Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 14. Juli 1944

14.7.44

Mein liebes Lottenkind,

nun habe ich die ersten Tage hier hinter mir. Man hat mir hier alles fein säuberlich aufgehoben und nun soll alles ruckartig fertig werden, aber ich blase ihnen was und mache alles avec la rue. In Frankreich ist mir zuerst die große Einheitlichkeit aufgefallen. Wenn man quer durch Deutschland fährt, so findet man von bayerischen, schwarzwälder, fränkischen zum niedersächsischen Dorf immer wieder neue Varianten. Das französische Dorf bleibt sich von Metz bis zum Meer gleich. Es ist eine phantasielose Steinwüste. Auch Dialekte kann ich nicht heraushören. Der Klimawechsel hat sich irgendwie nachteilig auf meinen Magen ausgewirkt. Heute Nacht mußte ich eiligst nach raus und fand in der Dunkelheit keinen Locus. In meiner Verzweiflung bin ich zum Luftschacht hochgeklettert bis aufs Dach und habe mich umschwirrt von englischen Nachtjägern hingesetzt. Ich mußte selbst lachen über die komische Situation als ich von der ersten Qual befreit war.

1000 liebe Küsse
Dein Harald