Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 27. Mai 1941

den 27.5.41

Lieber Harald,

dieser Brief ist rein geschäftlich und dafür ist der Bogen ja auch gut genug. Es tut mir leid, dass ich Dich in Deiner vielen Arbeit mit Verwaltungskram belästigen muss, aber ich kann eben manches nicht allleine machen.

Was mache ich im Fall Frau Ebert (geborene von ledeburg). Iich war bei Frau Miehe, um ihr auf den Zahn zu fühlen wegen der nicht abgegebenen Miete. Ich fragte erst im allgemeinen da Herr Holbach will dass noch zwei Zimmer vermietet werden, danach. Da sagte sie, sie habe nur eins und das brauche sie nicht zu vermieten, Herr Dr. Krüger habe es ihr damals mündlich mit für 20.- Mk. überlassen. Sie vermiete nicht unter. Da fragte ich sie dann nach der geborenen Ledebur und da sagte sie, das Zimmer habe immer zur Verfügung Dr. krügers gestanden und voriges Jahr habe es Herr rechtsanwalt Noll an Frau Ebert zum Unterstellen von Möbeln vermietet. Dafür habe sie zuerst an Herrn Rechtsanwalt Noll und dann an mich monatlich 10.- Mk. gezahlt (Und Dir sagte sie doch, sie zahle die Miete an Frau Miehe). Im März ist sie dann nachdem sie sich mit ihren Elern verkracht hatte, ganz in das Zimmer gezogen und benutzt Frau Miehes Küche, Balkon und Flur sowie das leere Frau Miehe gehöende Zimmer einfach mit. Frau Miehe ist ausser sich und kann sich nicht helfen.

Was macht man da? Wir müssten also doch nachträglich die miete für das ganze Jahr fordern? Wie kann ich mir da helfen? Holen kann man bei ihr wohl nichts, da sie von der Wohlfahrt unterstützht wird (der erste Mann zahlt nicht für das Kind und der zweite Mann kann scheinbar auch nichts für sie tun und muss noch seine erste Frau und das erste Kind unterhalten. Von den Eltern kriegt sie nichts. Ich kann auch nichht zu ihr hingehen, das kann ein Mann viel besser. Und juristisch einwandfreie Briefe kann ich in dem Fall auch nicht schreiben.

Herr Holbach war heute hier. Ich habe ihm davon vorläufig noch nichs gesagt, weil ich es Dir scheiben wollte. Sonst habe ich mit ihm alles durchgesprochen, wir waren zum Bauamt, weil er ie Miete erhöht haben wollte, es nützt aber nichts.

Weil er nun heute nicht abgefahren ist, habe ich es ihm doch gesagt und bin it ihm zusammen zu der geborenen Ledebur gegangen. Sie war ziemlich verlegen und sagte, sie habe einen Dauerauftrag iher Bankk gegeben und habe vor einigen Tagen festgestellt, dass er nie ausgeführt worden war und ausserdem hätte sie nicht gewusst, dass das Haus in andere Hände übergegangen sei. Sie muss nun 120.- Mk. nachzahlen. Da werde ich dann wohl noch Arbeit bekommen, denn sie bekommt für sich und das Kind monatlich 64.- Mk Unterstützung und hat sonst nichts

Dann habe ich mit Herrn Holbach eine andere Regelung getroffen. Ich überweise ihm von jetzt ab immer den saldo. Er hatte das ursprünglich so gemeint, oder gedacht, das Konto solle auch für ihn Verfügungsberechtigung haben.. Nun machen wir es so, dass ich jeden Monat den Saldo überweise. Aber ausgleichen muss ich es doch etwas, weil Du damals nicht ganz genau Dein Geld was Dir zustand abgerechnet hattest. Weisst Du, Pappi, dann werde ich doch oft unmutig, wenn ich immer rechne und rechne und dann wird mir ein Strich durch eine unvorhergesehene Sache gemacht.

Ich möchte Dich nicht quälen, aber nimm es bitte nicht als Belästigungm sondern nur als Frage, Du weisst schon was ich meine. Ich habe so viele Sorgen damit. Andererseits weiss ich, dass du mir nicht helfen kannst, denn Du bist weit weg und eingezogen. Aber wenn ich in irgendeiner Weise vor die Lösung des Problems gestellt würde, wie sollte ich mir dann helfen? Kannst du mir das wenigstens schreiben? Bitte, werde nicht böse, wenn ich Dich damit in vielleicht sehr schwerer Arbeit belästie.

Der Brief muss in den Kasten. Ich scheibe nach Tisch einen andeeren. Es kann sein, dass die Briefe nicht zusammen ankommen, aber andererseits will ich geschäftlichen Krampf nicht mit Privatleben verquicken. Das musst Du auch verstehen.                Deine Lotti