Harald Endemann an seine Frau Charlotte, Februar/März 1945 (?)

Mein liebes Lottenkind,

heute werden unsere Stabshelferinnen entlassen und mit einem Lazarettzug nach Hannover in Marsch gesetzt. Meine kleine nette Stabshelferin, Irmgard Schwarz, nimmt auf ihrer Reise nach Kreuznach diesen Brief mit und ich hoffe, dass auf diese Weise dieser Brief schneller bei Dir sein wird als der, den ich gestern der Post übergeben habe. Mir geht es gut. Ich bin. z. Zt. In Leck in Schleswig Holstein ganz dicht an der dänischen Grenze. Meine ganze Sorge gilt Euch und Eurem Schicksal. Lebt Ihr?   Habt Ihr zu essen? Seid Ihr noch in unserem Haus oder ist es beschlagnahmt worden. Tag und Nacht muss ich an Euch denken. Was aus uns hier wird, weiß noch niemand. Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich in absehbarer Zeit kommen kann. Wie ist mir noch schleierhaft, aber ich hoffe, hoffe, hoffe. Schicke bitte

Lebenszeichen an Banthiens u. Meyers, denn es kann sein, dass ich in Etappen reisen muss. Wie würde ich mich freuen irgendwo Post und Nachricht von Euch zu finden. Ich muss mich selbst immer abbremsen, sonst geht die Fantasie mit mir durch und die Enttäuschung ist umso größer wenn es noch nicht klappt. Auf jeden Fall ist die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen wieder wach geworden. Der Weg von Strausberg nach hier war verflucht nicht einfach. An mich zu schreiben ist sinnlos, denn bis der Brief ankommen würde bin ich so oder so nicht mehr hier

1000 liebe liebe Küsse
Dein Harald