Harald Endemann an seine Frau Charlotte, November 1942 (?)

[offenbar fehldatiert]

Mein liebes Lottenkind,

Anliegend schicke ich Dir mal wieder eine Wucht Briefe. Es wird ja wohl eine Weile dauern bis wieder so viele beieinander sind. Die Postverhältnisse sind katastrophal. Wir werden beide wohl eine ganze Weile ins Leere schreiben müssen, ehe eine Antwort aus dem Chaos kommt. Ach Lotti, was waren doch die Urlaubstage schön und sind sie Dir nicht auch länger vorgekommen als 5 Tage. Ich glaube doch, daß wir diese Erfahrung auswerten müssen, in denen wir uns für den nächsten Urlaub recht viel vornehmen. Wie wäre es denn mit fünf Tagen Hessenland? Melsungen – Nassenerfurt - Marburg usw. Schreib es mir bitte mal im Ernst, damit ich unter Umständen vorbereiten kann ich finde es herrlich. 11 Tage Godesberg ist dann auch noch genug. In den 14 Tagen läge dann noch Ittenbach, Ließem und mancher schöne Spaziergang mit den Kindern.

In Stettin wäre ich ja gar zu gern über den Daumschen (?) See gefahren. Wie wäre es, wenn wir über Sonntag auch Hjalmar v. Schwarze einlüden? Ich will heute noch an Heinz Schilling schreiben. Es tut mir doch zu leid, daß wir uns nicht sehen konnten. Wahrscheinlich sind unsere Züge aneinander vorbei gefahren. In Deinen nächsten Brief mußt Du mir mal genau das Wiedersehen der Kinder mit Heidi schildern. Ich werde in den nächsten Tagen ein Wäschepaket nach Hause schicken. Die Sachen bitte ich zu waschen und dort zu behalten. Ich nehme sie im Urlaub mit. Der Tommy geht, nachdem er in Berlin, Stettin und Stralsund kopflose Flucht erzeugt hat, nach Mannheim und Nürnberg. Aufrufe wie die der Gauleiter von Berlin und Stettin unterstützen den Nervenkrieg des Tommy ganz erheblich. Ich habe hier mal vorsichtig die Geschichte von Peenemünde erzählt und zwar den Offizieren. Sie haben sich totgelacht.     1000 liebe Küsse für Dich und die Kinder und liebe Grüße an die Omis
Dein Harald