Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 10. November 1941

                                                                                  Bad Godesberg, den 10.11.41

Liebster Mann,

Du bekommst keinen langen Brief, darauf brauchst du Dich heute abend garnicht zu freuen. Es wird nur einer als schöner Abschluss hinter den ollen Verwaltungsabrechnungen her und es ist schon nach zehn.

Und wissen tu ich schon garnichts besonderes. Aber ich möchte zu gerne an die zweite Schachtel Feigen gehen, weil mich so leckert heute abend und ich glaube, ich tue es auch. Soll ich? Ich habe schrecklichen Appetit darauf.

Ich lese noch am Wunschkind, trotzdem die acht Tage schon rum sind, aber ich komme immer erst spät abends zum Lesen und dann bin ich nach ein paar Seiten so müde, dass ich mich umdrehe und einschlafe.

Dr. Gesler ist wieder in Deutschland. Ilse rief gestern an.. Er hat eine schwer Grippe und Nierenentzündung bekommen und liegt in der Lausitz in einem Lazarett. Ilse ist zuerst einmal froh, dass sie ihn aus Russland raushat. Er hat Freitag nachmittag von dort aus angerufen.

Sei bitte nicht böse, aber ich bin schrecklich müde und von dem dämlichen Rechnen und tippen richtig ausgetrocknet. Überhaupt bin ich am vertrocknen, immer nur Haushalt und Kinder und nichts anderes, das ist nichts.

1000 Küsse Deine Lotti.