Dieses KLV-Lagertagebuch stellte Frau Ingeborg Pooth im Jahr 2000 kurzzeitig zur Verfügung. Sie war im Sommer 1941 in die KLV nach Ahlbeck auf Usedom verschickt – wahrscheinlich gemeinsam mit Christel Noden, von der sich hier an ander Stelle unter der Rubrik „Tagebücher“ ebenfalls ein Selbstzeugnis aus dieser Zeit findet.
Damals bestand leider noch nicht die Möglichkeit, auf schnelle und finanzierbare Art und Weise gute Reproduktionen anzufertigen. Daher liegen hier lediglich herkömmliche schwarz-weiß-Kopien des Lagertagebuchs vor. Sie werden im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln im Bestand "KLV" aufbewahrt.
Schloß-Hotel
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KLV.-Lager 672
Schloßhotel
Ahlbeck-Seebad
Seestraße 14
Meine Erlebnisse
im
Ostseebad Ahlbeck
vom 22. Mai 1941 bis 9. September 1941.
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Abschied von Köln und nächtliche Fahrt.
Donnerstag Abend sollte es losgehen. Das gab ein Durcheinander! Die Koffer mußten gepackt werden. Dann endlich war alles so weit. Dann ging’s los zum Bahnhof. Alle begleiteten mich. Als der Zug angekommen war, stiegen wir ein. Wir sicherten uns einen Platz. Dann noch einmal ans Fenster. Ein Händedruck und gute Ermahnungen. Da fährt der Zug auch schon langsam an. Mit Taschentüchern winken wir den Zurückbleibenden, bis alles verschwunden ist. Wir fahren durch schöne Gegenden. Dann bricht langsam die Nacht herein. Zu sechsen in einem Abteil 3. Klasse, ist es nicht so einfach zu schlafen. Die Bänke sind so hart,
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und jeder wollte etwas anderes. So wurde immer wieder das Licht angeknipst, und keiner konnte schlafen. Am andern Morgen waren wir totmüde. Wir standen lange am Fenster. Da waren wir aber so müde, daß wir doch einschliefen, als wir uns hinlegten. Wir rückten unserm Ziele immer näher. Als Strand und Meer in Sicht war, freuten wir uns schon, daß wir in Ahlbeck das alles immer sehen durften. Dann endlich mußten wir aussteigen. Wir waren in Ahlbeck!
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Ankunft in Ahlbeck.
Auf dem Ahlbecker Bahnhof stellten wir unsere Koffer auf den Bahnsteig. Dort wurden sie von Hitlerjungen abgeholt. Wir mußten uns in Dreierreihen aufstellen. Dann wurden die Namen der Kinder aufgerufen, die nach Haus Margarethe kommen sollten. Wir Drei waren die einzigsten, die nicht aufgerufen wurden. Das wurde allmählich unheimlich. Aber wir gingen doch mit den andern. als wir durch das Städtchen zogen, sahen wir in vielen Hotels schon landverschickte Kinder. Endlich waren wir bei Haus Margarethe angelangt. Dort wurden die Namen noch einmal verlesen. Wir waren wieder nicht dabei. Das meldeten wir der Lagerleiterin.
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Wir Drei waren wirklich zu viel. Es war kein Bett mehr für uns frei. Da ging eine Helferin mit uns in das Lager Frithjof-Freia und fragte, ob dort kein Platz mehr für uns sei. Aber ohne Erfolg mußten wir wieder zurück. Es war schon Abend und wir dachten, wir bekämen nirgendwo ein Bett. Die ganze Zeit rasten wir von einem Lager in das andere. So fragten wir auch im Schloß-Hotel an. Dort war eigentlich auch kein Platz mehr, aber die Kinder rückten ein bißchen zusammen und da ging es. Allmählich trockneten unsere Tränen; denn wir hatten ja ein Bett. Vorläufig waren wir im Schloß-Hotel untergebracht.
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Zum erstenmal am Strand.
Am nächsten Abend gingen wir zum erstenmal an den Strand. Dort suchten wir Bernstein. Die Wellen schlugen immer gegen die großen Haufen von abgelagertem Schmutz. Das Wasser brachte immer neue Stückchen Bernstein mit. So lag auf dem Tang am meisten Bernstein. Ich hatte extra meine Stiefel angezogen; denn die Wellen platschten einem immer über die Füße. Da stand ein Fischer, der soeben vom Fischfang zurückgekehrt war. Mit seiner Frau knotete er die Netze auseinander und holte die Fische heraus. Neben ihm stand eine Kiste, in die er die Schollen warf. Sie atmeten noch und manche zappelten sogar und wollten sich befreien. Es waren auch andere Fische dabei. Wie
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der Fischer sagte, waren es Bleifische. Wir sahen auch viele Schiffe, Segelboote und Kriegsschiffe. Sie sind getarnt, das sieht ganz gelungen aus. Auf dem Heimweg hat Friedel noch ein großes Stück Bernstein gefunden.
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Neugelernte Lieder.
1. Mit Sing und Sang, mit Kling und Klang,
Mit festem Schritt, ob kurz ob bang
So ziehn wir in die Weite.
Zupfgeigenhansel heiße ich
Auf Schusters Rappen reise ich
Jungmädel mir zur Seite.
Es klippert, es klappert der Nagelschuh
Und ich schlag froh den Takt dazu
Auf meiner alten Laute.
Es klippert ....
2. Es weht der Wind mir um den Kopf.
Frau Sonne lacht im Suppentopf
Ade, du holde, traute.
Es klippert ...
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3. Und sterbe ich, so meißelt fein
Zwei Täubchen mir aus Marmorstein
und diesen Spruch daneben:
Zum Rasten fand ich keine Zeit,
drum mußt ich bis in Ewigkeit,
als Wandervogel ziehen.
Es klippert ...
1. Die Brandung ruft, es braust der Strand,
Da werden die Segel gerichtet.
Nun ist zu eng das feste Land
Heho! Die Anker gelichtet.
Die Herzen richten wir wetterwärts.
Wir sind unter Sternen geboren.
Uns braust im Blute ein stürmender März.
Wir haben kein Segel verloren.
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2. Ade, du Heimat hinterm Deich,
Wir sind mit dem Sturm gezogen
Wer ist hier arm, wer ist hier reich?
Wir sind so frei wie die Wogen.
Die Herzen ...
3. Ade, du Heimat, wer liebt dich mehr,
Als wir, über brausendem Grabe.
Denn wir ersegeln das weite Meer.
Es wird eine Morgengabe.
Die Herzen ....
1. Den Rucksack auf dem Rücken,
Den Bergstock in der Hand.
Die Laute, welch Entzücken,
Trag ich am bunten Band,
Trag ich am bunten Band.
2. Gesellen, laßt uns wandern,
Den grünen Zweig am Hut
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Von einem Ort zum andern
Mit jugendfrischem Mut
Mit jugendfrischem Mut
3. Und wie die Vöglein singen
Trili in Feld und Wald
So sollen Lieder klingen,
Daß laut das Echo schallt
Daß laut das Echo schallt.
4. Bald naht auf dunklen Schwingen
Der Abend leis und sacht.
Und Lautenspiel und Singen
Verschollen in der Nacht.
1. Wanderstab und Ränzel
Nehm ich jetzt zur Hand,
Wandre wie ein König
Durch das weite Land.
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Tradiradiradiradiradiradira
Wandre wie ein König
Durch das weite Land.
2. Durch die stillen Straßen
Tönet leis mein Schritt.
Laß den Schläfer schlafen
Freunde wandert mit.
Tradira ....
3. So zieh‘ ich alleine
Durch den Blütenhain.
Schönster Frühlingsmorgen.
Alles, alles mein.
Tradira ....
Wir singen im Garten.
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Tageslauf in unserm Lager.
Morgens um 7 Uhr weckt Ulla uns mit der Quetsche. Dann kommt sie ins Zimmer und sagt: „Morgen, aufstehn, zum Frühsport antreten.“ Schnell ziehen wir unser Turnzeug an und stellen uns in einer Linie auf. Dann gehen wir entweder an den Strand oder machen einen Dauerlauf. Wenn wir wieder im Lager angekommen sind, machen wir uns und unsere Zimmer fertig. Jeden Tag ist ein anderes Mädel „Mädel vom Dienst“. Als ich es war, sind einige Mädel in den Zirkus gegangen. Ich bin nicht mitgekommen, weil ich nicht das richtige Los gezogen haben. Der Tagesplan ist von einem anderen Mal
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Tagesplan
Sonnabend, den 12. Juli 1941
7.00 Wecken
7.00 – 7.10 Frühsport
7.10 – 8.15 Waschen, Anziehen und Bettenbauen
8.15 – 8.45 Frühstück
8.45 – 9.15 Stubendienst
9.15 – 10.30 Freie Beschäftigung
10.30 – 10.50 2. Frühstück
10.50 – 12.15 Sonnenbaden und Burgenbau am Strand
12.30 Mittagessen
13.00 – 15.00 Mittagsruhe
15.30 Nachmittagskaffee
16.00 – 18.00 Heimnachmittag (Leistungsabzeichen)
18.30 Abendessen
19.00 – 20.00 Lesestunde
20.00 – 20.15 Schuhputzen
20.45 Bettruhe
Führerin vom Dienst: Liselotte Bürkle
Mädel vom Dienst: Inge Derichsweiler
Chr. Brock [..]
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Frühsport am Strand.
„Schnell, nun macht doch mal endlich voran“, ertönt Ullas Stimme durch den Garten. „So, jetzt zählt durch, wer zu spät kommt, muß einen Groschen zahlen.“ „Rechts um! Im Dauerlauf, marsch, marsch!“ Nun geht’s an den Strand. Das Treppchen hinunter und wir sind da. Im Sand ist es schwer, Schritt zu halten. Dann gehen wir zum Kreis zusammen. Ulla macht eine Freiübung vor. Wir müssen sie nachmachen. Dann noch auf dem Rückweg mit den Füßen durchs Wasser. Nachher wieder durch den Sand. Er bleibt immer an den Füßen kleben. Es ist schrecklich. Dann geht’s wieder im Dauerlauf zurück. Endlich sind wir wieder vor dem
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Haus angelangt. „Abteilung – Halt! Zum Waschen, Anziehen und Bettenbauen weggetreten!“
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Burgenbau am Strand.
„So, heute wollen wir eine Burg bauen. Nehmt alle eure Schaufeln mit.“ Wir marschieren an den Strand. Dort angelangt, ziehen wir unser Turnzeug aus und arbeiten in Badeanzügen. Lustig schaufeln wir drauf los. Zuerst wird ein Graben rundherum gemacht. Der Sand wird zu einem Wall aufgeworfen. Er wächst sichtlich. Endlich ist es so weit. Um die Burg noch zu verschönern, wird in die Mitte ein Kegel gemacht. Rundherum machen wir Bänke, damit sich jeder setzen kann. Mit Muscheln schreiben wir „Schloß-Hotel“ auf die Burg neben den Eingang. Wir sind noch nicht ganz fertig, da kommt schon die Ortsbeauftragte, um sich die Burg anzusehen. Wir
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singen ein Lied. Dann schiebt sie ab. Sie scheint befriedigt zu sein, denn bei der Preisverteilung haben wir einen Preis bekommen. Eine Laute, wunderschön!
Nach dem Burgenbau ruhen wir Drei uns aus.
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Schiffahrt nach Stettin.
„Ua, schon aufstehn? Es ist ja noch ganz dunkel.“ „Nun aber schnell aus dem Bett, oder willst Du nicht mit nach Stettin fahren?“ Wie ich „Stettin“ höre, ist es vorbei. „Stimmt ja, heute fahren wir nach Stettin!“ Sofort bin ich aus dem Bett, gewaschen und angezogen. Unten im Tagesraum liegen unsere Brote schon fertig da. „Ha, eine Tomate, 2 Apfelsine und eine Rolle Drops sind auch dabei.“ Nach dem Kaffeetrinken stellen wir uns auf und marschieren nach Swinemünde. Dort wartet das Schiff „Lützow“ schon auf uns. Wir steigen ein. Dann geht es los.
In der Swine liegt ein herrliches Lazarettschiff. Dann geht es weiter. Wir kommen ins Haff. Dort sieht man weit
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und breit kein Land. Nur Bojen schwimmen im Wasser. Ab und zu kommen wir an einem Wasserturm vorbei. Der Seegang ist nicht stark. Das Schiff schaukelt gar nicht. Da wird es ein bißchen langweilig. Ulla spielt zum Zeitvertreib Quetsche. Wir singen dazu. Auf einmal ruft eine: „Land in Sicht“. Nach kurzer Zeit haben wir das Land erreicht. Dann geht es oderaufwärts. Zu beiden Seiten ragen Fesselbalone in die Luft. Hier ist schon mehr Betrieb, als im Haff. Ein stolzes Kriegsschiff fährt eben vorbei. „So, endlich im Stettiner Hafen angelangt. Dort liegt ja ein Flugzeugträger.“ Nachdem wir ausgestiegen sind, marschieren wir in ein Gaststätte. Dort essen wir unsere Butterbrote. Fräulein Brock bestellt für jede noch eine Portion Eis. Es schmeckt prima. Danach gehen wir mit Fräulein Brock in die Stadt und kaufen uns ein Andenken und Ansichtskarten. Dann wollen wir noch einmal einkehren. Aber nirgendwo
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findet sich ein ordentliches Hotel. So warten wir auf der Hakenterrasse, bis unser Schiff ankommt. Dann gehts wieder nach Hause. Im Haff ist jetzt stärkerer Wellengang. Nun ist es interessanter, als auf der Hinfahrt. Die Wellen schlagen gegen das Boot und das Wasser spritzt hoch auf. Von Swinemünde aus gehen wir bis Ahlbeck. Dort kommen wir hundemüde an. Aber es schmeckt auch!
Fräulein Brock, Christa, und Ulla auf dem Schiff.
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Flugzeugträger im Hafen von Stettin
Kriegsschiff in der Oder
Lazarettschiff in der Swine.
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Spaziergang zum Gothensee.
„So, zieht alle Dirndlkleider an: Wir wollen zum Gothensee gehen und dort diesen Morgen bleiben.“ Wir marschieren bis Bansin. Dort lösten wir uns auf. Da aber nur ein schmaler Pfad zum Gothensee führt, müssen wir im Gänsemarsch hinuntergehen. Unten angelangt, stehen wir vor einer Weide, hinter der sich der Gothensee ausbreitet. Wir fragen eine Frau, ob wir auf die Wiese dürfen. Nachdem sie uns die Erlaubnis gibt, lagern wir auf der Weide. Ein Bach rauscht an der Seite entlang. Dort stehen sehr viele Blumen. Wir pflücken ein kleines Sträußchen, um es zu Hause in die Vase zu stellen. Dort kommt ein Mann auf uns zu. Er hat einen Eimer am Arm. Was
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will er nur? Aber er kommt ganz freundlich zu uns und erzählt, daß er unten am See bei einem Fischer Fische holen will. Wir interessieren uns natürlich sehr dafür und gehen mit dem Mann an den See. Dort wartet schon ein Fischer. Er sitzt gemütlich in einem Kahn. Wie er den Mann kommen sieht, steht er auf. Er nimmt einen Stab in die Hand und stößt den Kahn auf den See hinaus. Nach einer Weile kommt er zurück. Er öffnet einen Deckel im Boot. Unten lagen auf einmal eine Reihe Fische. Einige gab er dem Mann. Dieser tat sie in seinen Eimer. Dort zappelten sie noch eine Weile. „Schleie sind es“, erklärte der Mann. Einige von uns nehmen einen Schlei in die Hand und drücken und streicheln ihn. Es gibt einen Heidenlärm, denn die zappelnden Fische sind so flutschig und rutschen immer auf die Erde. Die armen Tiere werden fast zerdrückt. Da nimmt der Mann die Fische am Schwanz
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und schlägt sie mit dem Kopf auf den Rand vom Eimer, bis sie ganz tot sind. „Wir müssen allmählich ans Heimgehen denken, der Weg ist weit. Und ihr habt doch sicher alle Hunger. „Schade, daß der Morgen schon herum ist.“
Im Gänsemarsch zum Gothensee
Fischer am Gothensee
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Ausflug zum Swinemünder Leuchtturm.
„Alles einsteigen!“ ruft der Lokomotivführer. Jedes Mädel stürmt in einen Wagen. Der Zug rollt. Schon nach wenigen Minuten ist Swinemünde erreicht. Wir marschieren bis zum Hafen. Dort steht gerade eine Fähre. Schnell steigen wir ein. Das Boot schaukelt schön. Nach 20 Minuten kommen wir am Leuchtturm an. Wir steigen aus und bestaunen die Höhe des Leuchtturms. Im Gänsemarsch klettern wir die Stufen herauf. Alle zehn Stufen steht die Zahl, wie hoch man schon gegangen ist. Immer im Kreis herum. Man wird bald dusselig. Hier und dort ist ein Gucklock, wo frische Luft hereinkommt.
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Immer höher geht es Nach 300 Stufen ist man oben angelangt. Noch ein Hühnerleiterchen herauf und man steht auf einer Gallerie. Von dort aus hat man eine wunderschöne Aussicht. Wenn man die Küste entlang sieht, erblickt man Ahlbeck in der Ferne. Unter mir liegt der Hafen. Matrosen bekommen Ruderunterricht. Die Leute sind winzig. Man kann auch das Strand- und Badeleben beobachten. Unten wieder angelangt, machen wir einen kleinen Spaziergang zur Mohle. Dann geht es wieder nach Hause.
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Besichtigung der Webeschule.
„Links, links!“ „Sind wir denn noch nicht da? Ich werde bald wild. Und in dieser Hitze!“ Endlich sind wir da. „Wir erkundigen uns uns erst nach allem. In der Zeit dürft ihr im Wald spielen.“ – Immer noch kommt Fräulein Brock nicht. Ich klettere auf einen Baum und wieder herunter. „Da ist Fräulein Brock ja.“ „Die erste Gruppe kommt mit.“ Zuerst sehen wir sehr schöne gewebte Kissenplatten. An den Wänden hängen überall geknüpfte Fischerteppiche. Schiffe und andere Muster sind eingeknüpft. Auf den Tischen liegen gewebte Decken, und auf den Stühlen geknüpfte Kissenplatten. Auf den Tischen stehen
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auch selbstgeschnitzte Teller. Es ist wirklich eine Pracht. Sogar zwei Zimmer mit Teppichen und Tischdecken zur Besichtigung sind dort. Eine ganz alte Fischerstube mit Netzen, Truhe und Spinnrad ist ausgestellt. Wir sehen auch, wie eine Dame einen Teppich knüpft. Es ist eine riesige Arbeit; denn jeder Teppich hat so und so viel Knoten. Jeder Knoten muß einzeln gemacht werden. Es ist aber eine sehr schöne Erinnerung.
Webstuhl mit angefangenem Teppich
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Ecke einer alten Fischerstube in der Webeschule
Esszimmer einer Fischerfamilie.
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Eine Fahrt nach Kölpinsee.
„8.10 Uhr soll der Zug nach Wolgast abfahren. Also, jetzt müssen wir abmarschieren.“ „Ich hole jetzt die Karten.“ Nach einer Zeit kommt Fräulein Brock wieder. „Ha, jetzt können wir hier drei Stunden sitzen. Um 7 Uhr hätten wir fahren sollen. Wir setzen uns in den Wald und ruhen uns noch was aus, denn wir müssen viel laufen. 1 Stunde – 2 Stunden – 3 Stunden. Endlich kommt der Zug. Wir steigen ein. Die Fahrt geht über die ganze Insel. Auch am Gothensee kommen wir vorbei. Endlich sind wir in Wolgaster-Fähre angelangt. Es geht über eine Brücke, die über die Peene führt. Jeder muß 5 Pfennige bezahlen. Wir sehen uns die Stadt an, aber da ist nichts besonderes zu sehen. So gehen
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wir in ein Restaurant. Da eine große Hitze ist, sitzen wir im Garten. Dort sind einige Tiere. Ein Pfau läuft frei herum. In einem Käfig sitzt ein Skunks. Jeder bekommt eine Tasse Kaffee und ißt ein Butterbrot dazu. Dann fahren wir nach Koserow und gehen zu Fuß nach Kölpinsee. Immer durch den Wald. Wir werden auch ordentlich von den Schnaken zerstochen. Aber das ist nicht so schlimm. Auf einmal sehen wir das Meer blinken. Wir stehen auf einem Weg hoch oben auf der Steilküste und schauen auf das blaue Meer hinunter. Fräulein Brock setzt sich hin und sieht über die unendliche Fläche weg. Dann wandern wir weiter bis nach Kölpinsee. Dort ist ziemlich viel Kurbetrieb. Wir ziehen Schuhe und Strümpfe aus und gehen mit den Füßen ins Wasser. Gibt das ein Planschen und Spritzen! Nachher sind wir ganz naß. Mit gutem Appetit vertilgen wir unser Butterbrot. Dann kaufen wir uns noch ein Andenken und gehen zum Bahnhof.
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Wir steigen ein. Nach einer Weile sind wir in Ahlbeck angelangt. Müde, von der langen Fahrt, fallen wir ins Bett.
Wir warten drei Stunden im Wald.
Endlich können wir einsteigen.
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In Wolgast.
Ruhepause an der Steilküste
Fräulein Brock ruht sich aus.
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Fräulein Brock im Strandkorb
Wir baden im Kölpinsee.
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Tagesfahrt nach Misdroy.
„Seid endlich mal ruhig. Wir wollen doch beim Marschieren singen. So kann es doch nicht gehen. Man kann doch nicht singen und schwetzen. Endlich ist es so weit.“ Ein frohes Lied tönt durch die Straßen. Es ist noch ziemlich früh. Am Bahnhof warten wir noch zehn Minuten, bis Fräulein Brock die Karten geholt hat. Dann drängen wir uns an den Zug. Jeder bekommt einen guten Platz. In einigen Minuten hält der Zug schon in Swinemünde Bad. Wir marschieren zum Hafen. Dort steht eine Fähre, mit der wir bis zur Ostmohle fahren. Dort steigen wir aus und gehen zu Fuß nach Misdroy. Bald kommen wir auf die Landstraße.
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Wir gehen immer der Nase nach, bis wir an eine Bahnlinie kommen. Wir biegen links ab und gehen weiter durch den Wald. Es geht bergauf. Auf einmal stehn wir auf einem Hügel und sehen unter uns das Meer blinken. Wir laufen die Dünen herunter bis an den Strand. Schnell sind Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Dann geht Friedel, unsere Lagermädelschaftsführerin, die neu gekommen ist, mit uns ins Wasser. Am Strand, im nassen Sand, hüpfen auch die Sandflöhe herum. Es gibt viel Spaß. Wir essen auch zwischendurch mal was. Am Strand gehen wir vorbei bis Misdroy. Kurz vor dem Ort wird der Badebetrieb auch reger. Wir gehen hinauf und trinken Milch. „Uh, in meiner Kanne schwimmen zwei tote Spinnen herum, die Milch trinke ich aber nicht.“ Wir essen noch Eis und Kuchen. Dann gehen wir noch in die Stadt und kaufen uns
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Andenken. In den Geschäften gibt es nichts Besonderes. Auf der Seebrücke sind ganz viele Geschäfte. Es gibt nette Sächelchen dort. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Schon wieder ist es Zeit, nach Hause zu fahren. Zum Bahnhof gehts. Dann fahren wir mit dem Zug nach Ahlbeck zurück. Mit der Fähre geht es über die Swine. Dann sind wir endlich angelangt.
Am Strand.
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Morgenfeier im Wald.
„Guten Morgen, alles aufstehn, Uniform anziehn.“ „Wir haben sicher wieder eine Morgenfeier.“ Nach dem Kaffeetrinken stellen wir uns vor dem Haus auf. Wir marschieren dem nahen Walde zu. An den Fenstern der andern K.L.V. Lager stehen die Mädel und sehen uns nach. Kommen sie denn nicht zur Morgenfeier? Im Wald, an einer Lichtung stellen wir uns im Halbkreis auf. Ach so, es ist eine Morgenfeier für uns alleine. Einige Mädel sagen einen Spruch auf. Wir singen noch einige Lieder. Ein Mädel liest eine Geschichte vor. Die Schnaken schwirren um unsere Beine und zerstechen uns. Zu allem Überfluß läßt ein Vogel noch was
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auf meine frischgewaschene Bluse fallen. Nach der Morgenfeier geht unser gewöhnliches Sonntagsleben weiter.
Abmarsch zur Morgenfeier
An einem Sonntagsmorgen vorm Hause.
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Erzählerwettstreit.
„Heute Nachmittag ist Erzählerwettstreit. Annemie, kannst Du Deine Sache wirklich gut? Erzähl noch mal das Stück. Du mußt machen, daß wir einen Preis bekommen.“ Da sind ja viele Lager. 2 Mädel von dem K.L.V. Lager „Fortuna“ sind sogar maskiert. Aber unser Stück, „Dat verdäschtije Köffersche“, ist so nett, daß wir sicher einen Preis bekommen. Die Gauleiterin der Nordmark, die Bezirksbeauftragte und die Ortsbeauftragte sind da. Sie wollen die Preise gerecht verteilen. Ein Mädel aus Haus Margarethe beginnt mit dem Stück „Richmodis von Aducht“. Dann folgen die Stücke der andern Lager: „Die Weckschnapp“, „Die Heinzelmännchen von
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Köln“, „Die Reise nach Köln“, „Till Eulenspiegels Streiche“, „Hamburger Jungs“. Leider hatte die Gauleiterin nicht viel Zeit. Sie mußte gehen und unser Stück war noch nicht dran. Es tat uns sehr leid, aber zum Glück wird der Erzählerwettstreit von Inge Ewers, der Ortsbeauftragten vortgesetzt. Endlich kommt unser Stück dran. Annemie macht es wirklich nett. Es wird stark Beifall geklatscht. Dann kommt die Preisverteilung! „Als erstes ist „Till Eulenspiegels Streiche“. Was meint ihr wohl, wer den zweiten Preis hat?“ Von allen Seiten strömen Zurufe. Am meisten hört man: „Et Köffersche, et Köffersche“. Es stimmt auch. Das Schloß-Hotel, unser Lager hat den zweiten Preis errungen! Leider haben wir nur eine Quittung bekommen. Wir wollen es aber immer so gut machen.
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Wir sind bei Frau Linß-Hürter eingeladen.
„Heute Nachmittag sollt Ihr Drei um 3 Uhr an der Uhr vor der Seebrücke sein. Dort wartet Frau Linß-Hürter, eine Berichterstatterin auf Euch.“
Wir machen uns fein und gehen zur Seebrücke und warten dort. Es ist immer noch nichts von der Berichterstatterin zu sehen. Da kommt aber Inge Ewers. Sie begrüßt uns und kurz hinter ihr, erscheint auch Frau Linß-Hürter. Sie setzt sich mit der Ortsbeauftragten und uns in eine Eisdiele und spendiert jedem einen Becher Eis. Zwischen dem Essen erzählen wir ihr von unserm Lager. Wir erzählen ihr alles. Von unserm lustigen Nachmittag und
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von unsern Ausflügen. Sie interessiert sich sehr dafür, denn sie will einen Artikel in die Zeitung setzen. Wir haben ihr aber wahrscheinlich zu wenig erzählt, denn bis jetzt ist noch kein Artikel in der Zeitung. Das Eis hat sehr lecker geschmeckt. Zum Schluß werden wir noch mit der Ortsbeauftragten geknipst.
Wir Drei mit der Ortsbeauftragten.
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„Wißt ihr’s schon? Heute soll Kasperletheater sein. Kommt gleich mit zum Ostseeheim.“
„Donnerwetter, haben die Jungs aber einen fabelhaften Tagesraum. Da passen ja alle Lager von Ahlbeck hinein. Dort steht die Bühne.“ Klingling, klingling, klingling, der Vorhang geht auf. „Seid ihr auch alle da?“ fragt Kasperle, der auf der Bühne erschienen ist.
„Zuerst kommt das Stück: ‚Die geraubte Försterstochter‘. Wir wollen gleich beginnen.“ Abends, sehr spät kommt die Försterstochter nach Hause. Sie wird von einem Räuber überfallen. Dieser nimmt sie mit nach Afrika. Kasperle hört davon und fährt mit seinem Freund Pampel nach Afrika.
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Dort kommt er vor die Hütte, in der die Försterstochter erwahrt wurde. Kasperle kämpfte mit einigen Negern und knallte sie nieder, bis sie die Försterstochter herausgaben. Zur Belohnung bekam Kasperle die Försterstochter vom alten Förster zur Frau. Dann kommt das Stück „Pampel hat das große Los gewonnen.“ Pampels Großmutter hat Geburtstag. Sie hat, wie an allen andern Tagen, Kartoffelsuppe zu essen. Es gibt auch keinen Geburtstagskuchen. Pampel hat Hunger und möchte gerne Geburtstagskuchen haben. Aber er ist auch mit Kartoffelsuppe zufrieden. Als Pampel gerade spazieren ging, kam der Bürgermeister und gab ihr ein Säckchen Geld, das Pampel in der Lotterie gewonnen hatte. Er war sehr überrascht, als er das Geld sah. Er hat einen großen Geburtstagskuchen gekauft. Als er gerade fort war, kamen Räuber und überfielen die Großmutter und klauten ihr das Geld. Aber nach kurzer
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Zeit waren die Diebe entdeckt und das Geld wurde Pampel zurückgegeben.
Zuletzt kam noch das Stück: „Kasperle, Churchill, Chamberlain und Stahlin in der Hölle“. Damit war die Vorstellung beendet.
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Kinderfest
„Zieht euere Uniform an. Wir machen Propaganda.“ Endlich sind wir fertig und marschieren los. An jeder Straßenecke, wo viele Kinder stehen, bleiben wir stehen, singen ein Lied und sagen unser Sprüchlein auf:
Zum Kinderfeste laden wir ein
Alle Ahlbecker Kinderlein.
Wir wollen uns zusammen freun
Mit den Ahlbecker Kindern groß und klein
Lustig flattern die bunten Fähnchen
Kommt herbei ihr Jungen und Mädchen.
Am sonntäglichen Kinderfeste
Sollen Alt und Jung sich erfreun aufs Beste.
So ging es noch einige Male. Dann konnten wir nach Hause gehen.
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Der Sonntag naht mit Regen heran. Das Kinderfest wird abgeblasen. Am Mittwoch soll es sein. Wir machen noch einmal Propaganda. Auch am Mittwoch regnet es. Trotzdem findet das Kinderfest statt. Der Sportplatz ist feierlich mit Fähnchen geschmückt. Von allen Seiten strömen Kinder herbei. Der ganze Platz ist in Felder eingeteilt. Eines ist für Singespiele. Die andern für Topfschlagen, Sacklaufen und Tauziehen. Wir wurden zu den Singespielen geschickt. Die Kleinen sangen immer die selben Lieder Es war furchtbar langweilig. Wir drehten uns um und sahen beim Topfschlagen zu. Doch als das aufgehört hatte, wußten wir nicht, was wir tun sollten. Es fing auch noch an zu regnen. Da beschlossen wir, auszureißen. Immer zwei und zwei verschwanden. Wir warteten auf der Straße auf die letzten. Es wundert mich, daß keiner was gemerkt hat. Wir sind schnell nach Hause gelaufen.
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Fortuna ist heu‘ durchgebrannt, au, au, au.
Das Schloß-Hotel ihm nachgerannt, au, au, au.
Der Seehof ihnen hintendrein, au, au, au.
Da stand die Inge ganz allein, au, au, au.
Und wenn dazu die Musik spielt
Ist alles wieder gut,
Vergißt man seine Wut.
Und wenn dazu die Musik spielt,
Ist alles, alles, alles wieder gut.
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Speisenfolge
1. Morgenkaffe
Milchsuppe
2 halbe Brötchen. Eins mit Butter, das andere mit Marmelade
2. 2. Frühstück
1 Doppelschnitte Schwarzbrot mit Zungenwurst
3. Mittagessen
Nudelsuppe, Kartoffeln mit Soße, Rotkohl und Rolladen. Nachtisch Rhabarber
4. Nachmittagskaffe
1 Tasse Kaffe und 4 Stückchen Kuchen.
5. Abendessen
Nudelsuppe. Bratkartoffeln mit Gurke. 2 Schnitten Schwarzbrot. Eine mit Käse. Die andere mit Ei. Eine Tasse Kakao
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Tante und Onkel sind da.
„Wenn Onkel Adolf Urlaub hat, kommt er mit Tante Kläre nach Ahlbeck, um Ilse und Dich zu besuchen.“ So lautet ein Brief von Oma. Ich mache einen Luftsprung vor Freude. Endlich ist es so weit. Eines Tages erscheinen Tante und Onkel im Hause. Ich frage um Ausgang. Am Nachmittag ziehe ich meine Uniform an und gehe zum Ahlbecker Hof, in dem Tante Kläre und Onkel Adolf wohnen. Ilse ist mit zwei Freundinnen schon da. Wir gehen zusammen an den Strand. Dort sehe ich die ersten Quallen in Ahlbeck. Wir setzen uns auf ein Schiff und untersuchen es. Verbotener Weise baden wir sogar. Keiner merkt etwas davon. Nachher
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gehen wir noch in den Ort, essen Eis und machen Einkäufe. Es ist eine schöne Zeit, wo Onkel und Tante da sind.
Ilse mit ihren Freundinnen und ich
Auf einem Boot
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Am Strand mit Tante Kläre.
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Lagerlied- Melodie: Fort mit den Grillen.
1. Am Ostseestrande im schönen Ahlbeck
nah‘ am Meer, es ist bekannt,
Ja, da liegt ein stattliches Gebäude,
„Märchenschloß“ ist es genannt.
2. Schneewittchen wohnt hier, auch Aschenbrödel,
Rumpelstilzchen, Hans im Glück,
Und noch andere Märchenkinder,
So liest man auf den ersten Blick,
Wir malten’s mit Geschick.
3. Schloß-Hotel ist der richtige Name,
Schloß-Hotel, das klingt sehr fein,
Darum müssen wir uns auch fein benehmen.
Immer sittsam im Hause sein,
Immer sittsam sein.
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4. Unsere Wirtsleut‘ sind lieb und gut auch,
Sorgen, daß wir werden satt.
Doch als wir 34 Teller zerbrachen,
Ja, da waren sie wirklich platt,
Ja, da waren sie platt.
5. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend,
herrscht ein lustig Treiben hier.
Wir lieben das Wandern, das Spielen und Essen.
Doch leider müssen auch lernen wir.
Doch müssen auch lernen wir.
6. Auf die Minute ist alles geregelt,
Pünktlich sind wir stets zur Stell‘,
Wenn frühmorgens die Glocke ertönt,
Stellen wir uns auf ganz schnell,
Stellen wir auf uns schnell.
7. Unsere Glieder wir recken und strecken,
Wir atmen frische Seeluft ein.
Und wenn die Sonne im Meer sich spiegelt,
Geht’s ins Wasser ganz hinein,
Geht’s ins Wasser hinein.
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8. ‘Rauf in die Stuben in schnellem Laufe,
Bettenbauen, das ist schwer,
Ordnung halten, das lernten hier viele,
Im Anfang stöhnten wir gar sehr,
Anfangs stöhnten wir sehr.
9. In die Wunderkiste wandern all‘ die Dinge,
die nicht sind am rechten Ort;
Ist das ein Klagen, ein Jammern und Stöhnen,
Wenn ein Groschen wieder fort,
Wenn ein Groschen fort.
10. Vom vielen Essen und dem guten Leben,
Werden alle kugelrund,
In unserm Lager, da herrscht ein frohes Treiben,
Wir Jungmädel tun’s euch kund;
Das tun wir Mädel kund.
Gedichtet von unserer Lagerleiterin:
Christa Brock.
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Alle Filme, die ich in Ahlbeck gesehen habe.
1. Carl Peters, ein Kolonialfilm
2. Unser Fräulein Doktor, ein Liebesfilm.
3. Kampfgeschwader Lützow, ein Film der Luftwaffe.
4. U-Boote, westwärts, ein Film der Kriegsmarine.
5. Über alles in der Welt, ein Kriegsfilm.
6. Spähtrupp Hallgarten, ein Bergfilm.
Das sind die Filme, die ich in Ahlbeck gesehen habe.
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Eine Fahrt ins Blaue.
Morgen wollen wir eine Fahrt machen. Wohin, wissen wir nicht. Fräulein Brock sagt immer: „Wir machen eine Fahrt ins Blaue.“ Damit müssen wir uns zufrieden geben. Am nächsten Morgen werden wir wie immer, um sieben Uhr geweckt. Wir nehmen unsere Brotbeutel mit nach unten. Dort bekommt jeder 3 Doppelschnitten und ein Brötchen. Dann kann es losgehen. Wir sind alle sehr gespannt, wohin es geht. Wir marschieren zum Bahnhof. Wir steigen in ein Abteil 3. Klasse ein. Dort sitzt ein sehr freundlicher Herr. Er fragt uns, wo wir her seien. Als er hört, daß wir aus Köln kommen, sagt er: „Kölner Mädel müssen ein Lied singen können.“ Wir singen einige Lieder. Zur Belohnung bekommt jede
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einen dicken Apfel von ihm. In Warnow, auf Wollin, steigen wir aus; das ist schade, denn es hätte noch Spaß gegeben. Wir machen ein paar lange Reihen und marschieren so über die Straße. Wir kommen am Dorfsee vorbei. Nach einer Weile stoßen wir auf den Neuendorfer See. Dort ist ein schönes Plätzchen zum Rasten. Da wir Hunger verspüren, lassen wir uns häuslich nieder und verspeisen ein Butterbrot mit gutem Appetit. Dann geht es weiter. Immer über die Landstraße. die Füße tun uns schrecklich weh, aber das macht nichts, denn es ist unbeschreiblich schön hier. Endlich sind wir am Jordansee angelangt. Dort ist ein Café. Wir setzen uns in den Garten. Jede bekommt eine Tasse Kaffe oder ein Glas Sportbier. Dann schreibt jede eine Ansichtskarte vom Jordansee nach Hause. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken. Wir gehen kaum 10 Schritte, da fängt es auch schon an zu regnen. Wir ziehen unsere Ölhautkapuzen an und wandern
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durch den Regen bis nach Misdroy. Wohl 3 Stunden lang. Erst kurz vor Misdroy hört es auf zu regnen. Wir bummeln noch in der Stadt herum und kaufen Geschenke. Annemie geht in ein Geschäft und kauft ein Schiffchen zum Aufstellen. Es kostet 3,30 M und es gefällt uns allen sehr gut. Fast die halbe Klasse stürmt in das Geschäft, um das gleiche Schiffchen zu kaufen. Ich bekomme keins mehr. Darum gehe ich in ein anderes Geschäft. Dort gibt es noch die Schiffchen. Sie sind 20 Pfennige teurer. Die Verkäuferin sagt: „Das Schiff ist auch besser als die anderen.“ Ich vergleiche es mit den anderen. Es ist genau das selbe, wie das von den anderen. So eine Gemeinheit, 20 Pfennige aufzuschlagen. Auf der Rückfahrt besehen wir unsere Sachen nochmal vollbefriedigt. Am Abend verschlingen wir unser Essen richtig, denn wir haben furchtbar wenig mitgenommen.
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Ein Nachmittag am Strand.
„Hei, heute geht es mal wieder an den Strand. Habt ihr auch nicht den Ball vergessen?“ „Ha, ich freu‘ mich schon aufs Wasser. So schwirrt es durch die Luft. Zuerst spielen wir Völkerball mit den Musterknaben. Dann gehn wir ins Wasser. Gibt das ein Planschen und Spritzen. Wir schwimmen ganz weit hinaus. Es gibt viel Spaß. Nach einer ¼ Stunde müssen wir aus dem Wasser. Wir machen einen Dauerlauf am Strand entlang, damit wir warm werden. Dann ziehen wir uns an und sonnen uns, damit wir recht braun sind, wenn wir zu Hause ankommen. Ist die Sonne schön warm! Mit dem Medizinball machen wir Wettspiele. Auch Schubkarre und andere Spiele machen
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wir. Wieder andere suchen Muscheln und Algen. Einige turnen herum. Sie springen von den Dünen herunter. Auf jeden Fall ist es immer prima am Strand.
Am Wasser.
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Einige Mädels bei Fräulein Brock
Auf einem Fischerboot.
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Ein Regentag.
Sonntag! Schade, es regnet. Da geht unser schöner Spaziergang flöten. Zur Entschädigung steht aber auf dem Tagesplan: „Freie Beschäftigung“. „Inge, spielst Du mit mir Mikado?“ Solche und ähnliche Fragen schwirren durch den Tagesraum. Bald sind alle ins Spiel vertieft. Aber den ganzen Nachmittag das selbe, wird allmählich langweilig. Wir werden ein bißchen übermütig. Ulla wird von uns gekitzelt. Sie tobt und wird immer mehr zurückgedrängt. Auf einmal stößt sie mit dem Ellenbogen gegen einen Tisch, auf dem mehr als 45 Teller stehen. Der Tisch kippt um, und alle Teller, einer nach dem andern, fallen herunter. Wir sind ganz starr. Keiner denkt
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daran, die Teller festzuhalten. Das ist ein Klirren! Von den 45 Tellern sind 34 kaput. Die Mädels, die Ulla gekitzelt haben, müssen immerzu an die Rechnung denken. Mamsellchen ruft: „Wo sollen wir die Teller alle herbekommen?“ Fräulein Schwarz sagt: „Gott sei Dank brauchen wir die Teller nicht zu bezahlen.“ Kraemers sagen vor lauter Schreck gar nichts. Die Teller sind kaput, da kann man nichts mehr dran ändern.
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Wir werden eingekleidet.
„Hei, heute werden wir eingekleidet. Da bekommt jeder die Sachen, die er nötig hat. Ich ziehe mit Irmgard einen Bollerwagen. Es geht über Stock und Stein. Wir sind schon lange an der Dienststelle, als die andern erst ankommen. Viele Kinder von andern Lagern sind da. Sie bekommen Wolljacken gestellt. Dann sind wir endlich an der Reihe. Fast jede bekommt einen Trainingsanzug. Dann werden B.D.M. Mützen und Blusen ausgeteilt. Wir schleppen Kisten herbei und heben sie auf den Bollerwagen. Hanni trägt die Lagerquetsche, die wir dort erobert haben. Dann rasen wir wieder mit dem Wagen nach Hause. Die Kisten werden
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geöffnet und jede bekommt zwei hellblaue Waschlappen, zwei Leinenhandtücher und Briefpapier. Wir haben viel von den Sachen in K.L.V. gehabt.
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Wir machen ein Märchen.
„Heute sollt ihr ein Märchen machen. Das schönste wird beim Erzählerwettstreit vorgetragen.“ Wir machen uns alle fleißig an die Arbeit. Mein Märchen heißt:
Tausendschön.
In einem Schlosse, nahe bei einem Wald, lebte ein alter König mit seinem Sohn Tausendschön. Er war sehr schön und konnte gut jagen. Aber alleine durfte er nicht in den Wald, weil schon mancher sich darin verirrt hatte. Er wollte furchtbar gerne einmal seinem Vater einen Achtzehnender, den er selbst erlegt hatte, vor die Füße legen. Er konnte es nicht lassen. So zog er
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eines Tages, als sein Vater im Garten lustwandelte, mit Gewehr und Messer bewaffnet, in den Wald. Immer weiter wanderte er. Auf einmal hörte er ein Rauschen und Plätschern. Er ging darauf zu. Plötzlich stand er vor einem kleinen Waldsee. Auf einem Felsstein saß ein allerliebstes Nixlein. Tausendschön mochte es furchtbar gerne fangen. Aber das gelingt ihm nicht, denn schon ist das Nixchen verschwunden.
Tief im Wald, am Märchensee,
Wohnt das Nixlein Lilofee.
Königssöhnlein mit Verlangen,
Möcht so gern das Nixlein fangen.
Doch es schüttelt nur sein Köpfchen,
Flicht sein triefendnasses Zöpfchen.
„Niemals“, haucht es,
Platsch, dann taucht es
Und ist weg.
Tausendschön ist sehr betrübt darüber. Er geht langsam weiter und merkt gar nicht, daß er die falsche Richtung
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geht. Plötzlich steht er auf einem Hügel. Er kann ganz weit sehen. In der Ferne erblickt er seines Vaters Schloß. Er geht ganz schnell, damit er noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sei. Viele Rehe und Hirsche huschen an ihm vorbei, aber im Augenblick denkt er nicht daran, sie zu erlegen. Spät am Abend kommt er bei seinem Vater an. Dieser schimpft ihn sehr aus. Tausendschön hat seinen Ungehorsam bitter bereut. Er hat es auch nie mehr gewagt, alleine in den Wald zu gehen.
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Einmal im Walde.
Heute geht es einmal wieder in den Wald. Trainingsanzüge werden angezogen! Dann spielen wir Räuber und Schanditz. Ich bin Räuber. Langsam schleiche ich mich davon. Unter mir raschelt das dürre Laub. Endlich habe ich ein geeignetes Plätzchen gefunden. Ich lege mich hinter einen Busch und mache es mir bequem. Plötzlich raschelt es. Ich erschrecke mich, denn ich meine, es sei einer der Polizisten. Doch gleich merke ich, daß eine kleine Eidechse das Geräusch verursacht. Leider kann ich sie nicht weiter beobachten, denn gleich ist sie verschwunden. Da krabbelt ein Käfer den Gras-
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halm herauf. Er kommt nicht bis oben, schon ist er wieder unten. Er setzt seine Versuche weiter fort. Ich beobachte den kleinen Käfer noch weiter. Plötzlich werde ich dreimal angeschlagen und Kati ruft: „1, 2, 3, Inge ist Gefangener!“ Das kommt vom vielen „Nichtaufpassen“.
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Einen Streich, den wir Herrn Teske spielten.
„Hei, heute geht es wieder an den Strand!“ Wir spielen natürlich wieder Völkerball. Mitten im Spiel erblicken wir Herrn Teske, unsern Erdkundelehrer. Wir schleichen uns an ihn heran. Die Strandkörbe bieten uns Deckung. Wir springen hervor und überfallen ihn. Medizinball und Sandalen wollen wir ihm entreißen, doch das gelingt uns nicht. Herr Teske sagt nur: „Seid ihr noch nicht im Bett, meine Jungen sind schon lange drin, sie schlafen längst.“ „Ja, Musterknaben gehören auch ins Bett. Waren sie heute eigentlich im Wasser?“ „Und ob! Wart ihr denn drin, ihr Wasserscheuen?“ „Von wegen, wasserscheu! Wenn wir dürften, gingen wir jetzt noch
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ins Wasser.“ „So zeigt’s doch!“ Wir hüpfen vergnügt mit den Füßen ins Wasser. Doch sofort kommen wir wieder heraus. Inzwischen hat Evelyn Herrn Teske den Ball und die Schuhe fortgenommen. Sie läuft damit zu unserer Burg. Herr Teske will nun aber doch nach Hause, anscheinend wird es ihm zu bunt mit uns. Wir begleiten ihn bis vor das Haus. Fünf der Musterknaben stehen am Fenster. Immer mehr tauchen auf. „Wir meinen, ihre Jungen schliefen schon längst.“ „Ja, sie kommen doch erst vom Baden.“ Herr Teske widerspricht sich andauernd. Wir müssen schrecklich lachen. Geschlagen zieht unser Teske ab. Am nächsten Tag kommt einer der Musterknaben, um die Sandalen und den Ball zu holen. Einige Tage später hängen wir ein Schild an die Gartentür von Haus Augusta:
„Haus Augusta,
Heim der Musterknaben.“
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Unsere Wunderkiste.
„Heute geht’s zum Sportplatz. Da sind die Kinder ja nicht hier. Sie haben nur ihr Turnzeug an. Mal sehn, wie sie es auf der Stube aussehn haben, ob sie ihre Kleider in den Schrank gehängt haben, so denkt Fräulein Brock. Wir turnen, während sie durch alle Stuben geht. Sie nimmt hier ein Kleid, dort einen Unterrock. Hier steht ein Paar Schuhe, dort liegt eine Jacke. Bald ist eine große Kiste, die sie gerade zur Hand hat, bis oben hin gefüllt. Am Abend kommen wir nach Hause und wollen uns anziehen. Aber, oh weh, alles ist fort. Lilo läuft zu Fräulein Brock und sagt: „Mein Kleid, meine Schuhe und mein Bademantel sind fort. Es war bestimmt
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ein Dieb im Haus.“ Luzie ruft: „O weh, meine Sandalen sind weg, was soll ich bloß machen?“ Das ganze Haus war in Aufregung. „Der Dieb“ wurde nun zur Allgemeinheit, weil fast jedem etwas fehlte. Doch zum Abendessen schleppte Fräulein Brock die Wunderkiste herbei. Mit Jubel wurden die Sachen verteilt. Doch es half nichts, für jedes Stück mußte ein Groschen gezahlt werden. Dann sind wir auch ordentlicher geworden.
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Ein lustiger Nachmittag.
Es war in den ersten Tagen. Den ganzen Morgen schwirrten Fragen durchs Lager; denn auf dem Tagesplan stand zum erstenmal: „Freie Beschäftigung“. „Was mag das sein?“ meinte die eine. „Ob wir Ausgang haben?“ eine andere. Wir werden auf eine harte Probe gestellt; denn wir sehr wir unsere Lagerleiterin, Fräulein Brock, auch mit Fragen bestürmten, sie verriet kein Wörtchen, tat nur sehr geheimnisvoll. Unsere Spannung stieg mehr und mehr. O je, bis nach dem Abendessen mußten wir warten. So schnell, wie an jenem Freitag hatten wir noch nie abgeräumt. Endlich war’s so weit. Unsere Lagerleiterin verkündete: „Jede
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Stube muß Sonntagnachmittag etwas Lustiges auf die Tapete bringen!“ War das ein Jubel! Aber sofort wurden Ausrufe laut, wie: „O Gott, was denn nur?“ Wir wissen ja nichts!“ „Denkt nur nach, dann fällt euch schon etwas ein!“ meinte Fräulein Brock. In jeder Ecke gibt’s ein geheimnisvolles Flüstern. „Was bloß?“ fragte eine andere. Gott sei Dank, wir durften zimmerweise beraten! Wir kamen uns ungeheuer wichtig vor; für uns war es selbstverständlich, daß unsere Stube den Vogel abschießen mußte, das war Ehrensache! „Wißt ihr was?“ jubelte Friedel plötzlich, mit den Armen in der Luft herumfuchtelnd. Wir spielen: „Der mißglückte Theaterbesuch“. „Aber da fehlt uns ja ein Kabaß. Wo kriegen wir den bloß her?“ Evelyn wußte Rat: „Na, ich hab‘ eine ganz altmodische Reisetasche bei mir.
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Die kann man gut dazu gebrauchen.“ Gesagt, getan! Noch ehe die Rollen verteilt waren, kommt Evelyn mit ihrem Altertümchen an. Kati stiftet graue Wollsocken und ein Kissen, Hanni einen Rock und eine Bluse, Ingrid das Kopftuch. Friedel spielt die Bauersfrau. Ihre Zöpfe werden als Knoten zusammengesteckt. Mit Saarbrücker Platt macht es sich wirklich herrlich. Wir haben Kleider von Hanni an, damit sie ein bißchen länger sind. Wir betrachten uns im Spiegel. Wir sind zufrieden.
Beim Üben gab es viel Spaß und noch mehr Lärm. Ja, einmal kam sogar Fräulein Schwarz, eine Bekannte unserer Gasteltern, auf unser Zimmer. „Kinder, was macht ihr denn? Unsere Lampe im Wohnzimmer wackelt ja von eurem Lärm. Vor lauter Lachen konnten wir kein Wort hervorbringen. Vor lauter Schreck viel die Friedel mit ihrer Reiseta-
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sche auf die Erde. Ja, da mußte auch Fräulein Schwarz lachen! Etwas leiser übten wir bis zum Dunkelwerden.
Sonntagnachmittag! Alles schwirrte durcheinander wie in einem Bienenstock. Verkleidete Gestalten huschten und wackelten über die Treppen und Flure, manche Mädel waren kaum zu erkennen. Erwartungsvoll saßen alle Mädel im Gemeinschaftsraum.
Schon wird die erste Nummer angesagt: „Der mißglückte Theaterbesuch“. Herein humpelt eine Bauersfrau. Sie stubst alle Leute weg um die Nummer des Platzes sehen zu können. Sie stolpert sogar über die Beine einer feinen Dame. Sie packt ein Butterbrot mit Stinkkäse aus und fängt an zu essen. Wasser trank sie dazu. Dann fing sie sich an zu kämmen. „Wollen se auch emal?“ „Ich danke, ich möchte keine Einwohner von ihnen haben.“ „Och, meine se die, die auf dem Kopf erumkrabbeln, die esu jucke?
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Jja, die habe ich auch.“ Alle krümmen sich vor Lachen.
Die „Bühne“ ist leer. Wir legen unsere Verkleidungen ab und das laute Beifallsklatschen unserer Kameradinnen zeigt uns, daß wir unsere Sache gut gemacht haben. Alle Stuben bringen lustige Nummern, wir kommen den ganzen Nachmittag nicht aus dem Lachen heraus.
Ob wir den Vogel abgeschossen haben mit unserer kleinen Vorstellung?
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Durch den Wald zum Wolgastsee.
„Alles auflösen!“ ruft unsere Unterführerin Ulla, und im Nu laufen alle Mädel bunt durcheinander. Man hat sich aber auch immer so viel zu erzählen. Es sieht recht lustig aus, wie wir in unsern farbigen Sommerkleidern durch den hellgrünen Wald wandern. Es ist Frühling, und die ersten lichtgrünen Blättchen schmücken die kahlen Bäume. Übermütige Sonnenstrählchen lugen vorwitzig durchs Geäst der stolzen Buchen und Birken, und spitzbübisch lächeln sie über ihre Schatten. Der Himmel ist blau und wolkenlos. Ein rechts Frühlingswetter! Das merken auch wir Mädel. Lachend und scherzend hüpfen wir über den mit Moos bewachsenen Waldboden. Sobald eine
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Anemone entdeckt wird, springen wir hinzu und pflücken sie, um zu Hause unsere Stuben zu schmücken.
Plötzlich bricht der Waldweg ab und geht in einen sonnigen Pfad über. Aber wir haben ja jungen Beine, und so merken wir es kaum, wie mühsam es sich geht. Fräulein Brock schlägt ein Lied vor. Jubelnd klingt es durch den Wald: „Wir sind durch Deutschland gefahren!“ und dann: „Wanderstab und Ränzel!“ –
Die Zeit geht schnell dahin. Ganz nah sind wir unserm Ziel. Durch Gestrüpp und hohe Schilfgräser schimmert der tiefblaue Wolgastsee. Wir arbeiten uns durchs Geäst und stehen staunend vor dem Wolgastsee, in dessen klarem Spiegel sich Fichten und Tannen spiegeln.
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Wir werden gewogen!
„Hei, wir werden gewogen!“ Prima ich habe meinen Elternbrief noch nicht abgegeben, jetzt kann ich noch drunter schreiben, wieviel ich wiege.“ „Na, du bist wohl gespannt, wieviel du zugenommen hast, du kleiner Nimmersatt“, ruft Friedel Inge munter zu. „Komm Fräulein Brock wartet unten.“ Wir stürmen heraus. Draußen steht Fräulein Brock und wartet auf uns. Wir müssen uns hintereinander aufstellen, und je zehn Kinder stürmen auf die Waage zu. Na, da scheint es gute Erfolge zu hageln; denn fast kein enttäuschtes Gesicht ist zu sehen. „Wieviel hast du zugenommen, Inge?“ frage ich lachend. „Drei Pfund.“ „Was! Drei Pfund? Wieviel sind es jetzt im ganzen?“ „13!!!“
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Meine Herren!“ wir müssen herzhaft lachen. Fast keine hat abgenommen. „Wie, Hilde, du hast 4 Pfund abgenommen? Das sind aber Sachen. Du mußt bei Fräulein Brock sitzen? Na, siest du. Das kommt davon, wenn man schlank bleiben will.“ Da kommt aber eine, die lacht und hat abgenommen. „Pülleken, was ist denn los? Du hast abgenommen und freust Dich? Na, du, bist die Richtige.“ Ich kann nur den Kopf schütteln; doch Leni lacht mich aus und läuft davon. Ich selbst habe zwei Pfund zugenommen. Wie schwer werde ich sein, wenn wir heimfahren?
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Eine große Überraschung!
Nach dem Mittagessen heißt es: „Alle im Tagesraum bleiben, Fräulein Brock hat Euch was zu sagen.“ Wir sind sehr gespannt und harren der Dinge, die da kommen sollen. Ganz feierlich wird nun verkündet, daß am 9. die Heimreise sein sollte. Das ist ein Hallo! Natürlich ist doch jede froh, bald wieder bei der Mutti zu sein. Wir müssen gründlich zur Ruhe ermahnt werden. Dann stürzt alles nach oben Schreibzeug holen. Ein blumenbekränzter Brief geht nach Hause. Allmählich werden schon die Sachen zusammengesucht und in Koffer und Kisten verstaut. Ach Gott, wie bekomme ich nur alles eingepackt? All die geschickten Sachen und Andenken passen ja
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gar nicht in den Koffer. Sämtliche Kleinigkeiten werden in Päckchen und sogar Eimerchen verstaut. Es fehlt an Kordel und alles wird mit Klebestreifen verschlossen. Ob alles heil zu Hause ankommt? Dieses Durcheinander! Wie bekommen wir nur wieder Ordnung in die Bude?
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Polterabend
Heute ist endlich Sonntag. Da steigt unser Polterabend. Es gibt ein ganz großes Abendessen. Danach werden Tische, Stühle und Bänke gerückt. Hildegunde, die Lagermädelschaftsführerin von Haus Margarethe, ist eingeladen. Vor ihren Augen wollen natürlich alle es ganz besonders gut machen, denn zwischen unsern Lagern herrscht immer ein Konkurrenzstreit. – Zuerst hält Fräulein Brock eine kurze Ansprache. Eine sagt ein Gedichtchen auf und dann folgt ganz großartig „Max und Moritz!“ Annemie und Ingrid machen ihre Sache prima. Sie sehn reizend aus. Auf ihre B.D.M. Blusen hatten sie rote und gelbe Schleifen aus Kreppapier. Die Bäckchen knallrot geschminkt und die kurzen Blondhaare
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von Annemie wild durcheinander. Ingrids braune Locken waren zu einem Zopf auf dem Kopf zusammengebunden. Sie tauchten auf und verschwanden abwechselnd hinter einer grauen Wolldecke und sangen ihr Verslein. Alle waren begeistert. Dann folgte, von Luzie gesungen, das lustige kölsche Liedchen vom Zylinderhut, der so stief wie en jiwichste Offenspief auf dem Kopf steh. Ingrid war mit der Rolle beehrt worden, einen Negertanz aufzuführen. Sie war auch wie geschaffen dafür. Die braune, von der Sonne verbrannte Haut sah fast echt aus. Und dann das Strohröckchen! Ingrid war ein richtiger Kobold. Sie war es auch, die den „Weltberühmten Chor“ dirigierte. Nun wurden Plätzchen und „Bowle“ verabreicht. Es war zwar keine richtige Bowle, sondern Apfelsaft mit Kirschen drin. Aber trotzdem war sie ganz köstlich – vielleicht gerade darum. Dann durften wir sogar tanzen. Eine spielte Klavier
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