Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. September 1942

9.9..42

Mein liebes Lottenkind,

hab herzlichen Dank für das Paket und Deinen lieben, wenn auch traurigen Brief. Hoffentlich hat sich Deine Stimmung inzwischen gebessert. Ich bin nun ein paar Tage wieder nicht zum Schreiben gekommen, weil es hier zu sehr und ging, aber ich halte wenigstens gut durch. Für die Mk 11,- danke ich Dir besonders. Ich brauche jetzt in der Woche etwa 2 bis 3 Mk mehr durch die Milch. Auf den Tausch mit dem Schnaps ist bisher niemand eingegangen. Die Bauern halten alles furchtbar fest. Ich habe nun eine Bitte, um deren Erfüllung ich Dich schnell bitte. Wieviel ungedrucktes Schreibpapier in unangebrochenen Paketen haben wir noch? Ich meine auch die Saugpost von der Rotomaschine. Schreibe mir bitte sofort wieviel Bogen noch da sind. Ich kann damit mir unter Umständen einen Vorteil verschaffen. Wenn Du hinter die Geschichte mit dem Fahrrad Druck setzen wolltest, wäre ich Dir herzlich dankbar. Die Reparatur ist ja nicht toll. Ich brauche es dringend. Schreibe mir doch mal was von Helgas Geburtstag. Die verfluchte Schreibmaschine hat ihre Mucken, sie tippt, wenn man mal schnell schreiben will, 2 Buchstaben übereinander. Fie Vesdespzeitung liegt auch noch fast ungelesen hier, obgleich ich mich für den Inhalt sehr interessiere.

Gut daß Du die wichtigsten Sachen angestrichen hast. 14 Tage muß ich noch durchhalten. Kein Mensch nimmt Rücksicht darauf, daß ich hier alleine bin. Ich bin dauernd im Laufschritt. Der Tod von Georg Friedrich von Wachter ist mir sehr nahe gegangen. Von den ehemaligen Pfadfindern fehlen doch schon viele. Deckermv. Freeden, v. Wachter u.a. So nun muß ich wieder an die Arbeit.

1000 liebe Küsse            
Dein Harald

Von Hansi bekam ich einen lieben Brief.

Anmerkung Stefanie Endemann: Harald Endemann legte nach diesem Schreiben eine zwei- bis dreiwöchige Briefpause ein („wegen Überarbeitung“), was Lotti sehr beunruhigte. Sie rief ihn deshalb zwei Male an.