Harald Endemann an seine Frau Charlotte, Mai 1942

5.42 [Mai 42? - eher 43?]

Mein liebes Lottenkind,

Wir sind mitten im Umzug und ich habe infolgedessen sehr wenig Zeit. Der Brief wird also recht kurz. Aber er ist doch immerhin eine Nachricht. Ich schicke Dir den Brief von Wiel und meine Antwort mit. Schicke ihm die Mk. 300 bei Gelegenheit. Wenn Du wieder Schreibmaschine schreiben kannst, dann unterrichte bitte Engels davon, daß die Angelegenheit Linienstraße abgewickelt ist, und daß ich von Wiel Specialisierung seiner reichlich unverschämten Forderung verlangt habe. Im Juli kommt bei Engels ja wieder neues Geld herein. Ich bekam gestern von Theo seinen 1. Brief als Soldat. Ich muß daraus entnehmen, daß er in der Gegend von Kursk in vorderster Linie eingesetzt ist. Es ist doch komisch! Wir sind zu alt, um in einem Fronttruppenteil, der doch immerhin in der Heimat eingesetzt ist, mitzuspielen und Theo holen Sie von einem wichtigen Posten weg unmittelbar an die Front. Das verstehe wer kann. Ich werde in den nächsten Tagen wohl nur zu Kurzbriefen kommen, denn der Umzug macht lausig viel Arbeit und ist obendrein ein Blödsinn. Wir haben jetzt einen Weg von 20 Minuten bis zur Dienststelle, daß

ist nun 4 mal am Tag. Wir haben dadurch 1 ½ Stunden länger Dienst. Es küßt Dich recht lieb

Dein Harald