Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 29. Juni 1943

Nordfrankreich, 29.VI.43.

Meine liebe Annelie,

hoffentlich bist Du noch gesund! Ach, ist das furchtbar - - Dom, Gürzenich, Rathaus, Wohnhäuser, Wohnhäuser, Wohnhäuser - - mein Gott - in welch grausamer Zeit leben wir!

Als ich heute Mittag den Bericht im Rundfunk hörte war ich einfach fertig. Jetzt lebe ich in einer Sorge und Unruhe. Wenn die schrecklichen Stunden - nein Tage bis zur nächsten Nachricht schon vorüber wären. Und jetzt schreibe ich an Dich, schreibe: Flandrischerstraße 20 - und weiß nicht einmal, ob das überhaupt noch existiert. Ja - ich weiß mal nicht einmal, ob Du - meine geliebte Frau noch am Leben bist. Ach, ich darf nicht daran denken - Annelie ich würde es nicht überleben. Dann machte ich auch Schluß mit mir - in ein paar Wochen habe ich ja Gelegenheit dazu.

Hoffentlich bist Du im Bunker gewesen.

Ich bin unfähig, klar zu denken - es ist

so leer und öde in mir

liebe, liebe Annelie!

Hoffentlich kann ich Dich wenigstens noch einmal sehen.

Dein Adi.