Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 30. Juni 1941

Undatiert (in Husum: Ende Juni 1941wird Harald verlegt)

Mein liebes Lottenkind,

Es kracht, blitzt und donnert. Ein herrliches Gewitter! Hoffentlich wird es kühler. Du Lotting, da fällt mir ein, dass Du bei Wolfram warst und Tischtennis gespielt hast. Ich habe hier auch gelernt und wenn ich mal irgend wann Urlaub bekommen werde, werde ich Dich schlagen. Im letzten Trubel bin ich in Bergen zu nichts mehr gekommen, kein Aufnehmer, kein Besen, keine Schuhe. Es war alles so sehr schwierig geworden. Und Zeit hatte ich garkeine. Die Kameraden, die ich bat, hatten auch andere Gedanken im Kopf und haben versagt.

Zu einer neuerlichen Besichtigung von Husum bin ich noch nicht gekommen, deshalb muss ein neuerliches Blatt “ Husumer Nachrichten“ aushelfen. Was sagst Du zu Rußland. Es ist ganz toll, wie diese Riesenarmee zerschlagen wird. Wir sind alle der Ansicht, daß trotzdem England noch in diesem Jahr angepackt wird. Amerika nicht zu nahe (Island) und mit den Bomben (Münster) das geht auch nicht so weiter, dazu ist das Deutsche Volk zu weich.

Hier die Husumer müßtest du hören. Die Wehrmacht ist Ihnen höchst unsympathisch, weil sie Angst haben, sie könnten ihnen etwas wegessen

wegtrinken oder rauchen.

Apropos rauchen, hier gibt es garnichts. Kannst Du etwas auftreiben? So ganz ohne ist doch scheußlich.

Das Essen ist hier ganz gut. Auch mein Strohsack ist besser als der von Bergen. Es wird schon alles werden.                                           1000 Küsse von Deinem ollen Harald.