Die im April 1932 geborene Christine Hoffmann besuchte die Kölner Mittelschule Niedrichstraße, mit der sie an zwei KLV-Verschickungen teilnahm: 1943 nach Ebensee am Traunsee und 1944 nach Hollerath in der Eifel.
Über Ihre Erfahrungen verfasste Frau ten Eicken, wie sie seit ihrer Heirat heißt, für das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im Jahr 1999 folgenden „kurzen Erlebnisbericht aus meiner KLV-Zeit in den Jahren 1942 – 1944“:
„Im Jahre 1942 besuchte ich die erste Klasse der Mittelschule, Niederichstr. Während der Bombenangriffe bei Tage fand der Unterricht überwiegend im Keller statt. Die Schüler der unteren Klassen wurden auf freiwilliger Basis nach Ebensee am Traunsee verschickt. Den einjährigen Aufenthalt im Schloß Fichteneck habe ich noch in guter Erinnerung. Unser Tagesablauf bestand überwiegend aus Schulunterricht, Wanderungen, politischer Bildung, Singen und Theateraufführungen. Wir lernten das schöne Salzkammergut kennen, u.a. St. Wolfgang, Bad Ischl, Bad Aussee, und machten eine achttägige Schiffsreise von Linz nach Wien. Briefkontakte fanden statt und wurden kontrolliert. Die Lagermannschaftsführerin gab den ‚Ton‘ an.
1943 fand der Unterricht wieder in Köln statt. 1944 verschlechterte sich die Lage in Köln, so dass der Unterricht nicht mehr ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte. Im Frühjahr 1944 wurden wir nach Hollerath in der Eifel verschickt. Leider konnten wir dort nicht lange bleiben, da durch die Invasion unsere Sicherheit nicht mehr gewährleistet war. Unser nächstes Ziel war dann Eitorf an der Sieg. Im nächsten Fluchtort Mandern bei Bad Wildungen erlebten wir dann den Einzug der Amerikaner und die Kapitulation.
Mein Vater -meine Mutter starb 1944 - und meine Schwester waren nach der Bombardierung unseres Hauses in Köln nach Bayern geflüchtet. Nach langer privater Suchaktion meiner Familie und meinem halbjährigen Aufenthalt in einem Kinderheim in Bad Wildungen kam ich Ende 1945 wieder zu meiner Familie.“
In Hollerath fertigte Christine Hoffmann - wie ihre Klassenkameradinnen – ein Lagertagebuch an, das mit zahlreichen Zeichnungen illustriert wurde. Dieses Lagertagebuch stellte sie dem NS-Dokumentationszentrum 1999 kurzzeitig zur Verfügung. Damals bestand leider noch nicht die Möglichkeit, auf schnelle und finanzierbare Art und Weise gute Reproduktionen anzufertigen. Daher liegen hier lediglich weniger gute Farbabbildungen des Lagertagebuchs vor. Sie werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im Bestand "KLV" aufbewahrt.
Die ersten Tage im Lager.
Nach mühseliger Wanderung gelangten wir vor die Haustüre des neuen Lagers. Fräulein Brock empfing uns und führte uns in die Garderobe. Wir legten unsere Mäntel und Kletterwesten ab. Fräulein Brock führte uns in den Speiseraum. Zu vieren setzten wir uns an einen Tisch.
Mit größter Spannung warteten
wir auf die Stuben. Endlich aber war es soweit und Fräulein Brock zählte die Stuben nacheinander auf. Voll Staunen betraten wir unser Zimmer auf dem II. Stock. Ich liege mit Erika Kornemann, Ilse Königstedt und Trude Offermann zusammen auf einer Stube.
Samstag
Mit dem Akkordeon weckte uns Kläre aus unserem gesunden Schlaf. Schnell hüpften wir aus dem Bett, wuschen, kämmten, zogen uns an, und bauten die Betten. Beim Eintreten verkündete uns Kläre: "Heute wird die Wäsche Kante auf Kante gefaltet, tadellos!" Flink gaben wir uns an die Arbeit: "Ach dieses vorwitzige Zipfelchen will heute
gar nicht", ruft Ilse. "Stubenabnahme", rief Gertrud. Da geht die Tür auf, Kläre trat ein. Es ist alles in Ordnung ruft sie. Nach dem Mittagessen verkündete sie uns: "Heute gehen wir in den Wald einige Tannenzweige holen."
Nach der Waldwanderung liefen wir schnell auf unsere Stuben, um uns die Hände zu waschen. Ach Gott, wie schön! Sogar vor jedem
Bett ein geflochtener Läufer und vor dem Waschbecken ein Badeteppich. Jetzt gefällt uns unsere Stube noch besser! Alle waren ganz entzückt von diesem Schmuck. Auf dem Tischchen lag ein weißes Deckchen und darauf stand eine wunderschöne Blumenvase.
Am Abend sang Kläre mit uns einige dreistimmige Lieder.
Wie wir Ostern feierten.
Ostervorbereitungen
Hei! Wir wandern in den Wald und suchen Moos und Edeltannen. Flink laufen wir in die Schwemme und ziehen uns feste Schuhe an, denn im Wald ist viel Schlamm und Schnee. "In einer Linie der Größe nach angetreten", ruft Kläre. Wofür holen wir nur das Moos und die Edeltannen, ob wir vielleicht Nestchen bauen, fragen wir uns anschauend. Singend marschieren wir in den Wald.
Mit großer Mühe bastelten wir ein Nest. Es ist nicht so leicht die Nester zusammenzuhalten. Wir holen ein wenig Sand und kleben das Moos damit zusammen. Wir formen sie wie Kränze. Mit Tannenzapfen, Tannenzweigen und Silbermoos schmücken wir die Nestchen. Endlich aber ist es soweit und die Kränze standen fix und fertig da. Ob der Osterhas uns etwas in die Nester legt, und wieviele Eier?
Ostermorgen
Mit dem Akkordeon wurde ich geweckt. "Hei", denke ich, "es ist ja Ostersonntag!" Flink springe ich mit beiden Beinen aus dem molligwarmen Bettchen. Auch unsere Wirtschaftsleiterin, Frau Friedrichs, wecken wir mit einem Morgenlied.
Erwartungsvoll stellen wir uns auf der Diele auf. Doch was sehen wir? Der Vorhang ist ja noch zu!
Ob der Osterhase noch nicht fertig ist? Endlich ist es soweit. Was sehen wir? Auf jedem Tisch stehen zwei bemalte, ausgeblasene Eier mit den ersten Frühlingsboten. Vor jedem Teller liegt ein Tischkärtchen. Festlich sind die Tische geschmückt. Nach dem Kaffee dürfen wir unsere Nestchen im Garten suchen. Wir finden das unsrige zuletzt. Wie freuen wir uns!
Für jedes Kind liegt ein buntes Ei im Nestchen. Die Stubenältesten nehmen die Nester auf den Arm, sie wurden geknipst. Auch Frau Friedrichs, Herr Friedrichs, Frau Kampschulte bekommen ein Nestchen. Nach dem Nestersuchen versammeln wir uns zur österlichen Morgenfeier.
Ostern im KLV-Lager werde ich nie vergessen!
Stubenabnahme
"Stubenabnahme" tönt es durchs Haus. "Ich bin noch gar nicht fertig", ruft Erika erschrocken. "Ich muß meine Wäsche noch falten", meint Ille. Da kommt auch schon Frl. Brock mit Klärchen herein. Scharf gleiten ihre Augen über die Betten.
Kritisch mustert Kläre den weiß polierten Schrank.
Jetzt kommt das Waschbecken an die Reihe. "Wem ist hier diese Bürste", Erika meldet sich. Da geht ein Punkt für ab.
"Zeigt mal Eure Fingernägel. Sind sie sauber, Trude?" "8 Punkte habt ihr noch." Mit diesen Worten verschwand Kläre.
Hollerath, den 8.7.1944
Eine Turnstunde bei Frl. Brock.
Hei, es steht "Sport" auf dem Tagesplan.
Tagesplan Abänderungen
6 1/2 Wecken
7 1/2 Stubenabnahme
8. 00 Kaffee
8 1/2 Unterricht
10 1/2 Frühstück
10.00 Unterricht
12 1/2 Mittagessen
1 1/2 Elternschreibstunde
3 1/2 Kaffeetrinken
4.00 Sport
6 1/2 Abendessen
7 1/2 Körperpflege
8.00 Zapfenstreich
Lagerleiterin Lagermäfü.
Wir freuen uns alle auf
die Sportstunde. "Ja, wenn ihr ganz artig seid, turne ich mit Euch", spricht lachend Frl. Brock. Nach dem Nachmittagskaffee gehen wir auf unsere Stuben und ziehen uns Turnzeug an. Wir stellen uns in einer Linie auf dem Rasen auf. Wir lernen heute Turnübungen für den Elternbesuchstag. Wir schwingen die Arme 1, 2, 3, Kreis, 1, 2, 3, Kreis. Ganz gleichmäßig müßt ihr die Arme schwingen.
Nach den Turnübungen lernen wir die Schildkröte und den Rollpanzer. Diesen Turnnachmittag hat uns allen viel Freude bereitet.
Am Abend erzählten wir unserer Lagermädelführerin
diesen lustigen Nachmittag.
Ein Waldspaziergang.
Nach dem Abendbrot spazieren wir in den Wald. Mit einigen Liedern durchkreuzen wir den Wald. In einer Schlangenlinie gehen wir durch den Wald. Bei einer kleinen Lichtung machten wir halt. Wir stellten uns um ein Tännchen. Gertrud erzählte uns von Elfen und Wichtelmännchen, die jeden Abend
um das Tännchen tanzten.
Plötzlich verschwanden einige Mädels von uns. Wir schauten unentwegt auf das Tännchen. Nach einigen Minuten sahen wir sie in Zwergengestalt durch den Wald strolchen. Sie tanzten um das Tännchen und schliefen ein. Leise entfernten wir uns.
Elternbesuch zum Muttertag.
"Morgen kommen die Eltern", ruft Elisabeth jubelnd. "Einige Mädels gehen jetzt Blumen pflücken", verkündet uns Frl. Brock. Singend marschieren wir in den Wald. Mit dicken Sträußen kommen wir nach Hause.
Die Blumen werden auf die Stuben verteilt. Tagesraum und Speiseraum werden reichlich geschmückt. Voller Erwartung schlafen wir ein.
"Ach, schon wieder aufstehen!" brumme ich beim ersten Quetschenton. "Hurra, heute ist Elternbesuchstag!" freut sich Erika. Alle Müdigkeit ist verschwunden. Mit einem Satz bin ich aus dem Bett. Im Nu sind wir fertig.
Beim Kaffeetrinken kommen schon die ersten Eltern. Aufgeregt laufen wir zur Tür, um zu sehen, ob unsere Eltern schon sichtbar sind. "Christel und Elisabeth, Eure Eltern sind da!" ruft Ilse. Stürmisch laufen wir ihnen entgegen, und fallen ihnen um
den Hals. Ich erzähle ihnen gleich, wie schön es hier ist. Im Lager packen sie allerlei Dinge aus. Was kommt da nicht alles zum Vorschein! "Sind alle Eltern da!" forscht Frl. Brock.
Wir geleiten unsere Eltern zu ihren Plätzen und stellen uns auf den I. Stock auf.
Nun beginnt die Morgenfeier. Frl. Brock spricht einige Begrüßungsworte.
Wir singen Lieder und tragen Gedichte vor.
Nach der Feierstunde spielten einige Mädels das Stegreifspiel "Die Bernsteinhexe". Ein kleiner Junge, der seine Schwester spielen sah, lief mitten auf die Bühne.
Das Spiel klappte ohne
weiteren Zwischenfall.
Nach der Vorstellung essen wir mit unseren Eltern zu Mittag. Zum Nachtisch erhält jedes Kind eine riesige Apfelsine. Nach dem Mittagessen haben wir Freizeit oder Ausgang mit den Eltern. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Einige Mädels müssen schon Abschied von ihren Eltern nehmen.
Am Abend erzählten wir die Erlebnisse.
Dieser Tag hat uns allen viel Freude bereitet.
Wir arbeiten im Garten.
"Oh, was habe ich viel Unkraut auf meinem Beet", ruft Schneuzchen.
"Bei mir hat der Maulwurf gewühlt", äußert Else. Die Maulwurfhügel sind sehr hoch. "Ich habe den Maulwurfsgang", spricht Erika. Gertrud Spenrath holt die Hacke und Erika Waterstrat den Rechen. Gertrud fing gleich an zu hacken. Aber sie fand den Maulwurf nicht. Wer hilft Hannelore beim Unkraut ausrupfen. Eifrig geht es an die Arbeit. Hannelore
fragt uns: "Sollen wir Städte raten?" Ein lautes "Ja" antwortet ihr. Eine Stadt mit K. "Köln? Königsberg? Königsforst? Königswinter? Köslin? Kassel? Kastel?" Ja, das ist richtig. Nun fragt uns Inge. "Ein Örtchen mit R. Wir schauen uns erstaunt an. Mit R. Ramscheid? Nein. Reifferscheid? Ja, das stimmt. Mit viel Spaß geht die Zeit vorüber.
Nun ist das Beet sauber. Ich hole mit die Harke und säubere unter den Tannen. "Alles aufhören", ruft Margret. "Hände waschen und auf der Diele aufstellen." Die Gartenarbeit macht uns allen viel Freude.
Wir sammeln Waldbeeren.
"Hei, heute gehen wir in den Wald und pflücken Beeren", jubelt Schneuzchen. "Wir müssen aber Gefäße mitnehmen", mahnt Lisbeth. Schnell eilen wir in die Küche und holen drei Tassen. Flink geht es nun in den Wald. Schon die ersten Beerensträucher hängen voller Waldbeeren.
Eifrig pflücken wir Blaubeeren.
Aber? Unsere Tasse wird nicht voll. Wir wandern ein
Stück weiter und treffen Ursel Umlauf mit ihren Eltern. "Ob wir unsere Tasse voll bekommen", meint Schneuzchen. Mit viel Lust pflücken wir die Beerchen. Hier stehen so viele. Die Zeit vergeht so schnell. "Hei, meine Tasse ist voll", jauchzt Lisbeth. Nun wird es Zeit. Ulli, Schneuzchen, Lisbeth und ich wandern voll beladen zu dem Lager zurück.
15.7.44
Großes Reinemachen.
"Heute müßt ihr Eure Schränke in der Schwemme scheuern. Ihr bekommt Seifenwasser. Räumt die Schränke aus und
legt die Sachen auf die Tische!" befiehlt Frl. Brock.
Trude und ich scheuern den Schrank.
Ich hole mein Handbürstchen und einen Lappen. Gleich fingen wir an zu scheuern. Trude holte etwas Seifenwasser. Ich fing gleich die Tür an zu
bürsten. "Der Name geht nicht weg", seufzt Trude. "Sind wir bald fertig?" frage ich Trude. Frl. Brock erscheint in der Schwemme. "Alle aufhören und heraufkommen." "Wir sind gerade fertig", jauchzt Schneuzchen.
18.7.44
Ein Schrecken in der Nacht.
Um 1 Uhr in der Nacht höre ich Fräulein Brocks Stimme. "Alles herunterkommen und Mäntel anziehen. Die Flieger surren über unser Haus." Verschlafen und ängstlich tapsen wir die düstere Treppe hinunter. Wie Bienenschwärme sausen die Flieger über unser Haus.
"Wer hat keinen Mantel?" forscht Frl. Brock. Auch Frau Friedrichs und Frl. Herber erscheinen in der Schwemme.
Das Gesurre geht unterbrochen weiter. Ganz in der Ferne hört man Brummen. "Faßt Euch an in einer Schlangenlinie, wir können wieder hinauf." Langsam und sicher gehen wir auf unsere Stuben. Ganz
schnell schlafen wir ein.
21.7.944
Unser Klärchen ist da.
"Heute mittag um 12.10 Uhr kommt [Lamafü] Klärchen in Hellenthal an. Zwei Mädels dürfen ihr entgegen gehen. Wir nehmen Margret Wahlbrinck und Trude Stadler. Wir essen um 1 Uhr, und die Mädels mit Kläre um 2.°° Uhr." Voller Freude springen wir hoch.
Fräulein Brock kann nicht fertig reden. "So jetzt schreibt in Euer Lagertagebuch." Voller Freude stürzen wir auf unsere Lagertagebücher. Die Freude ist sehr groß. Wir können die Zeit nicht abwarten.
Endlich sehen wir Kläre von weitem kommen. Voller Freude stellen wir uns auf der Treppe auf.
Hei, wir gestalten einen bunten Nachmittag. "Ihr räumt den Schulraum zum Spielen ein." Das Programm ist sehr nett. Der bunte Nachmittag hat uns allen sehr gut gefallen.
Jungtiere auf dem Gutshof.
"Stellt Euch mal zu zweien auf!" befiehlt Frl. Brock. Wir wollen uns die Küken, die kleinen Kätzchen und die Kälbchen einmal anschauen. Schnell treten wir an. Klärchen führt an.
"Wo mögen die Küken sein?" frage ich erstaunt. Da, was ist denn das. In der Mitte des Stalles steht ein richtiges Häuschen. Es ist grün mit braun verziert. Ein Piepsen drang zu uns heraus.
In dem Häuschen waren 100 Küken. Die kleinen Tierchen waren allerliebst.
Herr Wolter hatte ein Tellerchen mit Wasser hinge-
In einer Krippe lagen die kleinen Kälbchen.
Wir gestalten unser Lager.
Hei, wir sollen Musterlager werden! Wir müssen uns schwer anstrengen. Unsere Serviettentaschen sind sehr hübsch geworden.
Bunte Tischständerchen schmücken die lange Tafel.
Auf unseren gemütlichen Stuben hängen nette Kammhüllen. Jedes Buch auf dem Bücherregal hat ein neues grünes Kleid bekommen.
Auf den Fluren hängen getrocknete Blumen und Scherenschnitte.
Die Ämterpläne zeigen uns an, was für ein Ämtchen jedes Kind hat. In jeder Stube auf dem Tisch steht ein Führerbild. Wir hoffen, daß wir den I. Preis erhalten.
Ämterplan
WASCHBECKEN ILSE
SCHRANK ERIKA
STAUB TRUDE
AUSSENDIENST CHRISTEL
VERDUNKLUNG CHRISTEL
STUBENÄLTESTE CHRISTEL
Die große Feldschlacht bei Johannisbergen.
Achtung: Fliegerschutz ruft Hannelore. Über unser Haupt surren die Feindflugzeuge. Husch waren wir unter den Johannissträuchern. Die roten Feinde gehorchen unwillig den deutschen Soldaten. Wir müssen Gewalt anwenden. Der Oberst gibt durch: "Die Gefangenen werden
gezählt. Es wird mir nachher berichtet." Auch einige Vertrocknete ließen sich gefangennehmen. Die Deutschen ließen ihre Beine unter den Sträuchern herschauen.
Endlich war die Fliegergefahr vorbei. Die Schlacht war gewonnen. Wir erhoben uns, gingen in den Garten und arbeiteten weiter an unseren Beeten.
Hurra, Soldaten kommen.
"Habt ihr's vernommen", ruft Ilse, "die Soldaten sind gekommen." Dort oben am Waldesrand lagern sie. Sie haben doch sicher Durst,
sollen wir ihnen nicht etwas zum Trinken bringen?
Wir fragen Frau Friedrichs, ob sie uns etwas Milch gibt. Herr Friedrichs gibt uns einen Eimer voll Orangeade. Halina, die Ukrainerin, gibt mir eine Kanne voll Milch. Voller Freude eile ich die Treppe hinunter und bin bald bei den Soldaten. Sie kommen herangelaufen wie die Bienenschwärme. Ein Durcheinanderfragen "Gibt es etwas zu trinken?" Wie Gespenster kommen sie aus dem Wald.
"Wer hat noch nichts", rufe ich. Ich, ich, ich noch nicht, rufen sie. Schnell leerte sich die Kanne. Tag für Tag kamen hier Soldaten vorbei.
Vier Heinzelmänner machen uns bange.
"Hört, ihr Leut', und laßt Euch sagen, unsere Uhr hat 12 geschlagen." 12 Uhr ist die Nacht der Gespenster. Hui..., was kommt denn da in die Stube hinein. Schon ziehen sie mir die Decke fort. Hui, Trudi, die über mir liegt, erschreckt sich und stößt einen Schrei aus. Ilse verzieht sich unter die Decke. Auch in der anderen Stube hören wir Lachen und Kichern der Mädels, die auch im Augenblick etwas Angst bekommen haben. 2 Gespenster ragen aus den weißen Gestalten heraus mit ihrer Größe.
Endlich ist die Zeit der Gespenster um, nur von ferne hört man die Stimme der Gespenster.
"Hurra, wir gehen schwimmen!"
Denkt Euch nur auf dem Tagesplan steht: "Wir gehen schwimmen." Bei dem Kaffee können wir vor Freude nicht den Mund halten. Mit einem fröhlichen Lied treten wir unseren Marschweg an. "Wann sind wir im Schwimmbad?" fragt mich Erna. "Bald", gebe ich als Antwort zurück.
"Hurra, wir sind schon in Hellenthal", jubelt Elsbethchen. Klärchen löst die Fahrkarten am Schalter. Wir stehen gerade auf dem Bahnhof, da kommt schon der Zug angebraust. Wir steigen in den Zug und setzen uns ans Fenster. Hellenthal verschwindet vor unsern Augen. Wir bestaunen die wunderschöne Landschaft. "Sind wir schon in Olef?" fragt Karin. "Wir sind schon in Gemünd", gebe ich zurück. "Aussteigen", ruft Klärchen. Es geht durch die Sperre. Vor dem
Bahnhof treten wir an. Klärchen mahnt uns: "Es wird tadellos marschiert durch den Ort, im Gleichschritt Marsch, links." "Wie weit müssen wir noch gehen bis zum Schwimmbad?" frage ich Lisbeth. "Nicht mehr weit", antwortet sie.
Endlich sind wir da. Klärchen beschlagnahmt einige Kabinen. Wir ziehen uns unsere Schwimmanzüge an. Nun geht es zum Becken. Zuerst mußten wir alle mit den Füßen hinein. Klärchen rief uns aus dem Wasser. "Alle aus dem Wasser kommen. Jedes Mädel muß 4 x ins Wasser springen." Zuerst bin ich ein bißchen ängstlich, doch da bekomme ich einen Stoß, ich konnte keinen Grund fassen.
Trudi steht noch am Becken. Da kommt ein Junge vorbeigelaufen und gibt Trude einen Stoß. Sie fliegt weit ins Wasser. Sie strampelt mit den Beinen in der Luft. "Wie lange sind wir schon im Wasser", fragt mich Schneuzchen. Klärchen ruft: "Alle aus dem Wasser kommen, wir müssen nach Hause." Jetzt ist die große Freude zu Ende. Wir ziehen uns langsam an. Die Haare werden gekämmt. Das Badezeug wird in kleinen Päckchen auf den saftig grünen Rasen gelegt.
Das Leben im Schwimmbad ist allmählich lebhafter geworden. Kleine Mädels und Buben lernen Schwimmen. Oh, schaut einmal, da springt ein kleines Mädel von dem 3 m-Brett, hat die aber Mut.
Frl. Brock verteilt die schmackhaften Butterbrote. Jedes Mädel erhält eine Doppelschnitte, entweder mit Butter oder mit Schweizer Käse. Ich wähle ein Butterbrot mit Käse. Die Wespen wollen auch etwas haben. Da plötzlich schreit Erna auf: "Oh,
mich hat eine Biene gestochen." Klärchen tröstet sie: "Das war keine Biene, das war ein Wespchen. Feuchte Dir Dein Taschentuch an und halte es an den Mund."
Denkt Euch nur! Jedes Mädel erhält einen mit roten Bäckchen duftenden Apfel. Das schmeckt!
Doch jetzt wird es Zeit zur Rückkehr. "Antreten" befiehlt Klärchen. Elisabeth hampelt noch neben der Reihe. "Im Gleichschritt Marsch." Elisabeth flüstert mir zu: "Das wird wohl das letzte Mal sein, wo wir hier sind."
Mit einem frohen Lied verlassen wir das Schwimmbad. Zuerst trampeln wir über die Holzbrücke.
Am Bahnhof löst Klärchen die Karten. Da erblickten wir auf dem Bahnhofe eine Wasserleitung. Zum Glück hat Erna einen Becher bei sich. "Darf ich ihn einmal haben?" frage ich bescheiden. Mit einem Schluck habe ich das Glas leer.
Da braust auch schon der Zug heran. 1 - 2 - 3 sind wir drinnen. Puff, puff, puff, stöhnt die Lokomotive.
"Hu, wir dunkel", flüstert Ilse mir zu. Endlich haben wir Hellenthal erreicht. Mit viel Mühe wandern wir die Landstraße entlang. Da plötzlich ruft Gilla: "Ich habe einen Einfall, am Platishof ist ein Bach, wir ziehen uns dann alle die Schuhe aus und patschen ein bißchen darin." Karin ist erster. Hier stehen Brennessel und picken. Unter der Brücke ist das Wasser viel tiefer. Bei Schneuzchen steht das Wasser bis zu den Knien. "Kommt alle herauf und zieht euch die Schuhe an."
Das Plantschen ist zu Ende. "Klärchen", fragt Gertrud, "dürfen wir barfuß den Weg hinaufgehen?" "Ja", erlaubt sie uns.
Alle Müdigkeit ist verschwunden. Am Ende des Waldweges treten wir an. "Es wird tadellos marschiert", mahnt Klärchen. An der Türe erwartet uns Frau Friedrich. "Heute bekommt Ihr etwas Leckeres. Zuerst Milchsuppe und
Reis mit Tomatentunke." Dieses Mal hat es uns allen gut gefallen.
Hu, wie kalt.
"Werden wir heute abend abgespritzt", baten wir Klärchen. "Will einmal sehen", antwortet sie.
"Hurra, wir werden abgespritzt", jubelt Roebstiel. Wir nehmen uns Badezeug mit in die Schwemme. Dort werden schon einige Nacktfrösche abgespritzt. Elsbeth ist laut am Kichern.
Jetzt kommt kaltes Wasser: "Hu, wie kalt", kreischt Erika.
"Die nächsten Drei", Schneuzchen, Erna und ich springen in den Strahl. Schnell seifen wir uns ein. Nun wird tüchtig gerieben, der Dreck geht im Handumdrehen ab. Als ich fertig war, kam Trudi Offermann an die Reihe. Jedes Mal, wenn der Wasserstrahl kam, schnappte sie nach Luft und wir mußten herzhaft lachen. Ihr Gesicht verzog sie nach allen Seiten. Klärchen, die daneben stand, wurde ein bißchen naß.
Frau Friedrich, die eben in die Waschküche mußte, schaute sich das Schauspiel an und mußte lachen.
"Trocknet Euch ab und verschwindet in die Betten, um 9 Uhr wird Gutenacht gesagt", erklärt Klärchen.
"Wenn es heiß ist, werden wir auf der Wiese abgespritzt", jubelt Nüggel.
Wir spielen Trudi einen saftigen Streich.
"Erika, Christel", ruft Ilse, "wir spielen Trudi einen Streich, wir nehmen ihr 5 Bretter aus dem Bett. Wenn sie dann ins Bett steigt, so fällt sie durch. Christel aber muß aufbleiben und noch etwas herumlaufen." "Das ist eine feine Idee", jubele ich. Schnell ist die Arbeit verrichtet. Kaum liegen wir in den Betten, da kommt Trudi im Sturm hereingebraust. Sie ahnt nichts Schlimmes. Schnell husche ich aus dem Bett. Jetzt kommt der spannende Augenblick. Doch da sieht Trudi, daß unter ihrem Bett Bretter fehlten. Jetzt mußte sie suchen. Unter dem Schrank waren sie versteckt. Wir mußten einen neuen Streich erfinden. Als Trudi fest schlief, nahm Moritz Kamm und Bürste und nähte sie ans Handtuch. "Ob Trudi es morgen früh
merkt?" fragt mich Ilse.
Wir wecken Frau Kampschulte.
Am frühen Morgen weckte uns Klärchen mit der Quetsche. Heute hat Frau Kampschulte Namenstag. Mit frischem Mut springen wir aus den Betten. Wir ziehen uns die Trainingsanzüge an und stellen uns auf dem Flur auf. Wir ziehen uns die Schuhe aus, damit unsere Lagermutti nicht wach wird. Draußen ist die Luft kühl. Vor dem Haus stellen wir uns in Chorordnung auf. Nachdem wir das Lied: "Wachet auf" gesungen haben, tritt Frau Kampschulte ans Fenster. Durch den Morgengesang sind Hilde und Maria auch wach geworden. Auf der Landstraße sieht man vereinzelte Arbeiter vorüberschreiten.
Frau Kampschulte begrüßt uns und dankt für das Morgenlied. Schnell laufen wir zurück ins Haus.
Ein paar Minuten dürfen wir noch schlafen, dann machen wir unsere Stuben in Ordnung und die Schule beginnt.
Wir nehmen Abschied von dem schönen Hollerath.
"Hurra, wir haben Freizeit", ruft Elsbeth. Im Nu sind wir alle draußen. Die Landstraße entlang sieht man nur Soldaten. "Alle hereinkommen!" befiehlt Klärchen. Nach einigen Minuten sind wir alle im Schulraum versammelt.
Klärchen erklärt: "Wegen der militärischen Lage müssen wir wahrscheinlich unser schönes Lager räumen. Ihr geht jetzt hinunter in die Schwemme und holt eure Koffer auf die Stuben. Ihr packt alles ein außer den Tintenfäßchen, den Tischständerchen und dem Waschzeug."
Traurig packen wir unsere Koffer und Pakete.
Da gongt es. Schnell laufen wir die Treppe hinunter und stellen uns auf der Diele auf. Wir trinken Kaffee. Nach dem Kaffee verschwanden wir wieder auf unsere Stuben. Bei allen herrscht Hochbetrieb. Die Koffer und Pakete werden auf den Flur gestellt. Vielleicht schlafen wir heute das letzte Mal in den weichen Federbetten.
Mittwochmorgen
"Hier läuft noch einer mit einem Paket", Erika zieht sich noch die BDM-Mütze an. "Sind alle Pakete auf dem Wagen?" fragt Frau Friedrichs. "So gebt die größten Koffer an", befiehlt Frl. Brock. Zu drei Mädels tragen wir Giselas Koffer, auch Schneuzchens Koffer ist zentnerschwer. Endlich haben wir alles aufgeladen. Maria Roeb muß bei dem Wagen Wache halten. Nach dem Kaffee verabschieden wir uns. Jetzt rollen die ersten Tränen. Frl. Brock und Frl. Herber setzten sich auf den Wagen. Zugleich treten einige Mädels ihre Puppenkinder ab, doch meine Puppe gebe ich nicht ab.
Schnell geht es den Berg hinunter. Frau Friedrichs und Herr Friedrichs stehen noch immer in der Tür. Bald sind sie unseren Blicken entschwunden. Unterwegs begegnen wir Soldaten.
In Hellenthal erfahren wir, daß der Zug erst um 1 Uhr fährt. Wir setzen uns auf die Koffer und spielen mit den Puppen. Es fängt ein wenig an zu regnen. Eine der Mädel hat einen Schirm. Wir setzen uns zusammen und erzählen.
Die letzte Fahrt von Hollerath nach Köln.
"Hurra, der Zug kommt!" ruft Ursel. Wir verteilen uns in verschiedene Abteile. Es pfeift. Der Zug setzt sich in Bewegung. Plötzlich surren über uns die Flieger. Einige Mädels steigen aus. Nachdem die Flugzeuge vorbei sind, steigen wir wieder ein. Der Zug ist überfüllt. Wir nähern uns Köln. Langsam stehe ich auf und trete ans Fenster. "Köln Hbh.".
Auf dem Bahnsteig stehen einige Eltern und begrüßen ihre Kinder. Das Gepäck wird ausgeladen. Der Zug nach Herchen fährt auf einem anderen Bahnsteig ab. Frauen, Männer und Soldaten helfen uns. Der Zug ist noch eingelaufen. Meine Puppe gebe ich mit in den Gepäckwagen. Nach einigen Minuten ist der Hauptbahnhof unseren Blicken entschwunden. Am Bahnhof in Eitorf begrüßen uns einige Landjahrmädel. "In Marschkolonne antreten!" befiehlt Klärchen.
Langsam steigen wir den Berg hinauf. Vor dem Lager empfängt uns die Lagerführerin. Sie zeigt uns den Schlafraum. Zu drei Mädels schlafen wir in 2 Betten. Nach dem Essen legen wir uns müde in die Betten.
Wir sind Gäste im Landjahrlager Bourauel.
Am nächsten Morgen weckt uns ein altbekannter Quetschenton. "Wo sind wir?" frage ich Ursel erstaunt. "Aufstehen" schallt es durch den Raum. Mit Seife und Handtuch laufen wir um das Haus. Doch, o' weh, es ist kein Wasser da. Wir ziehen uns ungewaschen an und springen in die frische Morgenluft.
"Stellt Euch in Chorordnung auf", erklärt Kläre. Nach dem Singen haben wir Freizeit. Wir laufen hintereinander den Abhang hinunter.
Der Tisch mit den Stühlen ist der Stützpunkt, Schneuzchen ist Erster.
Die Zeit vergeht. Der Sonntag kommt. "Heute dürfen wir ins Kino", sagt Margret. Im Dauerlauf geht es den Berg hinunter. Vor dem Kino ist der Arbeitsdienst, das Landjahr und die Jungmädel von Eitorf. Es wird "Spähtrupp Hallgarten" gespielt. Nach langem Warten wurde das Kino geöffnet. Das Spiel beginnt. Vor Spannung stehen uns die Tränen in den Augen. Nach einer Stunde verlassen wir das Kino. Mittlerweile ist es schon dunkel geworden. Wir treten den Heimweg an. In unserem Lager bekommen wir das Essen vorgesetzt, das uns gut schmeckt. Müde lassen wir uns in unsere Betten fallen und bald liegt alles im tiefen Schlaf.
Am Morgen erklärt Frl. Brock: "Heute macht ihr mit Frl. Herber eine Wanderung nach Eitorf." Nach dem Frühstück treten wir den Weg an. Schnell geht es den Berg hinunter. An der Sieg entlang zieht sich der Weg. Plötzlich entdecken wir auf einer Anhöhe ein ganz großes Stück, mit Waldbeeren behangen. So flink wie das Eichhörnchen sind wir hinaufgeklettert, da hören wir über uns ein Gesurre, ein Gebrumme. Die feindlichen Terrorbomber kreisen über
uns. Sie ziehen lange Kondensstreifen hinter sich her. So viele sind in der Luft, daß man sie nicht zählen kann.
Einige Mädels sind höher hinaufgeklettert.
Ich mit Schneuzchen und Frl. Herber bleiben auf dem schmalen Pfad.
Da aufeinmal hören wir einige Stimmen. „Hurra, wir haben Äpfel und Birnen gefunden“, schollen sie uns entgegen. Nach und nach läßt sich einer nach dem andern sehen. In den Händen dicke rostbraune Äpfel, saftig grüne Birnen. Ein Mädel kommt auf den Gedanken, wir brechen uns Stöcke mit Blättern ab, das ist Fliegerschutz.
Flink ist das Werk getan. An Haare und Kleider stecken wir uns grünes Laub. Gemütlich haben wir uns auf Steine niedergelassen. Noch immer surren über uns die Flieger.
Sehr ängstlich zusammengerückt essen wir unsere zuckersüßen Äpfel und Birnen.
Endlich ist die Fliegergefahr vorbei. Mit Stöcken in der Hand und am Haar treten wir den Heimweg an.
In einer kleinen grünen Anlage machen wir halt. Elsbeth hat gleich etwas entdeckt. Sie setzt sich ganz gemütlich auf ein Schaukelpferd. Ursel Umlauf und ich haben auch etwas entdeckt. Wie ein Pfeil stürzen wir auf eine Bank. In endlosen Schwärmen surren die Flieger über uns hinweg. Zum Mittagessen treffen wir zuhause ein.
Frl. Brock erklärt: „Heute habe ich eine große Überraschung für Euch. Heute abend fahren 10 Mädels mit mir in unser neues Lager. Nachher suche ich mir 10 aus.“ Ich kann nicht aushalten bis bestimmt wird wer mit fahren soll. Frl. Brock zählt auf: Ursel Umlauf, Ilse Königsstedt, Margret Wahlbrink u.s.w. Doch vor mir wird Halt gemacht. Die übrigen fahren übermorgen mit Frl. Herber. Traurig treten wir
zurück in die Reihe. Glück muß der Mensch haben.
Einzug in Burg Reifershardt. [richtig: Reiferscheidt]
Hurra, denke ich, als ich erwachte. Heute ziehen wir in Burg Reifershardt ein. Nach dem Kaffee nehmen wir unser Handgepäck und setzen uns in Bewegung. Bald waren wir am Bahnhof. Der Zug setzte sich in Bewegung. Langsam näherten wir uns dem Ziele. Im Zuge erblickten wir unser Ziel.
Am Bahnhof stand Frl. Brock mit den Mädeln. "Zu Dreien aufstellen", befiehlt Frl. Brock. Nachdem wir ungefähr 20 Stufen bestiegen haben, empfängt uns Frau Bast und zünftige
Wirtschaftsleiterin. Nach dem Mittagessen haben wir "Spiel im Freien". "Wer spielt mit Verstecken" tönt Ursels Stimme in die Weite. "Ich, ich, ich", schallt es Ursel entgegen. Freiwillig meldet sich Elsbeth zum Suchen. Schneuzchen und ich laufen ums Haus. Eins, zwei, drei, für Elisabeth. Elisabeth ist angeschlagen. Von einer Ecke zur anderen laufe ich. Schnauz gibt mir einen Wink.
"1, 2, 3 für mich", rufe ich. Schnell ist die Freizeit vorüber. "Frl. Brock ans Telefon", ruft Frau Bast. Frl. Brock erhält die Nachricht, daß unsere Koffer von Bourauel noch nicht geholt worden sind. Also können wir noch nicht einräumen.
Frl. Brock erklärt: "Stellt Euch zu Zweien auf der Diele auf, wir gehen jetzt über die Stuben und ich verteile Euch auf die Stuben. Stube 4 wird belegt von: "Ursel Umlauf, Margret Wahlbrink, Trude Offermann, Christel Hoffmann." Unsere Stube ist sehr gemütlich. Heute abend erhalten wir von Frau Bast eine Tischdecke und eine Blumenvase. Der Waschtisch war mit 4 Schüsseln, 4 Seifenschälchen und 1 Wasserflasche bedeckt. An der linken Seite des Waschtisches setzten
wir zwei Kommödchen hin.
Unser Handgepäck packten wir aus.
Der zweite Tag auf der Burg.
Heute können wir unsere Sachen einräumen. Mit frischem Mut gehen wir an die Arbeit. Ein Wäscheteil nach dem anderen wird vorsichtig gefaltet. Das Wäschefalten ist nicht leicht. Endlich haben wir alles eingeräumt. Das Bettenbauen ist nicht einfach. Sorglich werden die Plumeaus auf die Betten gelegt. Die Puppenkinder sitzen auch nicht hart. In den weichen Feder-
betten gefällt es ihnen recht gut.
"Stubenabnahme" ruft Gertrud, "Stubenälteste in die Tür." Unsere Stubenälteste meldet: "Jungmädel, Lagerleiterin Stube Kölner Heinzelmännchen ist mit 4 Mädeln zur Stubenabnahme bereit." "Die Wollsachen sind nicht ordentlich gefaltet. Diese Wäsche ist ordentlich. Eure Betten sind alle in Ordnung. Nach der Stubenabnahme holt ihr Euch Seifenwasser und schrubbt Schränke und Kommoden. Sie müssen leuchten." Mit Nagelbürstchen geht es an die Arbeit. Jede einzelne Schublade wird mit Seifenwasser geschrubbt. "Sind sie weiß?" frage ich Ursel. Noch zehn Minuten schrubbe ich an der Schublade, dann wird sie wohl weiß sein. Der Waschtisch blinkt. "Sind alle Zahngläser sauber?" frage ich, hier ist noch ein Spritzen drin. Frl. Brock bewundert die Kommode. Die Zahnbürsten werden ausgerichtet. Eine rote, eine braune, eine gelbe, eine grüne. Von jeder Farbe eine. Alle Trainingsanzüge werden tadellos gefaltet, Kante auf Kante. 1 Schublade ist für Wollsachen und eine für Trainingssachen.
"Zum Mittagessen auf der Diele antreten!" schallt es durch das Haus. Flink springen wir die Treppe hinunter. "Himmel und Erde" schmeckte uns nach dieser Arbeit gut. Mit viel Hunger setzten wir uns an den Tisch.
"Hurra, wir haben Freizeit. Wer spielt mit Verstecken", rufe ich. Ich, ich, ich rufen mehrere Mädels. "Ich bin freiwillig dran", erklärt Elsbeth. Schnell sind wir verschwunden. Ich verstecke mich in dem Schuppen. Neugierig spähe ich durch eine winzige Öffnung. Plötzlich vernehme ich Rufen. Ich entferne mich aus dem Schuppen, doch da werde ich von Elsbeth angeschlagen. Ich rufe: "Eins, zwei, drei. Viereckstein alles muß versteckt sein, hinter mir da gilt es
nicht, eins, zwei, drei, ich komme." Ich flitze um die Ecke. Da läuft: Ursel, Gisela, Ilse und Schneuzchen. Als die Letzte angeschlagen ist, sehe ich, daß Maria Zeichen gibt. Wie ein stürmender Wind sause ich um die Ecke. Da waren Gertrud und Trudi. Das zweite Mal verstecke ich mich in einer Abfallgrube, wo alte Konserven drin sind. Ein paar Mal läuft Lini an mir vorbei. Doch endlich hat sie mich. Ich werde angeschlagen. Doch in demselben Augenblick ertönt der Gong. Nun ist auch diese Freizeit wieder vorüber. Schnell laufen wir in den Speiseraum und schreiben Briefe nach Hause.