Harald Endemann an seine Frau Charlotte, nach 28. August 1941 (?)

Mein liebes Lottenkind,

Eben bekomme ich Deinen lieben Brief. Hab vielen herzlichen Dank, Du Liebes. Also Wilhelm fährt heute auf Urlaub und ich soll fahren, wenn er wieder kommt, das wäre so etwa am 15. 9., wenn unsere Verlegung nicht vorher kommt und wenn keine Urlaubssperre kommt und wenn…

Also die Mu, nun ja ich sah es ja kommen, da ist ja nun nichts mehr zu machen. Es hat auch keinen Zweck jetzt tiefsinnige Betrachtungen anzustellen. Ob sie nicht besser… Es ist eben geschehen. Jetzt muss überlegt werden, wie kann gesichert werden, sonst geht die Sache schief. Ob uns die Mu gegen 5 % etwas leiht? Damit wir Engels auffüllen können. Soeben war ich in der Heide. Es war wunderschön, in einer alten hölzernen Windmühle bin ich mit dem Müller bis oben in die Kappe geklettert und habe mir alles erklären lassen. Er war sehr stolz, daß jemand für seinen Klapperkasten Interesse hatte. Ich weiß jetzt was Königsrad, Sternrad ,Klüver (?)

nester , Katzenstein(?) sind. Er hat die Mühle extra meinetwegen stillgelegt und wieder anlaufen lassen, damit ich den Betrieb ja begriff. Dort oben an der Geest gibt es entzückende alte Friesenhäuser, bei denen das Dach bereits in Augenhöhe anfängt.

Lotti, den Urlaubsbrief mußt Du aber trotzdem schreiben.  

Es küßt Dich herzlich Dein Harald.

Die Oma Hechtle, die „Mu“ , Lottis Mutter, hatte ohne Vorankündigung ihr Haus am 26.8.41 verkauft.