Anton Koch war Volksschullehrer in Köln und von Beginn an in der Kinderlandverschickung eingesetzt. Im Januar 1941 begleitete er als Lagerleiter eine Gruppe Kölner Schüler in das KLV-Lager "Walkmühle" nach Sabschütz in der Nähe von Leobschütz. Über die bis Oktober 1941 währende Lagerzeit legte Anton Koch das vorliegende Fotoalbum an.
Einer der damals verschickten Schüler, der 1930 geborene Kölner Hans Haas, fasste im Jahr 1999 seine Erinnerungen an die KLV-Zeit im Lager „Walkmühle" so zusammen:
„Im Januar 1941 wurde ich nach Sabschütz b. Leobschütz b. Ratibor, Schlesien, verschickt. Die Teilnahme war freiwillig. Der Großteil der Klasse nahm teil; wer nicht mitfahren wollte, blieb zu Hause. Ein Lehrer von einer Köln-Kalker Schule, Herr Koch, nahm mit seiner Familie an der KLV teil und brachte aus seiner Klasse noch einige Schüler mit.
Es blieben bis heute Erinnerungen an den für uns unvorstellbar vielen, hohen Schnee, an die schöne Landschaft. Der naturliebende Lehrer hat uns Kindern aus der Großstadt vor Ort die Natur kennenlernen gelehrt, Bäume und Pflanzen gezeigt, uns die Namen der Arten gesagt, sowie auf die Tierwelt aufmerksam gemacht, u.a. Rehe, Füchse. Bei abendlichen Spaziergängen wies er uns auf die Nachtvögel hin. Darüber hinaus führte er uns zu einem in der Nähe wohnenden Imker, der uns die Arbeit der Bienen zeigte.
Bei Wanderungen ins Riesengebirge durften wir in Zelten übernachten, für uns eine großartige Sache.
Im Herbst, nach der Getreideernte, gingen wir auf die Felder und suchten sie nach liegengebliebenen Ähren ab. Wir waren in einem Gebäude (ehemalige Pension o.ä.) untergebracht, bei dem es eine alte Mühle gab. Hier konnten wir zuschauen, wie unsere aufgesammelten Getreidekörner zu Mehl verarbeitet wurden. Als wir nach Hause fuhren, konnte jedes Kind seiner Familie ein Pfund Mehl mitnehmen. Darüber waren wir sehr stolz; damals bedeutete ein Pfund Mehl sehr viel!
Übrigens müssen die Pflanzen- und Baumbelehrungen überaus nachhaltig sich ausgewirkt haben: Zufällig traf ich sehr viele Jahre später einen der ehemaligen KLV-Mitschüler wieder - als stellvertretenden Leiter des Grünflächenamtes.
Wir schrieben unseren Eltern und sie uns. Ob die Post kontrolliert wurde, weiß ich nicht.
Der Lagerleiter war der Lehrer. Er und der Lagermannschaftsführer [LMF] hatten ein recht gespanntes Verhältnis. Der LMF wurde auch sehr bald abberufen, auf Veranlassung des Lagerleiters. Andere LMF folgten. Insgesamt hatten wir, glaube ich, nacheinander vier Lagermannschaftsführer.
Wir "Pänz" beschwerten uns beim Lehrer, wenn wir von dem LMF zu sehr gedrillt wurden, exerzieren sollten, zu oft „antreten" mussten und Dauermärsche veranstaltet wurden. Sicher gab es auch sonst Unstimmigkeiten zwischen Lehrer und LMF, aber dem begegnete der Lagerleiter kurzerhand durch Auswechseln. Er gab ohne Zweifel ‚den Ton' an.
Die Lehrerfamilie war für uns Kinder ein starker Bezugspunkt. Die Lehrersfrau zeigte viel Verständnis für kleine Nöte. Aber, wie wohl alle Kinder, hatten wir sehr viel Heimweh.
Wir kehrten zusammen in der Gruppe nach Köln zurück, im Oktober 1941. Auch der Lehrer und seine Familie waren bei der Rückreise mit dabei."
Später, 1943-1945, war Koch auch noch Leiter des KLV-Lagers "Sudetenhof" in Stimmersorf. Auch hierüber liegen hier umfangreiche Materialien vor.