Oberfeldwebel Schmutte an Elsbeth Ließem, 25. Oktober 1944

L.49 126 A
Lg Pa Posen

O.U. den 25. 10. 44

Sehr verehrte Frau Ließem!

Ich habe es bisher nicht fertig gebracht Ihnen sehr verehrte Frau Ließem, die Nachricht von dem Tode Ihres geliebten Mannes zu schreiben.

Konnte es selbst nicht faßen wie es möglich war, daß Ihr Mann so schnell das Jenseitige aufgesucht hatte. Zwei Stunden nach meinem Besuch schloß er die Augen für immer.

Ich konnte es zuerst nicht gleich faßen. Und ich hatte schon an Sie lb. Frau Ließem geschrieben. Was ich getan hatte, konnte ich nicht mehr rückgängig machen, da mein Brief fort war.

Kurz nach dem Tode Ihres Mannes wurde ich innerhalb meines Bataillons versetzt. Und zwar zur einer Neuaufstellung einer Kompanie und kamen einige Tage später zum Einsatz nach Warschau. Seit diesem Moment befinden wir uns stets im Einsatz. Sie können sich vorstellen, wie ich da beschäftigt war. –– Als wir wieder in den Einsatzraum „Radom“ kamen, erreichte mich ein Brief, ich glaube er stammte von Ihrer Mutterseite. – Die Bitte die mir vorgetragen wurde, erfüllte ich gleich. – Habe zwei Hände voll Sand von dem Grabe Ihres lb. Mannes genommen. – In der Zwischenzeit wurden die Gefallenen von der Fsch. Pz. Div. H. Göring umgebettet. Unsern gefallenen Kameraden hat man einen schönen Platz ausgesucht und einheitliche Kreuze gegeben. – Die neue Grabnummer wird Ihnen sehr verehrte Frau Ließem durch den Gräberoffizier bekannt gegeben.

Ich hoffe, daß ich in Ihrem Sinne gehandelt habe und und mithelfen durfte, an Ihrem unermeßlichen Schmerz, etwas lindern zu dürfen.

Verabschiede mich mit dem Gedanken, daß ich durch meinen kleinen Dienst Ihre an mich gerichtete Bitte zu Ihrer Zufriedenheit erfüllt habe.

Verbleibe in stillem Gedenken an den Toten.
Ihr Schmutte

Sende gleichfalls ein Dienstpäckchen mit der Erde von dem Grabe Ihres Mannes.
Schmutte, Obfw.