Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 24. Oktober 1941

24.10.41

Mein liebes Lottenkind,

gestern Abend habe ich ausnahmsweise mal um ½ 7 Uhr Schluß machen können, weil ich ins Kino wollte. Es wurde Friedemann Bach gegeben. Hast Du den Film gesehen? Er steht und fällt mit Gründgens, aber er steht durch ihn. Wichtiger war mir fast, daß ich auf dem Hin - und Rückweg die Sichel des zunehmenden Mondes sah und da fiel mir wieder ein, daß ich beim vorigen zunehmenden Mond die herrlichen Tage bei Dir genossen habe, die ganze Liebe, die Kinder, die Behaglichkeit unseres Heimes, das herrliche Wetter, die ruhigen Nächte. Alles das stand ganz nahe vor mir und da wurde mir wieder so warm ums Herz, daß ich Dir nochmals recht von Herzen danken muß, für diese herrliche Zeit. Es muss ja nun wieder für lange Zeit vorhalten.

Seit gestern hat der Sturm nachgelassen und es scheint, daß es etwas besser werden will. Damit ist es aber auch noch kälter geworden als es ohnehin schon war.

Ich freue mich für Dich, daß Du mit der Verwaltung Weil eine kleine zusätzliche Einnahme bekommst. Es kommt doch immer wieder Hilfe aus irgend einer Ecke. Ich habe mir nochmals überlegt, ob etwas gegen die Übernahme sprechen könnte, ich finde nichts. Ich würde sie mit dem besten Gewissen übernehmen. Irgendjemand muß sie ja übernehmen, warum sollst Du das Geld nicht verdienen.                            

1000 Grüße                    
Dein Harald