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Briefwechsel Margrit Bierganns (1932/43)

Margrit Lücking (geb. Bierganns) stellte dem NS-Dokumentationszentrum im Jahr 2000 die Briefe zur Verfügung, die sie während ihres KLV-Aufenthalts in Weichsel-Glembce (heute: Wisła- Głębce) an ihre Eltern richtete. Außerdem fertigte Frau Lückiung folgenden Kurzbericht über ihre KLV-Erfahrungen an:

Im Januar 1941 kam ich zum 1. Mal in ein Lager der KLV nach Wiegandstal. Wir waren Kinder verschiedener Jahrgänge und Schulen. Ich kann mich da nicht an besondere Vorkommnisse erinnern, außer dass wir im Sommer in den Ferien geführte Wanderungen entlang der Sudetenstraße gemacht haben. Wir halfen auch auf einem großen Bauernhof, zum Beispiel beim Unkraut jäten auf den Feldern. Wir wurden da auch beköstigt. Später wurde das Lager aufgelöst, und wir wurden in verschiedene Lager aufgeteilt. Ich kam mit einer kleineren Gruppe in ein Schwesternheim nach Liegnitz. Der Schulunterricht wurde fortgesetzt. Wir hatten eine Musiklehrerin (Frl. Thum), die uns die Welt der Opern näherbrachte. Wir haben beispielsweise den Troubadour gelesen, gehört und gesehen. Im Herbst 1941 kamen wir nach Hause.

Das zweite KLV-Lager haben wir gemeinsam mit der Klasse und unserer Klassenlehrerin (Frl. Herwagen) in Weichsel-Glembce Oberschlesien verbracht. Das war im Sommer 1942. Wir waren im „Haus Elisabeth“ gut untergebracht und auch versorgt. Morgens war Unterricht mit der Lehrerin und nachmittags betreute uns die Lagermädelführerin.

Es wurden keine Parolen und Verherrlichungen irgendwelcher Führerpersönlichkeiten ausgegeben, eher über Friedrich den Großen im Geschichtsunterricht. Über die Vorkommnisse im Krieg und an den Fronten wurde nicht gesprochen. Wenig über die Bombenangriffe in Köln und zu Hause. Manches schrieben uns die Eltern.

Abends las uns Frl. Herwagen aus Büchern vor. Ich kann mich gut an Gustav Freytag „Soll und Haben“ erinnern. Weihnachten durften wir leider nicht in die Kirche. Wahrscheinlich hätten wir die polnischen Priester auch nicht verstanden. Vor Weihnachten gab es gemeinsame Bastelnachmittage, an denen wir von den Jungen gebastelte Puppenwiegen bemalten und Leibchen häkelten. Es hieß für kinderreiche Familien. Wir sind gewandert und Ski gelaufen.

Bei geschlossenen Ausgängen marschierten wir und sangen Wanderlieder. z. B.: „Jetzt kommen die lustigen Tage.“ Wir konnten ruhig schlafen und wurden gut versorgt. Es gab Tischsprüche, keine Gebete.

Trotz allem freuten wir uns auch wieder auf zu Hause. Im Frühjahr 1943 kamen wir wieder nach Köln.

Die Briefe werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt im Bestand „KLV“ aufbewahrt.