Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 21. April 1941

B., den 21.3.41

Mein liebes Lottenkind,

Nun bin ich gestern nicht zum Schreiben gekommen, weil ich wieder Spätdienst hatte. Mit den Feiertagen habe ich nun mal Pech, aber ich habe an sich viel lieber in der Woche mal frei; da kann man doch mal in ein Lokal gehen. Das Pech, daß gestern keine Post von Dir kam war größer.

Heute habe ich daher umso größere Hoffnung auf einen Brief; dazu scheint die Sonne mal wieder zur Abwechslung, das hebt die Stimmung.

Den Geburtstag des Führers wusste man hier nicht besser zu feiern als mit einem großen Brockenappell (???) von 8-11 Uhr , bei dem ich dann auch promt reingefallen bin(!) . Ach Lotting, man ahnt ja garnicht, wo alle Staub sitzen kann. Wenn ich nach Hause komme, will ich Dir mal an meinen Zivilanzügen das zeigen.

Hier bei einem Kameraden, der 4 Kinder hat ist folgendes der Fall. Die N. S. V. Hat seine Familie (er wohnt in Mühlheim) in eine Pension in Waldeck gesteckt; sie ist dort famos untergebracht. Es ist für alles gesorgt, dabei bekommt die Familie den Familienunterhalt weiter. Die Frau hat niemals soviel Geld gehabt wie gerade heute. Erkundige Dich mal, wie das bei Dir sein würde. Vielleicht könntest du dies mal für 1-2 Monate machen, dann bist Du wenigstens vor Mutter sicher und hast eine schöne Erholung. Wenn sie dann auch noch 2 Monate

verreist, ist es vielleicht zum Aushalten.

Ich bin herzlich müde, denn ich habe in den letzten Nächten nur 5-6 Stunden Schlaf mitbekommen.

Es grüßt und küßt   Dich herzlich                 Dein Harald