Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. September 1944

29.9.44

Mein liebes Lottenkind,

ich vergaß zu fragen, ob das Telefon wieder geht. Ich will doch mal versuchen, Dich nachts anzurufen. Beiliegend eine Karte von Rechtsanwalt Schneider Marburg, die man sogar lesen kann. 2. ein Brief von Hans Steffen 3. eine Brief von Thea. Heute vor einem Jahr wurde Mutter krank und ich mußte in der Sorge um ihr Leben fortfahren. Ich glaubte damals, daß ich sie nicht wiedersähe. Ob es überhaupt vor Kriegsende nochmal Urlaub gibt. Ich habe solche Sehnsucht nach Dir und den Kindern! Der Ort, in den wir nächste Tage verlegen, hat an 3. Stelle ein „t“. Beantworte mir bitte meine Fragen. Es hat seinen Grund, daß ich sie stelle.

Kann man mit Fahrplänen noch irgendwo rechnen und fahren

die Rheinfähren und Motorboote. Hier die Leute leben,als ob nichts vorgefallen wäre. Wenn man auf die Lage zu sprechen kommt ziehen sie sie Stirne kraus und sogar sehr ernst und haben sie im gleichen Moment wieder vergessen.

1000 liebe Küsse
Dein Harald