Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 22. Mai 1942

[undatiert, um den 22.5.1942]

Mein liebes Lottenkind,

da haben wir uns beide wieder mal zu früh gefreut. Es ist alles über den Haufen geschmissen, und ich kann nun erst Mitte Juni fahren. Das genaue Datum steht noch nicht fest. Schweinerei!

Gestern mußte ich mit den Offizieren Fußball spielen. Dabei bin ich so unglücklich mit Hptm. Thiem zusammengerannt, daß ich einen großen Bluterguß im rechten Oberschenkel habe und nur sehr mühsam und unter großen Schmerzen gehen kann. Sehr militärisch sehe ich daher z.Zt. nicht aus. Die Urlaubsverschiebung ist auch im Hinblick auf Deine Reise Schiet, da es nun weder vorher noch nachher viel Zweck hat, da wir ja wahrscheinlich im Juli nach Stade verlegen. Schreibe doch mal an Thea, was die vorhaben, ob Du da nicht im Juli oder August hin kannst. Zu Deinem Geburtstag bin ich nun auch nicht da und darauf hatte ich mich besonders gefreut. Na, freuen muß ich mich ja eigentlich doch, daß ich überhaupt schon wieder Urlaub bekomme.

Das ulkige Kuvert, daß ich damals vergas , meine Briefe beizulegen schicke ich heute mit. Das Datum ist immerhin beachtlich.

Ich habe scheußliche Schmerzen!

Stoltenhoffs aus Wilhelmshaven wollen in den Pfingstt auslesen lassen agen nach Godesberg kommen. Ich habe sie gebeten, mal bei Euch vorzusprechen. Wenn dieser Brief bei Euch ist, ist wahrscheinlich schon Pfingsten. Ich werde bei diesem Fest wieder in Gedanken bei bei Euch sein, wie so oft. Hoffentlich könnt Ihr es gesund und fröhlich feiern. Wie geht es Deinem Arm? Du schreibst auch rein gar nichts darüber und gerade das beunruhigt mich. Wie war es denn bei Ursel Geburtstag? Auch darüber schreibt mir kein Mensch. Ihr wißt doch, daß mich jede Kleinigkeit interessiert.

Wenn ich nach Hause komme, gehen wir gleich am 2. oder 3. Tag nach Ittenbach und bringen meinen Anzug zum Schmidt zum Engermachen, damit ich nicht den ganzen Urlaub mit meinen Militärklamotten rumlaufen muß. Der Brief wird nicht besonders schön, weil ich zu verhodert wegen des Urlaubs bin. So ist nun mal der Mensch!

1000 liebe Grüße und liebe Küsse
Dein Harald