Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 16. April 1941

Bergen, den 16.4.41

Mein liebes Lottenkind,

Eben kommen 3 liebe Briefe von Dir, kannst Du das Glück ermessen? Ostern habe ich eigentlich recht triste verliebt. Das geht das geht mir jetzt wieder auf, wenn ich Deine lebendige Schilderung lese. Aber heute habe ich Osterstimmung. Die Sonne scheint und ich habe Post. Du schreibst, dass Du am Ostersonntag Nachmittag unruhig an mich gedacht hast, das war sicher als uns die [Unleserlich,Blesssheim???] das erste Mal beharkte. Es ist doch eigenartig, daß man so etwas über 100e von Kilometern spürt.

Du mit den Kiebitzeiern, das war kein Scherz. Ich wollte Dir tatsächlich welche schicken. Sie sind sehr schwer zu finden und als ich endlich eines fand, ordentlich hergerichtet mit 4 olivgrünen Eiern, die schwarzgesprenkelt sind, da hab ich mich nicht getraut, es auszunehmen. Es tat mir zu leid. Leider ist das Nest dann doch ausgenommen worden. Ich schicke Dir dafür das erste Frühlingsblümchen, das ich fand. Die Schokoladen- Kiebitzeier waren ein Ersatz und ich freue mich, daß sie geschmeckt haben.

Anrufen kann ich von hier leider nicht. Ich habe mich schon erkundigt. Ich hätte es sonst längst schon getan.

Wenn Du es ermöglichen könntest, würde ich mich sehr freuen, wenn Du mal nach Stettin könntest. Es ist sehr schön dort und eine Reise möbelt doch immer sehr auf. Ich habe es damals gemerkt, wie mir die 18 Tage gut getan haben. Ich gönne es Dir herzlich.

Das Wort „Kulturverbraucher“ ist sehr gut. Das trostlose am Osten ist nicht die fehlende Zivilisation (Wasserleitung, Gas, Schulen usw.), sondern die Feindseeligkeit der Urbevölkerung, die aufs Gemüt schlägt. Dadurch wird die ganze Landschaft feindlich. Trotzdem habe ich den Gedanken noch nicht verworfen. Der Doktortitel ist vielleicht der beste Weg (Math.Möhring!) 

Wenn Schüler Hennessy besorgen kann und wenn Du ihn bezahlen kannst, dann nur immer ran.

Sag übrigens auch Herrn Schüler, daß ich ihm danke für die Freundlichkeit, die er den Kindern zu Ostern erwiesen hat.

Zu Deinem Osterbuch bin ich noch nicht gekommen. Ich hatte, wie ich Dir gestern schon schrieb, Spätdienst und bin nicht mal dazu gekommen, Dir zu schreiben. Hast Du Dich über die Osterstrümpfe gefreut?

Wie war denn der Petersfilm? Ich sähe mal wieder gern in einem richtigen Kino einen Film, wie ich ihn mir wünsche. Hab ich Dir schon geschrieben, daß ich den Schiller Film hier gesehen habe. Es wurde von vorn bis hinten im Fortissimo gespielt und hat mir garnicht gefallen.

Das Frühlingsblümchen ist das erste, das sich hier herausgewagt hat. Durch den Wind ist es hier immer noch kalt. Es hat seltsamerweise einen blutroten Fleck in der Mitte.

So nun muss ich schnell aufhören, denn die Arbeit wartet.

Ich hab Dich sehr, sehr lieb                                     Dein Harald

Novelle von Fontane. Der Held wird als Bürgermeister um 1890 in die Provinz Posen versetzt.
die Einquartierung