Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 18. Juni 1943

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Köln, den 18.6.43.

Mein liebster Peps!

Nun bist Du schon zwei Tage weg. Ich muß mich richtig wieder an den Alltag und das Alleinsein gewöhnen und prompt hat sich auch der altgewohnte „Katzenjammer nach dem Urlaub“ eingestellt. Ich hab’ ja solche Sehnsucht nach Dir. Wie lange wird es jetzt dauern bis wir uns wiedersehen?

Ach was rede ich heute schon von Wiedersehen. -

Wie bist Du angekommen? Doch hoffentlich gut! Hat sich nichts Neues während Deiner Abwesenheit ereignet?

Ich hab’ so ein furchtbar komisches Gefühl und eine Angst! Um Dich auch mein Lieber. Ich werde diese Nacht sehr wahrscheinlich in den Bunker gehen, man muß sich halt in den Kleidern ins Bett legen. Jedenfalls hat mir der Bombenschaden im Friesenwall mal wieder den Rest gegeben. Sonst habe ich mir noch nichts angesehen.

Die F fuhr auch mal wieder nicht, bis Lindental mußten wir zu Fuß gehen.

Ach, ist das ein trauriges Leben!

Fritz ist heute Nachmittag gekommen. Adele (meine einzige jüngere Schwester) ist glücklich! Kann man verstehen.

Adele hat auch noch zwei Tage frei.

Wir waren gestern auf der Ortsgruppe und haben uns eine Bescheinigung geben lassen, daß man uns wegen Aufräumungsarbeiten für zwei Tage beurlauben soll.

Der Leiter fragte uns, ob wir auf der Maschine schreiben könnten. Wir haben uns die Bescheinigung ausgestellt und da hat er unterschrieben, nicht gefragt, wo wir wohnten, nichts! Ach, die sind ja froh, wenn die Leute den Mund halten. Ich war aber trotzdem heute arbeiten, weil ich sonst zu Hause das arme Tier bekommen hätte. „Flucht vor sich selbst“ Die Arbeit hat mir heute aber noch garnicht sonderlich zugesagt.

Wie hat Dir der Dienst denn heute wieder geschmeckt? Auch sicher nicht besonders, was?

Es war doch ein sehr, sehr schöner Urlaub, trotz des schlechten Wetters. Ich danke Dir für die schönen Tage und Stunden, was wäre mir ein Urlaub ohne Dich? Ach, ich kann mir das garnicht ausdenken. Ich hab’ Dich sehr sehr lieb, mein liebster Peps! Mein einziger Herzenswunsch ist: daß wir Beide den Krieg gesund überleben.

Nun mein Liebster will ich für heute schließen. Ich grüße und küsse Dich ganz lieb

Deine Annelie.