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KLV-Lagertagebuch Alexander Meyer (1941/42)

Es handelt sich hier um das KLV-Lagertagebuch von Alexander Meyer aus Brühl bei Köln. Im Juli 1928 geboren, war er von November 1941 bis November 1942 für gut ein Jahr im KLV-Lager "Haus Ostland" in den Beskiden untergebracht.

Das Heft wurde dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im Oktober 2009 von seiner Tochter Roswitha Averdung zur Reproduktion zur Verfügung gestellt. Im NSDOK sind auch hochaufgelöste Scans des Hefts archiviert.

Mein
Lager-Bericht
aus den Beskiden

Name                   Alexander Meyer

Heimatanschrift   Brühl b/Köln

Geburtsdatum       5.7.1928

KLV.-Lager         Haus Ostland

Namen Meiner Lehrer
Wilhelm Somia, Rheinbach

Namen Meiner Lagermannschft.
Wilhelm Schöpp, Köln       vom 15.11.41-15.12.42
Hans Scholz, Gleiwitz       vom 22.2.41-25.4.42
Ernst Nicklas, Beuthen       vom 24.1.42-21.2.42
Giselher Würker, Stollberg vom 21.4.42-8.5.42
Heinz Josinski, Katowitz     vom 9.6.42-29.8.42
Artur Legin, Wiedenest       vom 30.8.42-19.11.42

 

 

Unser Lagerbericht.

Am 14.11.1941 Abfahrt von Brühl mit dem Transportzug über Köln-Wuppertal-Magdeburg-Leipzieg-Hirschberg-Heidebreck-Teschen nach Weichsel in die Beskiden.

Ankunft nach 36 stündiger Fahrt am 15.11. abens 21.30 Uhr. Im Dunkeln Abmarsch zum Lager Haus Ostland, auf stolzer Bergeshöhe. Dort gab es warmes Essen und wir wurden auf die Stuben verteilt. Bald schliefen wir in

unseren frischen, blaugewürfelten Betten.

Meine Stubenkameraden sind: Klaus Barth, Wilhelm Holtorf, Josef Backhausen, Martin Thoma und Berthold Balzer. Am andern Morgen waren wir überrascht von den schönen Aussichten, die man von jedem Balkon unsers Lagers hat.

Nach O. schaut man ins Weichseltal. Im S. erheben sich Soschow und Stoschek (934 m)

 

 

Im W. sieht man Weichsel mit Chantory und im N ist unser Berghang.

Hier gefiel es uns. Unser Lagerleben verläuft folgendermaßen:
7.30 Wecken, Waschen, Bettenbauen, 8.15 Flaggenhissung, 8.30 Morgenkaffee, 9.00-12.45 Schulunterricht, 13.00 Mittagessen, 13.30-15.00 Bettruhe, 15.15-16 Schularbeit, 16.00 Kaffee, 16.30-18 HJ. Dinst, (auch Freizeit) 18.30 Abendessen, 19.00-20.00 Sing- oder Spiel- oder Leseabend, auch Putz und Flickstunde, 20.15 Nachtruhe. Bei dieser Tageseinteilung sind wir immer beschäftigt, und die Zeit fliegt nur so herum.

In den ersten Tagen gingen wir auf Ent-

deckungsfahrt. Wir stiegen die Höhen hinauf. Dort wohnten einsahm zerstreut die Beskidenbauern (Goralen). Ihre Äcker sind dürftig, es wachsen dort Hafer und Kartoffeln. Auf den Bergwiesen ziehen sie ihr Vieh. Sie wohnen in festen Blockhäusern und verstehen kaum Deutsch. Bekleidet sind sie mit enganliegender, gelblicher Wollhose, Lammfelljake und Mütze, an den Füßen tragen sie Schweinslederschuhe.

 

 

Von oben brachten wir uns Tannengrün mit, daraus wurden Adventskränze für Stube und Flur gemacht. Mit Zahnpulver bereiteten wir den Schnee darauf. Es war so gemütlich auf den Stuben, am warmen Kachelofen.

Wir mußten oft an unsere tapferen Soldaten in Rußland denken und weil wir wußten, welche Freude ein Brief aus der Heimat bereitet, schrieben wir ihnen einen mit Liebe gestalteten Weihnachtsgruß. Wir schicken ihnen auch unsere Zeitschriften.

Seit Anfang Dezember setzten starker Schneefall und große Kälte (-38°) ein.

Wir wurden gut versorgt mit neuen Winteruni-

formen, Pullovern, Braunhemden, Strümpfen, Unterhosen und Schuhen.

Am 15.12.41. wurde Lmf. Schöpp entlassen.

In herrlichster Winterlandschaft machten wir unsere Ausflüge nach Malinka ins Labajow-, ins Dchiechinkatal; auf die Karmienny, von dort sahen wir die Westkarpathen mit der Hohen Tatra (2660 m) in der Slowakei. Oft mußten wir uns bis an den Leib hindurcharbeiten.

Weihnachten war herangerückt. Auf jeder Stube war ein Bäumchen, ein großer im Tagesraum. Die Weihnachtspakete rollten heran. Wir entzündeten in Gedanken an

 

 

unseren Lieben, unseren Soldaten und dem geliebten Führer zum ersten Male fern der Heimt den Liechterbaum!

Eine kurze Feier ließ uns das Erlebnis dieser Weihnacht zu Herzen bringen. Wie reich wurden wir beschenkt! Zu einem hohen Teller voll Leckereien und Äpfel bekam ich ein Buch, Die stürzende Feuer und ein Fotoalbum. Meine Eltern schickten mir ein Paar

Handschuhe und Leckereien.

Auch unser Gauinspektor Pg. Zademark nahm Anteil an unserer frohe, durch kein Heimweh getrübten Feier. Am 2. Feiertag besuchten wir das Schloß des ehemaligen polnischen Staatspräsidenten.

31.12.41. Lustige Sylvesterabend. Wir sangen und spielten: Schattenspiel vom Dr. Eisenbarth, Stummes Schnellrasieren, Vorführung des Volkswagens.

 

 

Es traten die 3 munteren Sänger vom Sender Ostland auf.

1.1.42. Wir hörten die Neujahrsbotschaft unseres Führers an das Deutsche Volk und an unsere Soldaten.

2.1.42. Wir erleben das herrlichste Naturwunder dieses Winters. Nachts hatte es geregnet, gleichzeitiger Frost bewirkte, das alle Zweige cm-dick mit klarem Eis überzogen wurden. Mancher Baum brach unter der schweren Last zusammen. Wir machten einen Ausmarsch nach Glemce. Im Sonnenschein glitzerten und strahlte es wie Kristall. Wenn der Wind die Bäume bewegte, klirrte

es wie Glas.

11.1.42. Bannmeisterschafts-Schiwettkämpfe in Weichsel. Es wurden die Meisterschaften im Lang-, Torlauf und Weitspringen ausgetragen. Eine große Sprungschanze war errichtet worden. Ein 13 jähriger Pimpf aus Weichsel sprang 24 m weit.

Die Seitentäler von Weichsel boten gute Gelegenheit zum Schlittern. Hier haben die Holzarbeiter nämlich die Wege glattgeschliffen. Sie lassen die langen Holzstämme vorne auf einen stabilen Holzschlitten aufgelegt, zum Stapelplatz im Tal herunterrutschen. Hier wird das Holz auf Länge geschnitten

 

 

und auf Pferdeschlitten abtransportier. Überhaub sieht man im Winter hier nur Schlitten auf den von Schneepflügen geräumten Straßen.

19.1. Karl Gottbehüt fährt nach Hause.

24.1. Ernst Nicklas trifft ein Lmf.

29.1. Wir sahen den Film: Menschen, Tiere, Sensationen. Im November v. Jahre sahen wir: Stukas und U-Boote westwärts.

30.1. Wir hörten die Führerrede.

An kriegerischen Ereignissen verfolgten wir die schweren Abwehrkämpfe im Osten, die Afrika-Offensive Rommels und das Vordringen der Japaner in Ostasien (Hongkong erobert). Da wir unsere Schier behalten durften, schafften wir uns nun solche an. An unserm Übungshang beginnt jetzt ein lebendiges Treiben. Bald können wir Bogenfahren nun eine sausende Steilabfahrt wagen. Doch oft müßen wir noch die Backenbremse ziehen.

2.2.42. Wir besuchen die Filmvorführung: Dr. Karl Peters.

5.2. Erich Nathan wird entlassen.

 

 

16.2. Ltn. Weiß vom Geschwader Mölders erzählt uns von seinen 26 Abschüssen.

17.2. Lustiger Nachmittag bei Kaffee und Streuselkuchen mit Ltn. Weiß

21.2. Lmf. Nicklas verläßt uns. Abschiedsabend

22.2. Lmf. Scholz nimmt seinen Dienst auf.

23.2.-27.2. Schilager Gluchowatal 3 stündiger Marsch über den Sochow. Über die ehem. tschechischen Grenze. Herrlicher Beskiden Rundblick. Im Lager ausgezeichnete Verpflegung. Wir übten Langlauf. (Sieger: Berger, Töller, Backhausen). Torlauf: (Backhausen, Berger, Rameshofen.) Stemm-Pflugbogen, Schneepflug und Schwünge. Langlauf nach Nidek.

Ins Hüttenbuch wurde eingetragen:

Schi Heil Gluchowahütte!
Wir pflügen den Hang,
bauten manchen Wannen!
Und wenn es auch taute
es gab keine Flaute.
Famos war die Küche
in Gluchowa-Hütte.
Wir danken von Herzen,
nun zieh’n wir mit Schmerzen.
Es war einfach tadellos
für Ostland und Sonnenhof!

An kriegerischen Ereignissen nahmen wir Anteil an den andauernden Abwehrkämpfen

 

 

im Osten, unsere U-Boot Erfolge an der amerikanischen Küste und der Einnahme von Singapur. Eine Reihe „unbekanter Soldaten“ antworteten auf den Weihnachtsbrief. Wir pflegen weiteren Briefwechsel.

2.3. K. Heinz Stoll reist zurück und mit ihm das muntere Akkordeon.

6.3. Es gab Neuschnee, feinen Pulverschnee. Bei herrlichem Sonnenwetter machten wir bisher größte Fahrt. Es ging zum Weißen Kreuz 1000 m. Die Bäume waren tief verschneit, es war ein Erlebnis, durch den stäubenden Schnee die Hänge hinunterzusausen. 4 ½ Stunden haben wir auf den Brettern gestanden.

7.3. Der Lagerleiter führte seine Buntaufnahmen (160 Stück) im Lichtbild vor. Wir erlebten Vieles noch einmal und sahen uns in der Landschaft.

9.3. Schifahrt zur Karmienny, prachtvolle Abfahrt durch den Wald. Vidua machte Spitzensalat. Am Hang von Ostland 2 Mann Spitzenbruch. Im Berliner Lager verunglückte 1 Junge. 10.-11. März. Tauwetter.

12.3. Hoher Neuschnee. Bäume tief verschneit. Am 16.3. Tauwetter.

23.3. Schilauf am Schattenhang in Malinka.

Am 17.3. Unordnung bei Stubendienst – Grohsalarm! – Alles wieder anziehen. Knie beugt –

 

 

22 Uhr „Entwarnung“. –

25.3. Osterbrief an unsere Soldaten.

27.3. Herrliches Frühjahrswetter: wir klopften, lüfteten Betten und Kleider, ein Großhausputz wurde gemacht.

28.3. Kinobesuch: Kinderarzt Dr. Engel.

5.4. Ostern, herrliches Wetter. Es gab ein Festessen.

7.4. Ausmarsch über Glembce, Serpentinenstraße zur Kubalonka zur Heilstätte Istebna (Ausblick auf die Hohe Tatra) und weiter am Jagdschloß vorbei, durchs Schwarzweichseltal nach Hause (3 ½ St).

10.4. Wir erhalten Besuch des K.L.V.-Lagers

Birkenhain, das in Gluchowahütte war.

14.4. Bunter Abend im Kurhaus mit Lieder, Sprechekören und Bühnenvorführungen. Wir mimten den Weichsler Schnellrasieren (Berger-Thoma, hatten den größten Lacherfolg.

11.4. Buntvorführung von unsere Schitour zum Weißen Kreuz.

16.4. G. Colvenbach fährt in ein Erholungslagen nach Bad Nauheim.

17.-18.4. Wir erlebten nach einer richtigen Aprilwoche mit Schneefällen, Regen und Nebel die ersten warmen Frühlingstag.

20.4. Geburtstag des Führers. Auf allen Stuben und im Tagesraum wurden die Führer-

 

 

bilder würdig geschmückt.
Schubert machte im Feierraum einige Leuchtbilder (HJ. Abzeichen, Siegrune mit Adler. Müller machte das Rheinlandwappen.

Nachmittags sahen wir den Film „Kadetten“.

21.4. Lmf. Giselher Würker trifft ein.

25.4. Kleine Abschiedsfeier, H. Heinrichs erhält als Anerkennung eine Buchgabe. Wir bringen Lmf. Scholz zum Bahnhof.

26.4. Wir hörten gemeinsam die Führerrede vom Reichstag. Der Führer erhält zur Erringung des Sieges die unumschränkte Gewalt.

Draußen wird langsam alles grün. Es ist noch immer kühl. Buschwindröschen und Veilchen

blühen. Wir spielten eifrig Völkerball, auch mit den Berliner.

2.5. Wir feiern den Tag der Arbeit. Heinrichs, Berger, Ramershofen, Roderwald, Schmitt, Schubert und Stemmeler erhielten eine kleine Anerkennung für geleistete Dienst.

Schragen Breuer Kohlhaas Meyer Stemmeler und Vidua halfen bei der Gartenarbeit. Grebe bewährte sich als guter Bademeister und Lei als Lagerobertopfmeister[?].

6.5. Wir besuchen den Film Jungens.

7.5. Bei herrlichem Wetter wanderten wir mit Lmf. Würker über den Ziegenrücken nach Istebna und über die Paßstraße zur Kubilonka.

 

 

10.5. Buntfilmvorführung: Vorfrühling in den Beskiden

11.5. Wir sahen den Film: „Heimkehr“.

Nachmittags Tour zum Weißen Kreuz 1000 m 2 ½ Stunden), herrliches Wetter. Bei der Baude wurde geschaukelt, es gab Tee. Wir waren 6 Stunden unterwegs.

17.5. Zum Muttertag schrieben wir einen großen ausgemalten Brief nach Hause.+

Morgens luden wir zur Feier unsere gut sorgenden Lagermütter, Frau Sommia, Frau Freier und Frau Schaffranek ein. Alles war frisch geschmückt. Der Lagerleiter sprach über den Sinn des Muttertages er las: „Was einer bei seiner

Mutter fand“. „Mutterhände“. Wir trugen Gedichte vor und schenkten den Müttern Blumen.

18.5. Ausflug zum Weißweichseltal. (Die Weichsel hat 2 Quellflüsse: Schwarz- und Weißweichsel). Die Weichsel braust grünfarbig an mächtigen Felsblöcken vorbei. Prächtige Wasserfälle gibt es dort. Nachher bateten wir in der Weichsel (kalt). Wir waren 8 Stunden unterwegs.

Von kriegerischen Ereignissen April-Mai waren die Seeschlacht im Koralenmeer 2 Flugzeugträger, 1 Schlachtschiff, 1 Kreuzer versenkt. 1 Schlachtschiff, 1 Kreuzer beschä-

 

 

digt, die Eroberung von Buma, der beginn der Offensive der Krim mit der Einnahme von Kertsch und die U-Boot Erfolge vor der amerikanischen Küste 3 Sondermeldungen, zusammen über 500 000 Brt. Reg. Tonnen! bedeutungsvoll.

24.5. Wir feierten Pfingsten bei herrlichem

Wetter. Lmf. H. Scholz besuchte uns für einige Tage.

26.5. Aufstieg zum Stoschek (980 m). Oben hatten wir einen prächtigen Ausblick. Wir sahen Barania 1214 m, Pilsko 1557 m, Rauhkoppe 1250 m, in Richtung O. und SO. Im Westen zog sich das Olsatal hin. Auf der Baude gab es Nudelsuppe. Dann sonnten wir uns. 7 Stunden waren wir unterwegs.

 

 

27.5. Wir übten für die Sportwettkämpfe.

28.5. Aufstieg auf den Soschow 884 m. Der Baudenbesitzer hielt uns einen Vortrag über Land und Leute. Wir hatten den bisher schönsten Rundblick und sahen die Bergen des Weichsel- und Olsatales. Chantory, Rownica, Blatnia, Klimtschok, Magura, Raukoppe, Barania zum Weichseltal hin und Skalka, Polom, Kosubowa, Ostry, Lysa zum Olsatal hin. In der Ferne erblickten wir im Olsa den Jablunkapaß, wo die Türken aufgehalten wurden und 1939 unsere Truppen einrückten. Im Dunst sahen wir die schneebedeckten Um-

risse der Hohen Tatra.

2 x erklangen die Siegesfanfaren. Die Kesselschlacht bei Charkow brachte den Sieg und Riesenbeute, aus einem Murmansk-Geleitzug wurden 96000 t versenkt.

29.5. Wir erleben den Sonnenaufgang auf dem Karmienny. Anmarsch im Mondschein. Da das Bad noch nicht geöffnet wurde, halfen wir uns selbst. Es wurde die Weichsel

 

 

unterhalb unseres Lagers durch einen m. breiten und hohen Damm gestaut. Nun können wir uns jeder Zeit im Wasser tummeln.

31.5. Es fanden die Reichssportkämpfe der HJ. statt. Heinrichs erreicht die Höchspunktzahl von Weichsel. 298 P. Breuer 206 P. Backhausen 100 P. Schragen 198 P. Müller 197 P. Stemmeler 183 P. Sie erhielten die Siegernadel. Da das Schwimmbad geöffnet wurde, üben wir eifrig im Schwimmad. Stemmeler ist Rettungsschwimmer und Zitzen ist Fahrtenschwimmer, Backhausen, Breuer, Grebe, Ramershoven sind Freischwimmer, Schwimmer sind, Heinrichs, Balzer, Barth, Schubert,

15 Jungen waren Nichtschwimmer.

9.6. Lmf. Heinz Josinski Kattowitz trifft ein.

16.6. Wir sehen unsere Farbaufnahmen vom Ausflug zum Weißen Kreuz, Weißweichseltal und Stoschek.

22.6. Ausflug zum Buchenberg; herrlicher Ausblick ins Flachland.

21.6. Sonnenwendfeier. Um 22 Uhr ging es

 

 

im Schweigemarsch zum Tannenumstandenen Steinbruch auf unsere Höhe. Wir sangen, dann sprach der Lagerleiter. Der Reisighaufen flammte auf: „Flamme empor, rufe die Jugend zusammen!“ Mit unseren Feuersprüche wurden 5 Tannenkränze in die Flammen geworfen, für unsere Helden, für unser Volk, für unseren Führer, für eine gute Ernte und für den verdienten Sieg. Noch viele Lieder sangen wir im warmen Scheine unseres Sonnenfeuers.

23.6. Der Gebietsführer der HJ. besuchte uns unverhoft. Alles war in Ordnung. Wir erhalten ein dickes Lob. Unser Lmf soll

daraufhin befördert werden.

24.6. Ausflug zur Barania 1214 m. Früh gings los mit frischem Marschgesang. Wir kamen bei schönstem Wetter durch das bekannte Weißweichseltal an den Wasserfällen vorbei auf die Höhe. Hier herrlichster Ausblicke ins Weichsel und Solatal, wir sahen Babia Gora, Pilsko, Rauhkoppe, West. Weißes Kreuz. Deutlich hoben sich nach Süden

 

 

die hohen Westkarppathen mit der Hohen Tatra ab. Wir wanderten nach kurzer Rast über den Kamm des Schafrückens, vorbei an sturmgebebeugten Fichten, zur Baud. Hier gab es leckerer Erbsensuppe und Tee. Wir rasteten dann an der Schwarzweichsel, dann nahmen wir ein Fußbad und marschierten später durch dieses Tal, am Weichsler Schloß vorbei. Wir waren 12 Stunden unterwegs. Es war ein schönes Erlebnis.

Im Juli machten wir ein Ausmarsch zum Moorbad Ustron. Wir hatten viel Gewitterregen.

Am 19.7. besuchte uns der Gaupresseleiter

in Begleitung unsers Inspekteurs. Alles war tadellos. Die Flurfenster waren mit Leuchtbildern geschmückt. Butzenscheiben mit rheinischen und oberschlesischen Wappen und HJ.-Abzeichen) Schubert, Stemmeler leisteten hier große Dienste. Entwurf Lagerl. An den Wänden hängen Photovergrößerungen aus unserm Lagererlebnis. Wir bekamen ein dickes Lob.

Am 12.7. sahen wir den Film: „Der Strom“.

Von Ende Juni bis Ende Juli sammelten wir 8 Ctr. Blaubeeren und gaben davon Lazareten und Krankenhäuser ab. Ich verdiente mir bisher 14- RM. Wir

 

 

sahen manche Kreutzotter.

An kriegerischen Ereignissen erlebten wir die glänzende Offensive Rommels, den Fall Tobruk, die Kämpfe um Sewastopol und den Beginn des Vormarsches zum Kaukasus.

Am 30.7. sahen wir die Buntaufnahmen von der Tour zur Barania.

Am 1.8. Tour zur Chantory 1000 m. Sie schließt

das Weichseltal mit der Ebene ab.

Wir führen mit der Bahn bis Polana von dort steiler Anstieg bei herrlichem Wetter. Oben sah man weit ins Flachland und rundum die Beskiden und Karpaten. Wir tummelten uns in dem molligen Gras. Dann stärkten wir uns in der Baude und nun machten wir eine Kammwanderung am Sochow vorbei.

 

 

Am 9.8. besuchten wir den Film: „Alkazar“. Vorher sahen wir „Quax der Bruchpilot“.

Am 10.8. erwarben Backhausen, Müller, Kohlhaas, Schubert, Schragen, Thoma, das Freischwimmerzeugnis nachdem am 7.8. Breuer, Berger, Barth, Vidua und Balzer mit gutem Beispiel vorangingen. Unser Lager hatt sich entschlossen bis Weihnachten auszuhalten. Leider wurde diese Front von außen durchbrochen. Hubrich, Schragen, Stelberg, Schuster, Stemmeler und Balzer erhielten ihren Gestellungsbefehl. Einige sogar nach hartnäckigem Bitten, ein Zeichen das bei uns alles in Ordnung war. Wir restlichen

20 Mann haben die Burg gehalten!

Am 11.8. morgens im Schwimmbad, nachmittags Tour von Glemze über Kicory 980m zum Stozeh. Wir fuhren mit der Bahn bis Glemze.

Am 12.8. große Packerei und Unruhe.

Am 14.8. fahren die „Zwangsgestellten“ nach Hause.

Am 16.8. Filmbesuch „Jako“. In den folgenden Tagen fleisiges Baden und Schwimmen, sodas Ende August alle das Freischwimmerzeugnis

 

 

erhielten. Ich ging mit einer Kopfverletzung ins Behelfskrankenhaus. 14 Tage.

21.8. Meine Kameraden machten die Tour zur Rauhkoppe (1250 m). Es ging morgens zum Weißen Kreutz, hier gab es eine [..] Erbsensuppe. Dicke selbstgesuchten Blaubeeren gab es zum Nachtisch. Nun stiegen sie über Malinowhöhe zur Malinowska Skala. Von einem Felsengenossen wir den herrlichen Rundblick. Eine prächtige Kammwanderung führte zur Raukoppe. Blick nach Bielitz, Saybusch im Solatal, Schirker Tal, Baude. Nach kräftigem Imbiß traten sie den Rückmarsch durchs Himbeer- und Malinkatal an. Wir waren 12 Stunden unterwegs und alle frisch und munter.

22.8. Buntfilmvorführung.

28.8. Thoma, Kohlhaas, Berger, Breuer, Zitzen und Josinski springen vom 10 m Brett. Nachmittags Vorführung der Neustädter H.-J. Spielschar mit Liedern Sprechkören und Spiel König-Drosselbart.

29.8. Ausmarsch über Ziegenrücken.

30.8. Lmf. Artur Legiehn Wiedenest trift ein. Abschiedsfeier für Lmf. Josinski

3.9. Abmarsch zum Sommerlager Gluchowa Tal Tante Milli aus Brühl besuchte uns.

4.9. Arbeitsdienst, nachmittags besuchen wir ein moderne herrlich gelegene Bergschule.

5.9. Gang zur Pfilippka.

8.9. Tour zur Konbowa Ziegenberg 976 m.

11.9. Ausflug nach Weichsel.

12.9. Ausflug über Soschow zur Chantori.

 

 

14.9. Tour zum Jablunka Paß. 6 Uhr Wecken
7 Uhr Abmarsch nach Jablunkau 2 Std.
9.30 Uhr Abfahrt zur Grenzstation Mosty. Von dort Aufstieg zur Skalka 928 m dann Abstieg zum Jablunka-Paß über Türkenschanzen. Wir betraten den slowakischen Boden und besichtigten die Sprengstelle des Doppeltunnels (Polenkrieg). Um 8 Uhr waren wir zurück.

15.9. Lager Walkmühle fährt nach Hause

18.9. Wir ziehen nach Haus Dornröschen um und richten uns häuslich ein. Das Lager liegt in einem Seitental der Weichsel. Von der Terasse sehen wir auf die „Chantory“. Es ist hier viel geräumiger als wie in Ostland und Frau Cohla verflegt uns wie eine Mutter. Die Verpflegung ist ab-

wechslungsreich, sehr gut und reichlich, also wesentlich besser als in Ostland. Wir wünschten bereits früher hierher umgezogen zu sein! Keiner möchte nach Ostland zurück. Da unser Lagerleiter an Gelbsucht erkrankte gab unser Lmf. nach seiner Anleitung Unterricht. Ins Hüttenbuch war der folgende eingetragen:
Von der Gluchowahütte wohl versorgt
durch Frau Lescheks Küche,
machten wir so mansches Mal
‘ne schöne Tour ins Olsatal.
Wir bestiegen die Berge und sahen in Land,
wo Weichsel und Olsa sich winden
Auf Höhen und Tälern unbekannt,
hörte man rheinische Jungen singen
Wir besuchten Jablunkau und Niedek

 

 

und fanden manch‘ schöne Beskideneck.
Es ging zur Skalka, zum Jablunka-Paß,
wir wanderten mit viel Freude und Spaß.
Doch auch der Arbeitsdienst machte uns frisch,
des Mittags gings an den gut gedeckten Tisch.
Drum danken wir allen im Gluchowa-Tal
Herrn und Frau Berganda, Frau Lescheck
und dem Küchenpersonal.
   Zitzen.

-.10. Wir erlepten einen herrlichen Oktober. Von unserm Lager aus konnten wir gut Laubfärbungen und Laubfall verfolgen. Wir spielten auf der Wiese, machten Schnitzeljagten und suchten Bucheckern. Abends Tischtennis, Schachspiel und Basteln.

18.10. Fiel der erste Schnee der auf den

Höhen mehrere Tage blieb.

20.10. Buntfilmvorführung. Sondermeldung U.-Boote haben 74 000 B.R.T. versenkt.

25.10. Nachmittags Marsch zur Rownitza. Es ging über den Buchenberg nach Polana. Von dort Aufstieg über die Serpentinenstraße zur Höhe. Wir hatten einen weiten Blick auf die Ebene und viele unsere erwanderten Beskidenberge. In der Baude gab es Kaffee und Malzbier. Von Ustron ging es mit dem Zuge zurück.

28.10. R.J.F. Axmann besuchte uns in Weichsel. Wir warteten am Osteingang. Um 17.30 Uhr traf er ein, mit schmetternden Fanfarenruf wurde er begrüßt. Er schritt

 

 

in Begleit von Eichenlaubträger Hbf. Hein und Gebietsführer Schimmelpfeng unsere Front ab, fragte wie Lager und Ordnung sei.

29.10. Wir bekommen gegen Punkte neue Socken, Pullover, Treiningsanzüge, Uniformen, Schuhe und Unterhosen.
Am Abend Filmvorführung.

30.10. Nachmittags abmarsch zur kl. Chantory. Aufstieg durchs Jaworniktal zur Baude und kl. Chantory. Wir erlebten einen herrlichen Sonnenuntergang. Feuerrot versank der Sonnenball hinter den Bergen. Es wurde sehr schnell dunkel.

1.11. Josef Schubert wurde durch einen Unfall am Bein verletzt, er mußte nach Teschen ins Krankenhaus.

Filmbandvorführung.

2.11. Wir basteln für die K.L.V. Spielzeug. An den langen abenden wird gearbeitet, gebastelt, gespielt, gelesen, gesungen. Wir bereiten mit Eifer unser Jahresjubiläum vor.

3.11. Wir lernten einen Blutordensträger Bildhauer Pg. Schwab kennen. Er zeigte uns seine Arbeiten für die Reichskanzlei.

5.11. Seit einigen Tagen haben wir Frost. Die Höhen liegen in herrlichem Rauhreif.

14.11. Jahresjubiläum jeder bekommt einen, von unserm Lmf. gebastelten Tapferkeitsorden. In Bundbilder sahen wir unsere ganzen Touren noch einmal.

19.11. Es kommt die Nachricht das es bald nach Hause ginge.

 

 

20.11. Großes Treiben im packen. Die gekauften Skie wurden zu 10 paar zusammen gebunden und zur Bahn gebracht.

24.11. Der Tag zum Abschied ist gekommen. Wir gingen alle mit schwehrem und doch mit lachenden Herzen zur Bahn. Wir hatten auf allen Zügen reservirte Wagen. Das wiedersehen zu Hause war eine große freude.

Ende!