Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 30. Januar 1941

Schiphol, den 30.I.41

Mein liebes Lottenfrauchen,

So, jetzt ist der Feldwebel zum Mittagessen und es ist schön warm auf dem Gefechtsstand, das Radio spielt Kampflieder und Märsche und habe jetzt, so hoffe ich, etwas Zeit mit Dir zu erzählen. – Quatsch! 1. Unterbrechung –

unser morgiger Hochzeitstag ist der 8. , mein liebes Kind und das ist das Beglückende, ich habe dich am 8. noch viel lieber als am 1. Wie ich das mache, weiß ich selber nicht, denn ich hatte Dich schon am 1. unwahrscheinlich lieb. Aber auch die Liebe kann, auch wenn sie noch so groß ist kann und muss wachsen, muss allumfassend werden, oder sie stirbt. Nun bei uns ist sie sicherlich nicht gestorben. Das haben die letzten Urlaubstage bewiesen. Ach Lotti, wie haben sich diese Tage schon beinahe mystisch verklärt. Sie sind auch mir unvergesslich. Und das seltsamste, sie sind ein Geschenk des Krieges. Er hat das Alltägliche durch die lange Trennung weggenommen und hat diese Tage angefüllt mit konzentriertem Leben, das ist m. E. Das Geheimnis dieser herrlichen Tage gewesen.

Du fragst nun immer wieder nach meinem neuen Urlaub. Damit steht es nun so. Er steht mir zu und ich bekomme ihn.Uffz. Lucht war wochenlang krank, daher habe ich auch nie frei gehabt. Nun kommt er in den nächsten Tagen zurück, will aber gleich einen10tägigen Erholungsurlaub einreichen, den er auch

nötig hat und den ich ihm nicht verderben kann. Um aber zu verhindern, daß sich der Feldwebel noch dazwischen schiebt, ist es nötig, daß ein Gesuch um Arbeitsurlaub (14 Tage) kommt. Engels wird das machen, wenn Du ihn darum bittest. Es liegt ja auch in seinem Interesse. Steuererklärungen, Wuppertal und alles andere könnte dann erledigt werden. Aber beeile Dich bitte. Das W. B. K. Muss befürworten.

Es ist leider keine Zeit mehr. Deshalb sende ich dir die herzlichsten Grüße und einen dicken Kuß

Dein Soldat.

In dem Gesuch muss stehen, dass alle Sachen noch im Februar erledigt werden müssen.