Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 28. Juni 1942

den 28.6.42

Liebster!

Nur ganz kurz. Sonntagnachmittag ist, und es ist ein lustiger Wirbel. Hans ist gestern abend gekommen und sitzt jetzt mit den beiden Großen auf dem Balkon und pitscht Stachelbeeren, die rasch noch eingemacht werden. Denn morgen früh fahre ich mit dem Schwager los. Hans ist glücklich und fidel und findet unseren Haushalt reizend. Ich muss gleich die Einmachgläser spülen, denn Lisbeth hatte was vor mit ihrem freien Nachmittag und gab ihn nicht her.

Wir fahren über Frankfurt, weil die Kölner Strecke überfüllt ist und alle Zulassungskarten für die Berliner Züge vergeben sind. Hans hat mir die Fahrkarte zweiter gestiftet. Von Stettin aus schreibe ich dann das weitere.

Hans sagte gestern, dass Du in seine Firma kämest, das sei abgemacht und die Vorarbeiten dafür schon erledigt. Er hatte Dir immer schreiben wollen, aber erstens ist er schreibfaul und dann fehlt es ihm wieder an Zeit und so. Aber wenn Du willst, die Stelle ist für Dich, sobald Du von den Soldaten wegkommst, offen.

In Eile tausend Küsse, Deine Lotti