Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 4. April 1941

                                                                                                                                                             den 4.4.41

Liebster Harald,

ich bin recht angeregt vom Kränzchen mit vielem Kuchen und wäre heute abend am liebsten ausgegangen. Ich weiß blos nicht mit wem. Also müssen wir es lassen. Und dann schreibe ich nicht gerne mit dieser Füllfeder, denn sie bleibt hängen. Mit einem Tinenkuli ginge es tausendmal besser. Also wir heute abend wohl nicht viel aus dem Brief.

Deinen Brief mit der schönen Sonntagsschilderung habe ich heute bekommen. Die Idee mit der Doktorarbeit ist gut, aber Du mußt mmir noch sschreiben, wie Du es Dir geldlich denkst, (das kostet doch mehrere Hundert Mark und wenn Du …… kommst, müssen wir doch buchstäblich neu aufbauen, und, wenn wir knapp leben müssen wir 600.- zum reinen Verleben haben ohne die Geschäftsunkosten, als mindestes) Ich merke doch, daß ich mit den 429.- Famillienunterhalt gerade rumkomme.. Wenn ich Essen, Versicherungen, Miete, Licht, gas, Heizung Löhne, Beiträge usw. zusammenziehe, bleiben nah jedem Voranschlag für Kleidung, Vergnügen und derartiges für mich und alle Kinder ca. 90.- bis 100.- Mk. Damit komme ich nicht immer aus und ich bin froh, daß ich oft noch Verwaltungsprovisionen habe. Sonst müßte ich von diesen 90.- noch Handwerker und alles, was an Neuanschaffungen zum Haushalt gehört, mit bezahlen. Damit kann man keine großen Sprünge machen, besonders, wenn es sich nach dem Krieg um größere Anschafungen wie Haushaltswäsche, Anzüge für Dich

eventuelle Möbel oder eine Reise handelt. Und die zweite Frage ist, wo Du den Doktor machen willst. In Bonn wäre es ja gut. Aber irgendwo auswärts ginge doch nicht. Und dann schreibst Du, daß Du ihn in Dreiviertel Jahren machen wolltest Von jetzt ab gerechnet oder nach Kriegsende? Sag mir über alles mal Deine Meinung? Glaubst Du wirklich, daß im Herbst der Krieg zu Ende ist?

                                                                                                                                                            den 5.4.41

Heute bekam ich Deinen Brief. Ich will Dir die Bände in Bonn besorgen, möchte aber vorher noch Deine Antwort haben. Denn die kosten zusammen mindestens 40 – 50.- Mk, wenn man jeden Band mit 3.50 berechnen würde. Und wenn Du in Bonn belegst, kostet das auch was? Vom Famillienunterhalt können wir es nicht und die paar Verwaltungsgelder müssen als Fond für Sonderausgaben, Abzahlungen und Ferien bleiben.

Ich schließe den Brief, weil heute sehr viel zu tun ist. Hausputz in der Küche.