliefen oft im Bett zu drei.
Und es sprang dort wie ein Roß,
Außerdem Heinz Otto Voss.

14.) Rischke, Seck die Riesen beiden,
Konnten keinen Besen leiden.
In der Ecke, welch Genuß,
Wertz, der Mathematikus.

15.) Ecken mit den strammen Beinen,
Ist soviel wie Gülden Heinen.
Und ich glaub, der zahme Kribs,
kriegt noch heute einen Schwips.

16.) Und auf Zimmer 16 dann,
Schläft der Müller, wenn er kann.
Meistens läuft er hin und her,
Denn in der Küche gibts noch mehr.

17.) Schönes Lager ist nun aus,
Morgen fahren wir nach Haus.
An Ahlbeck und die lieben Leut.
Denken wir voll Dankbarkeit.