Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 11. November 1943

11.11. 43

Mein liebes Lotting,

gestern Abend war ich bei Carels, die Dich herzlich grüßen lassen. Es kalbte gerade eine Kuh und der Tierarzt musste geholt werden, weil es nich glatt ging. Dabei werden sie wohl die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Die Ähnlichkeit mit dem Menschen ist doch groß. Ich lege einen Brief von Karl-Otto bei, damit Ihr wisst, wie es denen geht. Die Haltung der Bevölkerung ist hervorragend, schreibt er. Ich finde die Haltung ist apathisch. – Lass kommen, was will, wir können es nicht ändern. Auch der Lage im Osten gegenüber tritt diese Stimmung zu Tage. Wir haben den Dnjepr nicht halten können, wir haben Kijew verloren, die Krim ist abgeschnitten, das Erzgebiet von Kriwoi Rog ist verloren, das unsere Oberschlesische Industrie versorgte und es ist noch nirgens ein halten. Dabei weiß man, dass eine riesenstarke Armee, die in Sibirien von den Amerikanern vollkommen modern ausgerüstet wurde für die Winteroffensive herangeführt wird. Es rührt aber keinen Menschen, keiner vermehrt seine Anstrengungen, die wenigsten sehen die Gefahr überhaupt. Ob diese Haltung vorbildlich ist weiß ich gerade nicht.  

1000 liebe Grüße
Dein Mann.

Abs. Uffz. Endemann
452400 Lgpa Hamburg 1

An Frau Lotti Endemann
Bad Godesberg /Rhein
Lessingstr. 1

 

[Handschriftlich außen] Ich hoffe jetzt, dass ich Samstag fahren kann.

Neue Nachricht. Traum wahrscheinlich ganz aus, da Kommodorewechsel.