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KLV-Lagertagebuch Klaus Everwyn (KLV-Lager Rokitnitz - 1944)

Klas Ewert (eigentlich: Klaus) Everwyn wurde am 10. März 1930 Sohn eines Bäckers in Köln geboren. Nachdem er als Schüler des Hansa-Gymnasiums 1944 einige Monate in einem KLV-Lager in Rokitnitz zugebracht hatte, wurde Klaus Everwyn im September 1944 noch als „Fronthelfer“ eingezogen.

Über beide Zeiträume lehte er kurze Tagebücher an, von denen eins hier, das andere in einer weiteren Rubrik der EzG präsentiert werden. Außerdem können Sie noch ein Fotoalbum betrachten, das Klaas Everwyn später über seinen KLV-Aufenthalt anlegte.

Die Originale der beiden Tagebücher stellte Herr Everwyn dem ??? zur Verfügung. Hiervon wurden hochaufgelöste Scans angefertigt, die ebenfalls im NSDOK einsehbar sind.

Schließlich wurde mit Klas Everwyn am 4. April 2017 ein umfangreiches lebensgeschichtliches Video-Interview geführt, das noch der Aufarbeitung harrt. Sobald das geschehen ist, wird es auf dieser Website auch eine entsprechende Lebensgeschichte zu lesen und Herr Everwyn zu sehen und zu hören sein.

Tagebuch der Stube
2 und 29

Insassen der Stube 2
Everwyn, Klaus
Paul, Herbert

Insassen der Stube 29
Everwyn, Klaus
Schweden, Helmut
Paul, Herbert
Gießler, Karlheinz (jetzt auf Stube 30)
für Gießler
Fritzen, Gottfried

Ich habe mich als Stubenältester der Stube 2 und 29 entschlossen eine Cronik dieser Stuben zu schreiben. Ich werde mich bemühen, so eng wie nur möglich an die Wahrheit mich zu halten. Es ist sehr schwer, die früheren Begebenheiten wahrheitsgetreu wiederzugeben, das ich das Tagebuch erst am 22.7.44 angefangen habe, wo wir schon über zwei Monate hier im Lager sind. Doch frisch ans Werk! Es wird schon schiefgehen.

Klaus Everwyn

Die Verlegung des Lagers.

Am 29. April 1944 erhielten wir im Lager Einsiedl die Nachricht, daß wir im Laufe nächster Tage verlegt werden würden. Doch das ewige „für und wider“ verzögerte die Abfahrt nach Rokitnitz sehr. Wir waren damals in Einsiedl die Stube 11, eine enge Gemeinschaft fröhlicher Jungen. Doch wir sollten auseinandergerissen wergen; am 2. Mai fuhr die 1. Gruppe unter Führung des Dr. Quack und des Unterführers Hans Klein um 3 Uhr morgens ab. Einer unserer Stube, Gert Bubenzer, fuhr schon da mit. Die übrigen Stubenkameraden hatten sich entschlossen, mit der 2. Gruppe zu fahren, und das taten sie auch, außer Paul und mir, da Pauls Vater kommen wollte und ich kannte ihn auch gut. So fährt die 2. Gruppe unter Dr. Weingärtner und Unterführer Koni Brylka auch ab. Doch lange waren wir zwei nicht allein. Pauls Vater sagte ab und wir konnten mit der 3. Gruppe und Lehrer Lenzen und Unterf. Egon Oslender

am 4.5. das Lager verlassen. Dieses war nur noch vom Arbeitskommando unter Dr. Czonga und Unterf. oder Lagermannschaftsf. Franz Bittner besetzt. Die Fahrt dauerte bis zum Abend und ging über Marienbad, Pilsen, Prag, Daudleb nach Rokitnitz. Paul und ich kamen auf die zwei Mann Stube 2. Dort führten wir beide ein gutes Leben, nur war es sehr kalt, so daß ich mich eines Nachts vor Kälte in Stube 12 umquartierte. Der Ort, indem wir liegen, ist an und für sich prima, doch das Lager ist sehr mau. Lust hat keiner. Doch auch manche Vorzüge hat es, man kann baden (in der Wanne) und auch vor dem Lager ist ein Bad. Am 10.5. unternahmen wir unter Hans Klein und Koni Brylka ein großes Geländespiel. Herbert (Paul) war leider gegen mich und wir mußten uns auch tüchtig verhauen. Schließlich kamen wir zu spät zum Abendessen. Der Unterricht hat auch schon begonnen, also alles „Scheiße“.

Gottseidank kommt am 11.5. Czonga mit dem Arbeitskommando an und der bisherige Lagerleiter Dr. Quack muß das Feld räumen. Nun kamen auch die Stubenverlegungen. Herbert und ich kommen mit Schweden und Gießler auf Stube 29 und damit kommt für uns ein neuer Lagerabschnitt.

Auf Stube 29.
Am 13.5. gibt es wieder ein Geländespiel bei den Bunkern. Leider war es nicht so schön, wie das erste. Am 14.5. bekommt Held das Verwundetenabzeichen verliehen und taucht damit in die Geschichte des Lager bedeutsam auf. Auf unserer Stube ist alles beim alten, alles wohlgemut. Am 18.5. bekommt der bisherige Stumpfsinn ein Ende, ich fahre zu Frau Fuchs nach Glatz. Ich werde gut aufgenommen und bewirtet. Leider muß ich bald scheiden und wieder gehts ins Lager zurück. Am 19.5. heißt es ein Fußballspiel gegen dieWehrmacht zu bestehen, daß wir

mit 3:2 verliehren. Am nächsten Tag fährt Herbert zu seinen Großeltern mit Hans Klein nach Brosewitz und kommt am 22. wieder. Leider geschah am 21. auf unserer Stube etwas schlimmes. Gießler stahl Schweden ein Heft, so sind wir gewillt, da dies das 3. Mal ist, wo er gestohlen hat, ihn von der Stube zu entfernen. Ein günstiger Zufall kommt uns zu Hilfe, denn Fritzen kommt vom Urlaub am 25. zurück. Am 26. muß Gießler verschwinden und Fritzen, der leider, leider auch nicht einwandfrei ist, kommt auf unsere Stube. Die ersten zwei Tage war er ein guter Kamerad, doch schon am dritten fing es mit schon an. Frau Fritzen hatte unserer Stube Brot- und Buttermarken geschenkt und Fritzen hatte im Beisein seiner Mama großzügig auf die Naturalien verzichtet. Als ich, als Stubenältester einkaufte und die Butterbrote für jeden schmierte, wollte er auch was haben; ich schmierte ihm voller Wut eins

und schmiß es vor ihn hin. Fritzen ist was komisches. Er versucht durch andere seine persönlichen Feinde zu schädigen und ist schon jetzt auf unserer Stube unbeliebt. Bei Morgenläufen macht er nicht mit, eine Jammergestalt und wenn ich noch drastischer werden will, eine „Mißgeburt“, wie wir ihn nennen. Am 31.5. trägt unsere Handballmannschaft ein Spiel gegen die Wehrmacht-Elf aus uns verliehrt mit 8:1 (2:1)

Mannschaft:
Kleinpaß
Brosseit     Everwyn
Nöres   Röttgen   Karow
Lenzen   Klein   Malemde   Oslender   Bittner

Im ganzen Sport ist unsere 3. Klasse die beste. Sie gewinnt im Fußball immer, auch gegen die combinierte Lagermannschaft 4:1. Doch davor kommt noch ein großes Ereignis. Die Handball- und Sportmannschaft fährt am 17.6. zum

Bannsportfest nach Landkron. Am 18. spielt unsere Handballelf – 1. Gefolgschaft Landskron und verliehrt 5:0. Gottseidank können wir, denn ich bin auch dabei, am 19. Landskron verlassen. In dieser Zeit passierte auf unserer Stube nichts besonderes, außer, daß sie Fritzen dauernd piesacken. Leider wird am 21.6. unser Franz einberufen und Oslender wird Lamafü. Zum ersten Mal gehe ich am nächsten Tag ins Rokitnitzer Kino und sehe den Film „Schwarz auf Weiß“.

Dann gibts einen schweren Reinfall beim Oberbannführer Orth. Bei der Durchsicht sind die Stuben nicht in Ordnung. Unsere Stube hatte keinen Fehler aufzuweisen und besonders unser Flur war der beste. Nun sind bald große Ferien und der Unterricht wird etwas gelockert, am 26.6. macht unsere Klasse einen Ausflug zum Mückenberg. Außer Herbert, der in der 2. Klasse ist, geht unsere ganze Stube mit. Am näch-

sten Tag kommt Hans Klein von der Lamafüschule zurück und wird ab 28.6. Lagermannschaftsführer. Am selben Tag machen wir wieder einen Ausflug nach Marienthal. Das macht uns Spaß. Nun geht es ohne Ereignis weiter bis zum 3. Juli, an dem Tage, wo ich U.v.D. werde. Es folgt für mich eine Woche Dienst und Anstrengung und ich bin froh, als am 10.7. meine U.v.D. Woche zu Ende ist. – Schon lange sind wir im Becken unten herumgeplantscht und schon am 15.6. haben Schweden und ich den Schwimmschein I (15 Minuten) und Herbert den II. (45 Minuten), den Svatosch (Schweden) und ich auch am 6.7. machen. – Ich will am 13. nach Glatz fahren, doch ich verpasse den Omnibus und kann auch am nächsten Tag nicht fahren, da Mama kommen will, doch sie kommt erst am 15.7. Herbert ist am 14. nach Brosewitz auf 16 Tage gefahren, doch kommt er am 17. mit

seiner Mutter und der Rückführung zurück. Ein Tag vorher hatten wir einen neuen Lamafü bekommen. – Am 18.7. kommt Frau Fuchs mit den Kindern, sodaß ich kaum Zeit habe, auf die Stube aufzupassen. Jetzt habe ich noch eins vergessen, daß Svatosch am 11.7. auf Urlaub nach Köln gefahren ist.

Am 19.7. wird Herbert rückgeführt und ich bin mit Fritzen allein auf der Stube. Auch ich will so schnell wie möglich nach Hause und meine Mutter reichte am 20.7. diese ein.

Die weiteren genaueren Ereignisse.

Gestern (22.7.) liege ich fast den ganzen Tag bei meiner Mutter und Fr. Fuchs in der Sonne oder schwimme, was die andern auch tuen. Fritzen rede ich noch einmal gut zu, er solle nicht so blöd sein. Am Abend [..]kundgebung zum Führer[?]. 23.7. Heute beginne ich mit dem Tagebuch. Schlechtes Wetter, wir werden kaum

rauskommen. Erst schien es schön zu werden, doch es wurde anders. Nachdem ich zu meiner Mutter gegangen war, spielten wir Fußball. Als ich auf unsere Stube kam, berichtete mir Fritzen, daß wir eine der besten Stuben gewesen wären. In der Zeit, wo ich weg war, war Fritzen im Wasser, schade, daß ich nicht mit dabei war. Doch es wird am Nachmittag noch schön und ich gehe mit meiner Mutter schwimmen. Für mich fällt der Vesper aus. Da Karows Schwester und dessen Freundin heute kommt, muß 27 geräumt werden und „Ääpel“ und Karow kommen auf unsere Stube. Am Abend nach Zapfenstreich ist fast das ganze Lager ausgekniffen. Auf unserm Gang sind von 17 Mann nur noch 8 da. Zustände wie im alten Rom. Unsere Stube bleibt im Lager und spielt Geister auf anderen Stuben. Spät um 12 Uhr schlafen wir erst ein.

23.7. Heute ist Sonntag. Dauert lange

ehe Kaffeetrinken ist. Sofort danach tauschen Fritz und ich Bücher in der Gemeindebücherei um. Dann husche ich bis 12 Uhr zu meiner Mutter. Die andern haben Ausgang. Mit dem Tag ist nicht viel anzufangen, Regen und nochmals Regen. Am Nachmittag hockt Fritzen und ich im Kino. „Der unendliche Weg“ wird zum Besten gegeben. Bis ½ 22 Uhr bin ich bei Mama, Fritzen treibt Stumpfsinn.

24.7. Karow und Nöres (Ääpel) gehen von unserer Stube. Gott sei Dank. Fritzen und ich sind wieder die alleinigen Beherrscher der Stube 29. Am Morgen ist schlechtes Wetter, nur am Nachmittag wird es schöner. Fritzen und die anderen Lagerinsassen können schwimmen. Ich bin den ganzen Tag bei meiner Mutter und Frau Fuchs, esse oder fresse und gehe nachher mit Margot spazieren. Margot kann ich ab heute ganz gut leiden. Es ist ein flinkes

Mädel, blond und mit braunen Augen. Es gefällt mir besonders, daß sie alles mitmacht. Dagegen ist ihr Bruder knatschig und unzufrieden aber auch manchmal ein gutes Kerlchen. So eile ich dann mit ihr, der kleinen Margot über Bäche und wir beide kommen am Abend zerstochen, von Brennesseln verbrannt und mit nassen Füßen bei unsern Müttern an. Nach dem Abendessen, das ich im Lager einnehme, kann ich noch mal schnell zu meine Mutter springen und ihr mitteilen, daß ich nicht kommen kann. In dieser kurzen Zeit sagt Margot’s Bruder Walther, daß wir beide, Margot und ich, uns heiraten könnten und er seine Muttel. Ich lache, doch manchmal ist es mir auch ernst damit. Doch ist vergesse darum nicht Margret aus Köln, die ewig in mir leben und geliebt wird. Nach diesen Betrachtungen über Mädchen und Heiratsangeboten, zurück

zur Wirklichkeit: Sofort danach bin ich wieder im Lager und mache den lustigen Heimabend, wobei wir viel zu Lachen bekommen, wie die andern mit. Nach diesem ist wie üblich Zapfenstreich, er bildet den Abschluß des Tages für uns.

26.7. Trübes Wetter heute morgen. Der Nebel hängt tief und als er sich lichtet, ziehen drohende Wolken herauf. Nachher ist eine Singstunde, da muß ich machen, daß ich zu meine Mutter kommen kann. Doch ich komme nicht hin. Wir haben Ordnungsübungen. Danach schwimmt unsere Gruppe bis zum Mittagessen. Bei diesem erfahre ich, daß ich mit meiner Mutter morgen nach Hause fahren kann. Was bin ich froh! Nun ist Fritzen dann ganz allein auf der Stube. Aber trotzdem, in meinem Herzen jauchtst es, singt und tanzt es. Ich weis selbst nicht, wie mir zu Mute ist.

Nachdem ich meinen Koffer gepackt habe, schwimme ich, bestimmt das letzte Mal im Lager. Das bedeutet: kein „Totzkojer Süppchen“, keine „Trietzerein“, „Aufstehn“, „Zapfenstreich“! Ich will wieder mein freier Herr sein. Nach zehnmonatigem Ausharren wieder heim!

Am Abend verabschiede ich mich und gehe zu meiner Mutter, um dort zu schlafen.

27.7. Am Morgen stehen wir früh auf und fahren um 5.45 Uhr von Rokitnitz ab und sind um 7.15 Uhr in Ebersdorf, wo wir um 7.40 Anschluß nach Breslau haben. Wir treffen um 12.00 Uhr dort ein und fahren um 13.10 Uhr nach Dresden weiter. Um 17.35 treffen wir dort ein und haben nur noch bis 18.48 Zeit, da dann ein Zug über Leipzig, Erfurth, Kassel, Wuppertal nach Köln fährt. Müde und hungrig sind wir um 9.15 Uhr in Köln und bald auch in Zollstock. Mit meinem Freund Hans-Toni gehe ich am Nach-

mittag ins L.D.S. und gucken uns den Film „Blutsbrüder“ mit Attila Hörbiger, Brigitte Horney und Willi Eichberger an. Bis jetzt habe ich noch keinen Arlarm erlebt. Gegen Abend kommt uns Onkel Ferdy besuchen, doch ich muß früh ins Bett. Nahezu 12.30 Uhr kommt Alarm. Schnell angezogen sind wir und bald hocken wir im Bunker, die wir um 1.05 Uhr wieder verlassen. Als wir zu Hause sind können wir durchschlafen - - - - -

28.7. - - - - bis 9.30 Uhr, wo wieder Alarm kommt, der um 11.45 Uhr aufhört. Während des Alarm treffen wir Frau Paul mit Herbert, er ist gestern abend wieder gekommen. Nach dem Mittagessen spielen Herbert, Hans-Toni und ich Fußball. Danach gehen Herbert u. H.-Toni ins Kino. „Knox und die lustigen Vagabunden.“ Sonst passierte nichts nennenswertes, außer, daß ich am Abend zu Herbert gehe und eine Partie Schach verliere.

29.7. Konnten die Nacht durch schlafen. Es gab kei-

nen Alarm, doch feindl. Flieger waren gemeldet. Gegen 10.30 Uhr kommt Voralarm, der bis 11.39 dauert. Papa kommt auf Urlaub. Meine Freude ist groß. Es gibt wieder viel zu schnabulieren. Nach Mittag spielen Herbert, H.-Toni und ich wieder Fußball. Plötzlich kommen Hubert und Swatosch an. Freudiges Wiedersehen! Herbert will morgen nach Worringen fahren. Kurz danach wieder eine Begrüßung: Rolf kommt an, Horst will auch heute kommen. Da sind ja fast alle wieder vertreten. Am Nachmittag regnet es, als Herbert und H.-Toni schwimmen gehen. Gegen Abend kommt Horst und wir feiern ein Wiedersehen. Rolf, Oma, Herbert sind auch dabei. „Kulis“ dürfen nicht fehlen. Es ist prima. Am Abend gehe ich dann wieder rüber.

30.7. In der Nacht von 1.30-2.10 Uhr Alarm. Mama ist sehr krank, sie kann kaum sprechen. Ich bin fast den ganzen Tag bei Pauls. Ich trinke auch dort Kaffee und esse Buttercremetorte. Sowas habe ich

lange nicht mehr gegessen. Später kommen Oma, Rolf und Jülich auch dazu. Wieder dürfen Kulis und Zacharias nicht fehlen. Es ist prima. Am Abend spiele ich eine Partie Schach gegen Horst, die ich verliehre. Danach gehe ich wieder rüber.

31.7. Von 11.30-12.49 Alarm, auch gegen 2.30 Uhr wieder. Papa fährt wieder fort. Schade, daß Mama in dieser Zeit krank war. Alle spielen fast den ganzen Tag Fußball. Am Abend spielt Ollig, Paul – Oma, Herbert und mich 3:4. Ich verabschiede mich von Horst, da er morgen früh fährt.

1.8. In der Nacht konnten wir durchschlafen wie vorige Nacht auch. Ollig und ich spielen, nachdem ich bis 11.00 Uhr gefaulenzt habe, bis zum Mittagessen Fußball, danach mit anderen zusammen. Am Abend spiele ich mit Rolf Fußball, bekomme dann Rolfs Fußball in Verwahr, solange er in Rheinbach zur L.S. Ausbildung ist.

2.8. Heute ist ein schöner Tag, doch ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll.

Ollig ist fort, Rolf arbeiten, Horst und Herbert weg. Ich flitze nur Einholen für Mama. Am Abend von 17.50-18.03 Alarm, danach kommt Onkel Ferdy.

3.8. Am Morgen fahre ich zum ersten Mal auf Hans-Josefs Rad.
Um 12.06 fahren Mama und ich nach Bladersbach und treffen dort um 2.30 ein. Große Begrüßungsakte mit Willi, Tante Gretchen, Onkel Josef, Familie Pominder[?]. Am Abend treibt Willi, Hans und ich Ran. Kühe heim. Danach wollen wir Streiche aushecken, doch wir kommen nicht dazu. Wir verfolgen Kasimir und Günther, die in die obstreiche Gegen Bl. wandern. Doch wir werden von ihnen in die Flucht geschlagen. Erst um 11.00 Uhr gehe ich ins Bett.

4.8. Gehe am Mittag mit Wili, Bruno zum Rand eines höhergel. Wäldchens und malen von dort aus Bl., Mama geht Johannisbeeren pflücken.

5.8. Am Mittag gehen Willi, Hans und ich auf Äpfel- und Kirschenklau aus. Sonst ist am Tag nichts besonders. K.2

6.8. Heute ist Kirchenjahresfest. Klaus da bei Äpfel. Danach K.2. mit Hans. Willi und Heinz Smarsinski sind auch dabei. Trinken prima Kaffee.

7.8. Mama fährt wieder. Ich bleibe hier. Muß mit ins Feld. Korn wird abgemacht. Muß binden. Danach mit Hans nach Ziegenhardt Kalb hinbringen, Zeitungentragen und Schwimmen. Danach mit Willi und Hans in den Überhof. Fahren (wir drei) ins Feld und müssen Halmsammeln. K2 auch Hans. Danach mit Willi und hans Ron. Kühe im Siefen holen. Hans führt einen kl. Streich aus. Ich gehe früh ins Bett und lese bis elf Uhr.

8.8. Willi und ich zeichnen fast den ganzen Tag. Hans ist im Brüchermühle.

K1. Am Abend haben wir drei großen Krach mit „Lich Jupp“. Hanses Streich von gestern Abend rief viel Fluchen hervor.

9.8. Hörte in der Nacht zum ersten Mal Alarm und Schießen. Am Morgen gehe ich mit Willi auf Ron. Feld, denn es wird Weizen abgetan. K.2. Danach gehe ich mit Willi Kartoffelkäfer suchen. Doch gehen wir beide auf Kirschenklau aus. Hans ist Zeitungentragen. Sonst geschieht an diesem Tage nichts mehr.

10.8. Habe heute einen Unglückstag. Habe einen Auftritt mit Tante Line. Danach verkrachte ich mich mit Willi, doch vertragen wir uns nach einer viertel Stunde wieder, und danach zanke ich mich mit Hans, mit dem ich noch lange in Feindschaft leben werde.

11.8. Schlafe heute lange. Nach dem Mittagessen gehe ich endlich zum „Friseur“. Danach stelle ich meine Geschichte „Am [..]brückenkopf“ fertig. K.1. Am Nachmittag lade ich drei Wagen Korn mit ab und

am Abend hole ich mit Hans Klee und kommen erst um 10.10 Uhr nach Hause. Erst um 11.30 Uhr komme ich zu Bett.

12.8. Heute morgen habe ich nicht viel zu tun erst am Nachmittag muß ich mit Gaston und Willi Korn abladen. Bekomme von Gaston, weil ich so gut und viel gearbeitet habe K.1 und ver[..] ihn. Dann gehe ich mit Willi Tante Gretchen und Onkel Josef abholen. Mama kommt mit.

Mama kommt Gott sei Dank am Abend.

Vom 13.8.-15.9.1944 Keine Notizen.

Mein Lebenslauf

Am 10. März 1930 erblickte ich als Sohn des Hauptwachtmeisters der Polizei Hermann Heinrich Dietrich Everwyn und der Ehefrau Anna geborene Nicolin in Köln-Sülz das Licht der Welt. Meine ersten Jugendjahre verbrachte ich in Sülz und Zollstock, wonach wir 1936 endgültig nach Zollstock zogen. Die Volksschule besuchte ich von 1936 bis 1940 in Zollstock, worauf ich 1940 auf die Oberschule für Jungen am Hansaring kam. Von September 1943-Juli 1944 weilte ich im K.L.V. Lager der Schule in Einsiedl bei Marienbad und in Rokitnitz bei Grulich (Sudentenland).

Im September 1944 wurde ich als Fronthelfer eingezogen, kam aber als Jungkanonier im Westen zum Flakeinsatz. Aus dem Jungkanonier wurde später in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges ein Panzerschütze der Infanterie Div 162. Im April 1945 desertierte ich aus dem Heerdienst, wonach ich mit meinen in Bladersbach bei Waldbröl lebte.