Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 1. September 1943

1.9.43

Gute Morgen, mein liebes Lottenkind!

Heute vor vier Jahren hat dieser scheußliche Krieg angefangen, der uns so langsam alles wegnimmt und dem man dankbar sein muss, wenn er uns das Leben lässt. Wilhelm L. will heute in Bombenurlaub fahren. Er hat natürlich noch keine Nachricht, wo er aber 3 Familien im M. Gl.. Hat (seine eigene, die Schwiegereltern und seine Mutter) ist es unwahrscheinlich, dass da nichts passiert sein sollte. Er ist natürlich stark in Sorge. Gestern war ich in einem großen bunten Abend des Staatstheaters Oldenburg in der Holzoper. Es war ganz nett, aber nicht allzu doll. Es droht meinem Urlaub schon wieder eine neue Gefahr. Die Mara wollen sie nach Dänemark versetzen. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen und ich auch. Dein Urlaubsbrief ist jetzt da und ich werde sofort einreichen, damit der Fall geklärt ist. Von Marburg habe ich noch keine Nachricht. Ich habe schreckliche Angst, dass alles im letzten Augenblick noch in den Teich geht.  

1000 liebe Küsse
Dein Mann