Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 10. September 1943

10.9.43

Mein liebes Lottenkind,

Endlich mal wieder ein längerer Brief von Dir und die Post hat sich mit ihm mächtig beeilt. Das ist sehr schön von ihr, denn ich hatte mächtig Sehnsucht nach einem lieben Wort von Dir. Der italienische Verrat ist auch uns mächtig in die Knochen gefahren. Sicher kommen manche deutsche Truppen durch diese Schurken in verzweifelte Situationen. Der Tommy wird natürlich an 1000 Stellen landen, um Verwirrung auch dahin zu tragen, wo noch keine ist. Das ganze Verhalten dieser Badogliobande ist das Gemeinste, was man sich denken kann. Mit welcher Wut mögen unsere Truppen gegen diese Gesellen vorgegangen

sein. Der Führer hat ja auch kein Blatt vor den Mund genommen. Das ist doch mal wieder ein populärer Krieg. Wie tief bist du gesunken, Rom. –

Meine Furcht vor einer Urlaubssperre scheint sich nicht zu bestätigen, sonst wäre sie wohl schon da. Es wird also gefahren! Wer weiß, wann wir mal wieder eine Reise machen können. Hier ist im Augenblick großer Stunk. Es ist ein Diebstahl vorgekommen. Nun geht ein Strafgericht über den ganzen Stab nieder. Morgens um 6,30 Wartungsdienst bis 8,00 Uhr, dann normaler Dienst bis 19 Uhr und anschließend exerzieren. Ich bin froh, dass ich dieser Tretmühle für 14 Tage entweichen kann. Bis dahin ist erfahrungsgemäß die Sache wieder abgeebbt.

10.00 liebe Grüße
Dein Mann