Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. Juli 1942

9.7.42

Mein liebes Lottenkind,

wenn Du diesen Brief bekommst, denkst Du schon wieder ans Abrüsten. Ich finde, daß diese Zeit geradezu verflogen ist. Geht es Dir auch so, oder hat Dir das süße Nichtstun die Zeit etwas verlängert. Bist Du mal in Swinemünde gewesen? Das und vieles Andere mußt Du mir bald erzählen. Ich lebe auf Deinen Besuch zu wie auf Weihnachten.

Ich fand gestern in der Kölnischen Zeitung beiliegende Notiz. Das ist doch sicher was Verwandtes! Heb den Ausschnitt mal auf.

Die heutige Nacht war ganz hübsch lebhaft. Ich hatte Glück denn ich war zum Nachtdienst in einem anderen Gebäude als unsere Halle von einer schweren Bombe getroffen wurde. Leider ist ein Oberfeldwebel tod und unter anderen der prächtige Uffz. Büchner verwundet. Ich hatte in meinem Heldenkeller manchmal das Gefühl, auf einem Schiff zu sein, so schwankte der Boden. Heute morgen kamen alle Putzfrauen zu spät. In den Wald hinter dem Horst war eine Luftmine niedergegangen und hatte die Bäume so umgelegt, daß die Wege unpassierbar waren und sie große Umwege machen mußten. In Jever selbst scheint nichts passiert zu sein. Es liegt ja auch eine Stunde von hier entfernt. Ich bin aber doch froh, daß Du diese Nacht nicht mitbekommen hast.        

1000 liebe Grüße
Dein Harald.