Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 17. Juli 1943

geführt werden können. Ferngespräche werden nur noch bei Fliegergeschädigten vermittelt, und dann bei einer öffentlichen Fernsprechstelle. Da diese Maßnahme gedruckt in die Häuser gesandt wurde, ist wohl mit einet Wiederaufnahme nicht mehr zu rechnen.

Das Bild hier hat sich in den drei Wochen unglaublich verwandelt. Ich denke jetzt ernstlich an eine Evakuierung. Könntest Du einen Urlaub mit dieser Angelegenheit beantragen? Herr Schwinger sprach mir gegenüber die Ansicht aus, die ich bei Dir äußerte: Zerstörung aller Verbindungen und dann Landung. Die Bombardierungen finden in einem Ausmaße statt, die alles übertreffen.

Bitte, danke Carels noch einmal herzlich in meinen Namen und bitte sie, nicht böse zu sein, dass ich nicht schreibe. Es hat keinen Zweck. Dich möchte ich bitten, einen Brief an mich, in dem Du alles Wesentliche, was Du meinst, was getan werden soll, zusammenfasst und an Tante Klara in Metzingen leitest, in der Hoffnung, dass bis dahin nicht auch die Strecken nach Süddeutschland blockiert sind. Mache vielleicht einen Durchschlag davon und schicke einen an mich direkt. Vielleicht bekommte ich dann einen von Beiden.

Du kannst Dir keinen Begriff von Köln und Wuppertal machen, wenn Du es nicht gesehen hast, aber tröste Dich auch nicht mehr mit dem Gedanken, in einigen Tagen sei die Postbehinderung behoben, es hat keinen Zweck. Wie es hier aussieht, scheint es, als sei das so langsam die endgültige Lösung.

Harald, wie froh, bin ich, dass wir unsere schöne Zeit gehabt haben. Ich werde immer dankbar dafür sein. Was die Zukunft bringen wird, weiß ich nicht.

Bitte, wenn Du einen Brief schreibst, schreibe alles darin, von dem Du meinst, es könne wichtig für mich sein, damit ich ihn bei mir behalte. Ich weiß nicht, wie in Zukunft unser Briefwechsel sein wird. - Bitte, schreibe sofort, wenn Du meinen Brief hast. 10000 liebe und herzliche Küsse, Deine Lotti

Theater gemacht, ist zusammengebrochen und alles. Dann ging sie zu Dr. Schampel, und als der nicht mehr da war, weigerte sie sich, zu einem anderen Arzt zu gehen, und anscheinend ist es jetzt in Ordnung. Dabei erzählt sie dann hinterher, dass sie nur deshalb zwei Kassen hat, weil sie ins Krankenhaus will und genügend Geld dafür haben will. Nun ist sie wieder frisch, als ob nie was gewesen wäre, denn ein anderer Arzt täte sie nicht rein und das weiss sie auch. Da Schampel aber reklamiert ist und vielleicht zurückkommt, fällt sie sicher wieder zusammen, wenn sie weiß, dass er da ist.

11000 Grüße, Deine Lotti

Dies ist ein Brief nach den Abrechnungen. Damit ist mein Gehirn ausgetrocknet.