Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 3. Juni 1941

den 3. Juni 41

Liebster Pappi!

Heute bekam ich Deinen Brief und weiß jetzt oder hoffe es, dass Du bei Pützens warst. War es schön? Irgendeine Gedankenübertragung war doch da, denn ich habe viel an Pützens gedacht, weil ich Pfingstmontag vor zwei Jahren so nett mit Julius im Hotel Rheinland zu Abend gegessen habe.

Da Du Sinn für Humor hast, lege ich Dir einen Brief von Herrn Rückert aus Elberfeld bei. Geantwortet habe ich nicht. Es ist zwecklos und bei diesem sowieso.

Ich freue mich sehr, dass Du bei Pützens warst. Wenn Du kannst, erzähle davon und wie sie es haben und wie Annemarie aussieht und all sowas.

Heute habe ich Plätzchen gebacken als Vorflemm für den Geburtstag, Denn am Morgen werden wohl alle alten Kränzchendamen kommen und gratulieren. Ich bekomme vom Kränzchen 18,- Mk. zum Geburtstag und kann mir dafür etwas kaufen und weiß nichts. Was ich haben wollte, gab es nicht.

Samstag fährt die Mu nach Füssen. Ich hätte gerne gekocht, aber Omi Endemann erlaubt es nicht. Andererseits wird es ihr zu viel. Und nur unter Anleitung Gemüse putzen, mag ich nicht. Das kann Anneliese genauso gut.

Die Omi ist gut. Sie hat von Anna Voltz ein Paket mit einem Pfund Schmalz, einem Pfund Butter und fast anderthalb Pfund Schinkenspeck bekommen und futtert alles allein auf. Ich habe es bisher so gehalten, dass Deine Pakete der Allgemeinheit zugute kamen, was Fett, Lebensmittel, Kaffee und Tee betraf. Nur die Schokolade habe ich nicht gleichmäßig verteilt, weil sie ja in der Hauptsache für die Kinder da war. Von dem Schinken liegt die Schwarte jetzt zum Auskochen im Schrank, und das Paket ist erst vor vier Tagen gekommen.

Jetzt hast Du wohl auch das Bild von Jürgen und kannst Dir nun ein Bild machen.. Er ist der Verzug.

Auf Wiedersehen: Wir essen, Deine Lotti.