Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 13. April 1943

13.4.43

Mein liebes Lottenkind,

Heute kam endlich Dein sehnlichst erwarteter Brief. Dacht ich mir´s doch, dass ich dem Hausputz zum Opfer gefallen bin. Na auch dir muss sein. Also ich bin in Jever um ein neues Jagdgeschwader mit aufzubauen. Es ist das bereits die 4. Einheit, die ich mit aufbaue und ich gelte darin anscheinend als Spezialist. Jeder Anfang ist schwer und die Geburtsstunden und Wochen eines neuen Geschwader besonders. Zuerst wird monatelang davon geredet und dann erfolgt die Geburt mit explosiver Gewalt. Warum das wissen die Götter. Es ist nun mal so. Dazu hat jeder neue Chef seine Eigenheiten. Sogar Hptm. Rech muss arbeiten, was ihn in der Seele zuwider ist. Seine Laune ist entsprechend. Grinsen musste ich, als er mir erzählte, dass sie in Bonn Anita Blume in die Sönneckenfabrik gesteckt haben. Curt Wiesenthal schrieb mir ebenfalls, dass ihm die Aufgabe obliegt, die Damen der Godesberger Gesellschaft in den Ringsdorffwerke anzulernen. Die Manicürten Händchen fassen nur sehr ungern die dreckige Kohle an. Daß Du noch nicht ans Kommen gedacht hast, enttäuscht mich fast, wo wir hier doch so ein liebes Nest haben. Carels nehmen das auch als sicher an und freuen sich schon auf Dich nun ist schon bald Ostern. Ihr feiert es doch wieder mit schönem buntem Tisch?

1000 liebe Grüße auch an die Kinder.
Dein Harald.