Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 6. November 1942

den 6.11.42

Liebster Mann,

eben bekomme ich Bescheid vom Landratsamt, dass es mir bis zur Regelung der Angelegenheit durch Dich 239.90 Mark auszahlt. Ich hoffe jetzt blos, dass Du bald Urlaub bekommst und weiter, dass es Dir glückt, mir die volle Summer wiederzuerobern. Von dem Geld kann ich nämlich wirklich nichts entbehren. Und was werden soll, wenn ich von nun an für immer gekürzt werde, weiss ich nicht.

Mir bleibt augenblicklich nichts anderes übrig, als Holbach und Ass nicht abzurechnen, und auch die Miete an Mutter nicht zu bezahlen. Ich hatte nämlich schon die 50.- an Kassel geschickt und die 35.- an Otto, weil der sich so energisch drängte und dazu Rechnungen für Schlosser, Kohlen und alles mögliche, so dass alles zusammen ungefähr 160.- Mark machte. Auch das Telefon usw. Dazu werden jetzt Gas und Licht nur noch jeden zweiten Monat einkassiert, sodass ich dann immer mit einer Summe von 65.- Mark zu rechnen habe. Alles ist ja gut und schön, nur macht mir etwas Sorge, wie ich finanziell wieder in Ordnung komme, wenn mir die Differenz von 400.- (bis zu Deinem Urlaub) nicht mehr ausgezahlt wird.

Was macht Hohle mit seinen 30.- Mk? Darauf kann ich jetzt wirklich nicht verzichten.

Harald, glaubst Du, wir erreichen es, dass ich den alten Satz wieder ausgezahlt bekomme? Es hängt lediglich daran, dass ich die Nebeneinnahmen habe, die mir ja sonst restlos abgezogen werden. Da müssen wir tüchtig rechnen, damit nichts von den Einnahmen übrig bleibt, was ja praktisch auch der Fall ist.

Jetzt begrabe ich meine Sorgen und hoffe, dass alles noch wieder gut wird.

Zu einem anderen Brief komme ich heute mittag, Außerdem soll so ein oller Geldbrief und der andere nicht auf einem Bogen zusammenstehen.

100000 Küsse,
Din Lött