Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 12. Juli 1943

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Ürzig, 12.7.43.

Mein lieber Adi!

Nun ist heute schon Montag und Du bist noch nicht hier. Fast nehme ich an, daß Du garnicht kommen darfst. Schade, ich habe mir solche Mühe gegeben, ich werde es Dir mal gelegentlich erzählen.

Heute bin ich ganz alleine hier in Ürzig. Vater, Mutter, Adele, Frau Schramma u. Fritz sind heute Mittag hier abgefahren bis Koblenz. Morgen früh wollen sie weiter nach Köln. Fritz kam schon gestern abend hier an. Adele hat ihm Samstag ein Telegram geschickt,

allerdings kein bescheinigtes, aber seine Mutter ist ja auch Fliegergeschädigt, sie konnte aber noch alles retten. Nun sind sie mal alle nach Köln. Es ist ja noch so vieles zu regeln. Frau Schramma wird wohl nicht mehr mitkommen. Ich bin extra hier geblieben, weil ich bange bin, Du könntest kommen u. ich wäre nicht hier. Ach es ist so traurig, wir sind jetzt so arm und ein bißchen Heimweh hab’ ich auch. Was noch aus uns werden soll? Ich weiß es nicht! Morgen muß ich mal nach Wittlich zum Arbeitsamt.

Mal sehen, ob ich wieder an einer Sparkasse ankommen kann. Die Bahnverbindung ist hier sehr ungünstig, ¾ Stunde bis zum Bahnhof.

Morgen werde ich Dir wohl Näheres berichten können.

Für heute liebe Grüße + Küsse

Deine Annelie.

A. Hastenplug
b. Fam. Heinr. Mies
Ürzig/Mosel
Hindenburgstr.