Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 6. Februar 1943

6.2.43

Mein liebes Lottenkind,

Eben ist Deine Stimme im Telefon verklungen und ich freue mich, dass ich Dich mal wieder gehört habe und ich ärgere mich, dass ich in der Minute so gar nichts belangreiches zu sagen wusste. Es geht mir dann so wie auf dem Bahnhof beim Abschied, man möchte und kann einfach nicht. Hier stürmt es mächtig und es regnet wieder überall bei uns durch. Die Schreibtische stehen bereits in allen 4 Zimmerecken, weil es in der Mitte überall trippst.

Mit dem Landratsamt, die Sache ist mir noch nicht klar. Wenn man mir die Einnahmen anrechnen will, muss man doch auch meine Ausgaben anrechnen. Aber vielleicht springt bei dieser Sache zusammen mit der Steuererklärung ein Arbeitsurlaub heraus, dann will ich es loben! Schreibe mal wieder einen Brandbrief, den ich vorliegen kann. Solange Hohle noch hier ist mag es gehen, wenn er erst weg ist, sehe ich schwarz.

Die neuen Gesetze über die Schließung von Geschäften und Betrieben, werden wohl auch in Godesberg viel Änderung mit sich bringen. Schreibe mir mal, was sich im Lauf der Zeit so tut. Wenn Geschäfte, wo es wirklich nichts mehr zu kaufen gibt, zu machen müssen, dann ist ja wirklich nichts verloren. Wir müssen ja wieder neue Millionenheere aufstellen, sonst bricht der Russe durch und dann ist alles, auch des Opfer von Stalingrad, umsonst. Es muss halt sein. Jetzt werden auch die,

die den Krieg bisher noch wenig gespürt haben, ihn zu fühlen bekommen. Immerhin wird es eine ganze Reihe von Leuten geben, die sich trotzdem virtuos zu drücken verstehen.

1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Harald.