Andreas van Kann an Annliese Hastenplug, 20. August 1943

Kiew, 20.8.43.

Meine liebe Annelie!

Jetzt bin ich schon in Rußland! Rußland! Mit wie wenigen Erwartungen bin ich hier her gefahren und trotzdem habe ich noch viel zu hoch geschätzt. Du glaubst garnicht, wie primitiv hier alles ist. Selbst hier in „friedlichen“ Gebiet ist es doll. Ich kann das alles garnicht so recht beschreiben - weißt Du, ich muß das zuerst einmal in mir aufnehmen - und - mich damit abfinden. Alle soldatischen Dinge, die in der Heimat oder gar im Westen wohl selbstverständlich sind, kennt man schon hier - 500 km. hinter der Front nicht mehr. Hier ist ein jeder „Landser“ ohne Rücksicht auf Rang und Klasse. Und jeder ist ein armes Schwein. Die schon länger hier sind werden das kaum noch empfinden - man gewöhnt sich

halt an die primitivsten Dinge - wenn man muß. -

Bis morgen bleiben wir noch hier, dann geht’s ab nach Osten - Richtung Orel. Schau Dir mal die Karte an: Etwa 80 km. südlich Orel muß ich hin. Darüber werden wir wohl noch 3 -4 Tage fahren, wir müssen ja den Haufen noch suchen, zu dem wir gehören. -

Gestern traf ich einen Landser, der von meinem Regiment kam und auf Urlaub fuhr. Im Augenblick sei es dort ganz ruhig. Der Iwan habe seine Kampftätigkeit im Raume Orel eingestellt. Es wäre wohl zu wünschen.

Und dann, Annelie - mach Dir um mich keine Sorgen, es wird schon alles klar gehen. In ein paar Wochen ist für mich der Krieg sowieso aus. Schau mal - eh ich mal richtig da bin, ist es schon Anfang

[Rest fehlt]