Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 22. Oktober 1944

22.10.44

Mein liebes Lottenkind,

es ist Sonntag, aber wir merken nichts davon. Rabatz an allen Ecken teils von Innen teils durch den Tommy. Dazu wächst die Sorge um Euch mit jedem Tag. Ich muß unbedingt mal kommen. Dazu mußt Du mir aber die Mittel an die Hand geben durch einen Brief, den ich vorlegen kann. Schreibe mir, daß Dein anfänglicher Entschluß mit den Kindern in Godesberg zu bleiben, sich durch die inzwischen grundlegend veränderten Verhältnisse als unmöglich durchzuführen erwiesen habe. Die Nerven der Kinder wie der Erwachsenen gingen dabei drauf und Du könntest die Sorge für das Leben der Kinder nicht mehr länger tragen. Da Du aber nicbt von Haus und Kindern wegkönntest, müsste ich das Verbringen übernehmen. Zumindestens 1-2 von den Kleinsten, die der Gefahr noch ja unverständig gegenüberstünden, müssten fort, usw. Wie Schultzens (corr. Meyers) diese Invasion unterbringen wollen, ist mir ja schleierhaft. Auf jeden Fall ist es sehr lieb, daß sie es wollen. Ich habe solche Sehnsucht nach Euch allen.

1000 liebe Küsse
Dein Harald