Anneliese Hastenplug an Andreas van Kann, 6. August 1943

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Wittlich, 6.8.43.

Mein lieber Adi!

Die heutige Mittagspause will ich dazu benutzen, Dir einen kleinen Brief zu schreiben. Gerade kommen wir aus der Kantine, es hat heute ganz gut geschmeckt.

Gestern abend habe ich zwei liebe Briefe von Dir bekommen. Ich bin so froh, daß Dir weiter nichts nachhälst und daß es Dir wenigstens ein bißchen in Deinem Urlaub gefallen hat. Du glaubst ja garnicht, welche Gewissensbisse und welche Vorwürfe ich mir gemacht habe, weil ich mir nicht mehr Mühe gegeben habe, Dir den Aufenthalt noch netter zu gestalten. Ob das an der großen Hitze lag? Vielleicht aber waren es auch nur die Nachwehen der vergangenen Schrecken. Es war mir doch sehr arg, alles verloren zu haben, ich hab’ mir das nur

nicht so anmerken lassen wollen.

Jetzt bin ich schon ziemlich darüber hinweg. - So gut wie auf der Sparkasse gefällt es mir hier ja nicht. Vielleicht kommt das noch, wenn man mich auch hier „entdeckt“. Auf der Sparkasse war ich eben schon ein „kleiner Begriff“. Schade! Bäh, jetzt grinsest Du! Ekel!

Das war ja fein, daß Du Annemie und Mutter getroffen hast, da war es Dir doch wenigstens nicht langweilig. Wieder eine große Sorge! Was hast Du Annemie gesagt, wann, wie, auf welche Weise wir von Köln gekommen sind? Bitte diese Frage nicht übersehen, sonst schreib’ ich Dir nie mehr, Labbes!

Ihr wißt doch, daß Adele und ich Annemie Freitagsmittags in der Stadt getroffen haben als ihr in der Stademannstr.

[Rest fehlt]