Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 30. November 1944

30. 11.44

Mein liebes Lottenkind,

anliegend schicke ich einen Brief von Lenchen, Helga und sogar Ulla. Mir ist eine Stein vom Herzen gefallen. Es war mir zwar klar, daß die Kinder bei Lenchen gut aufgehoben waren. Nicht klar war mir dagegen, ob sie sich einigermaßen gesittet benehmen würden oder ob sie den Ruf der Familie Endemann in Grund und Boden ruinieren würden. Es scheint ja nun gut zu gehen, Gott sei Dank. Ich lege Dir nun noch eine Päckchenmarke bei, weil der Termin verlängert wurde. Bekomme keinen Schreck, ich will kein Weihnachtsgeschenk damit anmahnen, sondern möchte nur ein paar Weihnachtsplätzchen von zu Hause haben.ich habe nach wie vor das dumme Gefühl, als könnte bei Aachen ein ähnlich plötzlicher Durchbruch erfolgen wie bei Metz. Werdet daher nicht (unleserlich) , sondern schafft besonders an Kleidungsstücken und Wäsche fort, was nur irgend fortzuschaffen ist. Wann fährst Du nach Fr.? Du kannst dann von dort den leeren Koffer wieder mitnehmen. Mit Thea Lindemann war ich wieder einen Abend zusammen. Es war wieder reizend. Wo ich nun diesen Unterschlupf habe, werden wir wohl bald verlegt werden. Ich fange nun auch bald an,auf Post von Dir zu warten.

1000 liebe Küsse von Deinem
Harald

Am Samstag will ich mit Thea nach Godesberger Art Advent feiern.