Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 21. Juni 1943

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Köln, den 21.6.43.

Mein lieber, lieber Peps!

Heute habe ich Deinen ersten Brief aus Frankreich erhalten. Ach, wie froh war ich, als ich nach Hause kam und einen weißen Brief mit der mir vertrauten Schrift vor mir liegen sah. Dann ist das Heimkommen gleich so schön und die gute Laune für den ganzen Abend ist hergestellt. Sicher hast Du jetzt auch schon Post von mir bekommen. Ich will Dir recht oft schreiben, wenn möglich jeden Tag. Wenn Deine Sehnsucht nach Post so groß ist wie die meine, dann freust Du Dich bestimmt über jeden kleinen Brief. Und wenn ich Dir damit eine Freude bereiten kann, dann tue ich es recht gerne, ist sie doch so billig - ein bißchen Zeit und viel Liebe. - Na, und die hab’ ich doch. - Das ist ja sehr dumm, daß Du nicht einen Tag länger hier geblieben bist. Aber wer konnte das auch wissen. Schade, das tut mir heute noch leid. - Vorigen Montag um diese Zeit saßen wir in der Oper. Es war so schön. Überhaupt, jetzt kommt wieder die Woche in der ich an jedem Tag sage: vorige Woche um diese Zeit haben wir ... u.s.w. Meistens kann ich wohl sagen ... sind wir im Kino gewesen. Egal, was machte das schon. Du warst doch bei mir und das war die Hauptsache. War es nicht schön, wenn wir im Kino saßen und Du hieltest meine Hand? Ach ja, nachher weiß man erst recht wie schön es war.

Ich hab’ Dich ja so sehr lieb. Wenn Du mir nur erhalten bleibst, leise muß ich dahinter sagen: und ich Dir. Momentan bin ich ja mehr noch in Lebensgefahr als Du. Aber wer weiß, was noch alles kommt. In den Keller gehe ich. Darüber brauchst Du Dir keine Sorge zu machen, habe ich doch selbst so viel Angst. Na, hoffen wir das alles alles gut geht, mein Labbes. - Nun habe ich Dir gestern vom Eisstadion aus einen Brief geschrieben. Wie schön war das Wetter doch gestern und heute? - regnet es schon wieder und es ist ganz scheußlich kalt. Gestern abend hatte ich einen ordentlichen Sonnenbrand. Ich hab’ mich ordentlich eingefettet und mit Vasenol eingepudert. Heute morgen war ich so richtig indianerbraun. Steht mir aber gut. Wenn es nur bliebe. Hoffentlich haben wir nächsten Sonntag auch wieder schönes Wetter.

Ach mein liebster Peps, Du fehlst mir an allen Ecken und Kanten. Überall muß ich alleine hingehen. Dann bin ich immer so traurig und denk’ so viel an Dich. Ich hab’ so schrecklich viel Sehnsucht nach Dir. Nun werde ich noch Strümpfe stopfen. Dann werde ich mich in die Heia legen und von meinem lieben Labbes träumen.

Viele liebe Grüße und einen dicken Kuß

Deine Annelie.