Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 8. September 1944

8.9.44

Mein liebes Lottenkind,

eben fällt mir ein, daß ich keine Rasierseife mehr habe. Zu Hause müssen noch einige angebrochene Stücke sein. Schicke bitte mit den Hemden auch Rasierseife mit sonst muß ich mir einen Vollbart stehen lassen. Post gibt es immer noch nicht, obwohl wir schon 10 Tage hier sind. Briefe, die an offene Anschrift geschickt wurden, brauchen dagegen nur 2-3 Tage. Schicke also bitte in Zukunft nur noch offen „Uffz. E. Finsterwalde/Niederlausitz 2 Postfach“. Gestern Abend habe ich den Film „Fronttheater“ noch einmal gesehen. Haben wir den nicht vor Jahren gemeinsam gelegentlich eines Urlaubs gesehen? Denkst Du daran, daß wir vor einem Jahr gerade im lieben Hessenlande waren. Herrgott war das schön. Kohl wird dieser Tage 75 Jahre alt. Ob es wieder so einen märchenhaften Geburtstagskaffee gibt wie im letzten Jahr, wahrscheinlich doch! Ich habe ihm geschrieben. Dieser Tage beginnt unser Einsatz, nachdem sich das Geschwader eingeflogen hat. Ich bin mal neugierig.

1000 liebe Küsse
Dein Harald

Frl. Pickel läßt grüßen.